Resolution im Kreistag: Die Kapazitäten auf den Intensivstationen sind erschöpft. Der Klinikverbund stellt Triage-Team zusammen.

Böblingen - Der Landkreis Böblingen fordert in einer Resolution die sofortige Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen das Coronavirus. In der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschuss haben die Kreisräte mit großer Mehrheit dafür eine klare Empfehlung zur Beschlussfassung durch den Kreistag gegeben, der am 20. Dezember tagt. Nahezu alle Fraktionen haben dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt.

 

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„Den ganzen Sommer gab es Angebote zum Impfen in Hülle und Fülle. Aber zu viele Menschen haben sich nicht darum gekümmert oder lehnen die Impfung ab,“ zeigte sich Landrat Roland Bernhard enttäuscht über die geringe Quote vollständig Geimpfter im Landkreis von 62,1 Prozent. Die allgemeine Impfpflicht solle in erster Linie helfen, Menschenleben zu schützen, so Bernhard weiter: „Auf den Intensivstationen des Klinikverbundes Südwest sind Kapazitäten mehr als erschöpft. Der Klinikverbund hat ein Triage-Team zusammengestellt, um die ethisch schwierige Entscheidung zu treffen, wer prioritär behandelt wird. Eine höhere Impfquote würde helfen, die Situation zu entspannen.“

Das Klinik-Personal ist überlastet

Dass es zu wenig Intensivbetten gibt und das Personal überlastet ist, bestätigte in der Sitzung Andreas Ostermeier, der Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin in den Krankenhäusern Herrenberg und Böblingen. Seine Schilderungen veranschaulichten den Druck, unter dem er und seine Kolleginnen und Kollegen arbeiten.

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Eine hohe Impfquote könne zwar nicht hohe Infektionszahlen verhindern. Sie verhindere jedoch eine hohe Zahl lebensbedrohlicher Krankheitsverläufe. Laut dem Robert-Koch-Institut ist die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid19 zu erkranken, bei den vollständig gegen dieses Virus geimpften Menschen um etwa 90 Prozent geringer als bei den nicht geimpften.

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Ohne die weitere Immunisierung durch die Schutzimpfung müsste bis zur Durchseuchung der ungeimpften Bevölkerung durch eine Ansteckung mit dem Coronavirus mit Tausenden weiteren Toten und einer hohen Belastung der Intensivkapazitäten gerechnet werden. Hinzu kämen zahlreiche Opfer anderer Erkrankungen, für deren Behandlung die Kapazitäten nicht ausreichen würden.

Zahlreiche Opfer anderer Erkrankungen

Da es nach wie vor kein wirksames Medikament für eine Heilung der Erkrankung gäbe, biete nur das Impfen eine Vorbeugung vor einer zu hohen Zahl an schweren Erkrankungen für das Gesundheitssystem. Trotz eindringlicher Appelle und breit angelegter Kampagnen bliebe die Impfquote unter den Erwartungen zurück, heißt es weiter. Um in den sogenannten endemischen Zustand zu kommen, müssen nach Schätzungen von Experten rund 90 Prozent der Menschen geimpft oder genesen sein.

Impfquote im Kreis Böblingen liegt bei 62,1 Prozent

Im Landkreis Böblingen beträgt die aktuelle Impfquote nur 62,1 Prozent, obwohl mit dem Kreisimpfzentrum in Sindelfingen, einer Vielzahl an dezentralen und mobilen Impf-Aktionen in allen Kommunen sowie Kooperationen mit den verschiedensten Akteuren viele Angebote gemacht wurden und weiter werden. Die Impfskepsis in allen gesellschaftlichen Schichten sei in diesem Ausmaß enttäuschend. Sie führe dazu, dass auf den Intensivstationen des Klinikverbundes Südwest die Kapazitäten erschöpft und Verlegungen an der Tagesordnung sind.