Fünf Raumfahrer besuchen das Weiler Kepler-Museum und werden auf Deutschlands erster Raumfahrer-Allee auf dem Marktplatz verewigt.

Weltraumfahrer zu organisieren, das ist schlimmer, als einen Sack Flöhe hüten“, sagt einer, der es wissen muss: Reinhold Ewald, Astronaut und Nachfolger von Ernst Messerschmid als Leiter des Fachgebiets Astronautik und Raumstationen an der Universität Stuttgart. Im Sitzungssaal des Weil der Städter Rathauses geht ein Lachen durch die Reihe der illustren Gäste, und genau genommen schmunzeln sie über sich selbst.

 

Denn sie sind die Ehrengäste an diesem Tag in der Keplerstadt: Das französische Astronautenpaar Claudie und Jean-Pierre Haigneré, der rumänische Astronaut Dorin Prunariu und ihre deutschen Kollegen Reinhold Ewald, Gerhard Thiele und Ulrich Walter. Auch Andy Turnage, Chef der ASE, der Assoziation der Weltraumforscher, muss lachen, denn er ist es, der dieser Aufgabe Herr werden muss.

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ASE ist ein professioneller Verband für Weltraumflieger und unterstützt die Förderung der Weltraumforschung. Anlässlich des ASE-Kongresses, der in diesem Jahr in Stuttgart stattfand, haben einige der Kongressbesucher dem Kepler-Museum und Deutschlands erster Raumfahrer-Allee einen Besuch abgestattet. Die Allee wurde im Oktober 2021 mit den Astronauten Ulf Meerbold und Ernst Messerschmid sowie dem Kosmonauten Gennadi Padalka eingeweiht.

Weil der Stadt erweitert die Raumfahrer-Allee

„Für jeden Raumfahrer, der persönlich in die Keplerstadt kommt, wird ein Lindenbäumchen gepflanzt“, erklärt die Physikerin Margarita Riedel, Vorstandsmitglied der Kepler-Gesellschaft und Mitarbeiterin im Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum Stuttgart. Dass die Allee erweitert wird, ist bereits sicher, nur über den Weg, den sie nehmen soll, wird noch beratschlagt.

Die Gäste allerdings müssen sich interimsmäßig mit einem gemeinsamen Bäumchen begnügen, denn der hohe Besuch hat sich kurzfristig angemeldet. Doch Bürgermeister Christian Walter (parteilos) verspricht: „Jeder von Ihnen bekommt ein Bäumchen mit einer Plakette, auf der Name, Mission und Aufenthaltsdauer im Weltall eingraviert wird.“

Das Geschlecht spielt im Weltraum keine Rolle

Nachdem sich die Gäste ins Goldene Buch der Stadt eingetragen haben, bleibt noch ein wenig Zeit für entspannte Gespräche. Auch Claudie Haigneré gibt gerne Auskunft. Sie war zweimal für 26 Tage im Weltall und hat als Astronautin Seltenheitswert. Doch das Geschlecht spielt im Weltall keine Rolle: „Wir sind wie eine große Familie“, erklärt sie „wenn auch mehr Brüder als Schwestern“, sie lacht herzlich, „noch.“ Das Astronauten-Team verbringe eine beträchtliche Zeit am Boden miteinander, trainiere und wachse zusammen, bevor es auf eine Mission ins All geschickt werde. „Und schlussendlich sind die gemeinsamen Ziele und der gemeinsame Erfolg wichtig“, sagt sie.

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Doch was bringt einen Menschen dazu, sich freiwillig auf 2000 Tonnen explosiven Treibstoff zu setzen im Vertrauen darauf, dass die Zündung kontrolliert abläuft und die Kapsel ohne Zwischenfall ins All geschossen wird? „Darüber denkt man nicht nach“, sagt Raumfahrer Gerhard Thiele, der im Jahr 2000 für elf Tage im Weltall war. „Man weiß, dass alle, die an dieser Mission beteiligt sind, ihr Bestes geben.“

Kepler entdeckte grundlegende Gesetze der Planetenbewegung

Was die Astronauten nach Weil der Stadt zieht, erklärt der Vorstand der Kepler-Gesellschaft, Klaus Werner: „Alle Raumschiffe, die wir ins All senden, sind auf Kepler-Bahnen unterwegs.“ Diese Bahnen heißen so, weil der berühmte Sohn der Stadt die ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten entdeckt und mit den drei Keplerschen Gesetzen beschrieben hat. Außerdem hat das mittelalterliche Städtchen seinen ganz eigenen Charme, der Besucherinnen und Besucher regelmäßig in seinen Bann zieht.