„Weil der Stadt und die moderne Raumfahrt sind direkt verbunden“, erklärt Margarita Riedel, Vorstandsmitglied der Kepler-Gesellschaft, das Projekt. Kepler habe die bemannte Raumfahrt mit seinen Forschungen nicht nur wesentlich geprägt, sondern sie auch vorhergesehen – und das vor über vier Jahrzehnten. „Warum kommen Raumfahrer nach Weil der Stadt? Weil sie sich im All alle auf Keplerbahnen bewegen“, ergänzt Riedel.
Die drei ersten weit gereisten Besucher haben nun ihre Plakette erhalten – und beim Festakt am Samstag mit strahlendem Sonnenschein nicht nur Keplers Geburtstag, sondern auch das sechzigjährige Jubiläum der bemannten Raumfahrt gefeiert. Auch Bürgermeister Christian Walter freut sich über den Besuch und würdigte den Einsatz der Kepler-Gesellschaft, eine Raumfahrt-Allee zu etablieren, als großes Geschenk. Die Stadt ist stolz auf ihren berühmten Sohn und die Umtriebigkeit der Gesellschaft.
Eine Zukunft der Menschheit im All?
Irina Padalka begleitet ihren Mann Gennadi, dem Mann, der mit 878 Tagen der Mensch ist, der die längste Zeit im Weltall verbracht hat. Die „öden Weiten“ haben ihn nicht geschreckt, der Oberst der Luftwaffe und Militärpilot erster Klasse geht mit kühlem wissenschaftlichem Verstand ins All: „Es sind ja nur 400 Kilometer“, sagt der 63-Jährige ruhig, „was ist das schon?“ Als öde hat er das Weltall nicht empfunden, als anders hingegen schon: „Als Kolumbus Amerika betreten hat, war auch alles anders und fremd, er hat sich sicherlich auch nicht gefühlt wie zuhause.“ Fünf Mal war Gennadi Padalka im All, fünf Mal war er Kommandant einer Weltraummission. Die Weltraumtouristen, die derzeit Schlagzeilen machen, beneidet Irina Padalka ein bisschen: „Wäre ich jünger und hätte ich die Möglichkeit dazu, würde ich auch ins All gehen“, sagt sie mit einem Lächeln. Zudem schätzt sie es, dass das Geld, die durch die privaten Mitreisenden eingenommen wird, auch der Forschung zu Gute kommt.
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Ulf Merbold findet es zwar gut, dass durch die so genannten Space Travellers mehr Menschen die Erde von oben bewundern können, doch sein Ansatz ist ein anderer. „Raumfahrer sehen die Erde von oben und dokumentieren auch die Leistungsgrenzen unserer Welt. Wir beobachten, wie die Gletscher und die Wälder sich verändern, abnehmen, wie unsere Welt sich besorgniserregend wandelt.“ Der 80-Jährige war 1983 der erste Westdeutsche im All, insgesamt hat er den Weltraum drei Mal besucht.
Erde muss beschützt werden
Sieht er die Zukunft der Menschheit in den unendlichen Weiten des Alls? Die Antwort ist klar: „Nein.“ Den heimlichen Drang, den Mond, den Mars oder sonst einen Planeten zu besiedeln, kennt er nicht. „Nirgendwo lebt es sich für uns so gut und für uns eigentlich perfekt wie auf unserer Erde. Die müssen wir behüten und beschützen, um sie so intakt wie möglich an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben“, sieht er die Aufgabe unserer Zeit. Und je mehr Menschen, privat und ohne Steuergeld finanziert, ins Weltall fliegen und die Schutzbedürftigkeit des blauen Planeten erkennen, desto besser. „Wir müssen unsere Erde beschützen.“