Der Schwabentrail in Malmsheim ist inzwischen ein fester Termin für Zwei- und Vierbeiner aus dem In- und Ausland. Wir waren in einem Selbstversuch beim Schnupper-Canicross dabei.

Renningen-Malmsheim - Der Weg zum Start ist matschig, wie es sich für ein ordentliches Off Snow Rennen gehört. Neben uns steht ein sauber gebürsteter Colli, der mit dem Startsignal fröhlich bellend losschießt und noch eine Weile von sich hören lässt. Gestartet wird in Zweiergruppen. Die Hunde kennen sich nicht und müssen für den Zughundesport gut verträglich sein. „Wir haben ein Maulkorbverbot in unserem Sport“, erklärt die Renninger Hundesportlerin und Organisatorin des 4. Schwabentrails in Malmsheim, Melanie Steger. An festen Leinen oder im Gespann im Spiel oder Ernst übereinander herzufallen, werde in diesem Sport nicht toleriert.

 

Unser Anfangstempo ist flott. Nelly biegt kurz nach dem Start scharf links ab, um Artgenossen mit einem Pipi ihre Anwesenheit auf der Strecke kund zu tun. So zieht es mich, trotz Ruckstoppleine mit dem Hund fest an einem Zuggürtel verbunden, fast von den Füßen. Der Colli ist erstmal weg und hinter uns spurtet die nächste Starterin heran. Sie hat genug Luft, um ihren Jagdhund noch mit hohem Tempo lautstark anzufeuern. Allein unter Profis, denke ich und versuche Tempo und Rhythmus unseren mageren konditionellen Voraussetzungen anzupassen. Vor uns liegen knapp viereinhalb Kilometer Rennstrecke.

Im Wald begrüßt uns gleich der erste von zwei giftigen Anstiegen. Das Frauchen fällt in den Schritt, während Nelly nicht mal die Zunge heraushängt. Das ist ungerecht, denn eigentlich sollte sie mich ziehen – so wie sie es mit Vorliebe beim Gassi an der Leine macht. Stattdessen vertreibt sie sich an der durchhängenden Zugleine mit dem Aufspüren von Mäusen unter der Schneedecke am Wegrand die Zeit. Völlig außer Puste –jetzt bitte keine weiteren unangekündigten Richtungswechsel auf dem laubglatten und matschigen Pfad.

Den Colli und sein Frauchen haben wir an der Steigung wieder eingeholt. Jetzt erwacht der Ehrgeiz, nicht das langsamste Gespann zu sein. Die anschließend startenden Laufcracks sind immerhin doppelt so schnell wie wir, die besten sogar schneller als die Biker, erzählt Melanie Steger später. Beim Canicross ist die Laufleistung des Zweibeiners entscheidend für die Teamleistung. Arme Nelly, mit mir gewinnt sie keinen Blumentopf. Puls und Atem gehen schneller, die kalte Luft unter dem Gefrierpunkt brennt mittlerweile in den Bronchien. Die Gedanken verschwimmen, als hinter einer Kurve das 400mm Teleobjektiv des Hundesportfotografen auftaucht. Hund und Mensch mittlerweile voller Matsch, das Gesicht hochrot, versuchen mit einem Lächeln schnell vorbei zu kommen. Es sind denkbar schlechte Voraussetzungen für ein ansprechendes Frauchen-Hund-Selfie. Mit dem nächsten Anstieg, im winterlich verschneiten Wald, definieren wir unser Ziel neu: Überhaupt ankommen heißt das jetzt. Die viereinhalb Kilometer ziehen sich dahin und ein Blick auf die landschaftlich reizvolle Strecke im Wald ist kaum mehr drin.

Dafür tauchen vor uns gestartet die Schnupper-Crossteams auf. Die Hunde sind nicht angestrengt, sie sind von der Natur für langes Traben vorgesehen. Schnupper-Musher, die so genannten Hundeführer im Schlittenhundesport kämpfen dagegen sichtbar mit der letzten Steigung. Auf der Kuppe feuert ein Streckenposten die Schnupper-Crossläufer für die letzten Meter an. Auf dem abschüssigen Zieleinlauf geben wir auf dem rutschigen Boden nochmal alles und stellen trotz der Anstrengung fest, dass das richtig viel Spaß gemacht hat. Nelly freut sich einen Knoten in den Bauch für das verdiente Lob.

30 Teams haben den Schnupper-Canicross absolviert, berichtet Melanie Steger. Er soll einen Einstieg in den Schlittenhundesport weisen, für den die typischen nordischen Rassen nicht zwingend notwendig sind. „Die Starter sagen oft, ich hätte gerne Lust, es zu probieren, will den Cracks aber nicht im Weg rumstehen“, erzählt die Renningerin, die selbst erst vor fünf Jahren selbst mit ihren slowakischen Vorstehhunden in den Canicross eingestiegen ist. „Hierfür muss nicht jeder gleich eine Rennlizenz haben oder im Verein sein“, meint die Hundesportlerin. Allerdings würde bei dem Schlittenhunde-Sportverein Baden-Württemberg der Tierschutz an erster Stelle stehen. „Wir möchten, dass regelmäßige Starter einen Better Mushing Kurs besuchen, wo sie alles über das hundegerechte Training, die richtige Ausrüstung und die Rennregeln erfahren. Einfach einen Hund vor das Fahrrad zu hängen, mache den Hund in kürzester Zeit kaputt. Steger bietet hin und wieder ein gemeinsames Training rund um Renningen an. Die Termine veröffentlicht sie kurzfristig in der Facebook-Gruppe Schwabentrail.com .

Im anschließenden Rennen der Routiniers finden sich neben Hütehunden viele Jagdhunde und Mischlinge. Auch ein American Staffordshire ist mit viel Vorwärtsdrang dabei. Die schnellsten Läufer haben meist einen großen Jagdhund oder einen solchen Mischling an der Leine berichtet Melanie Steger. Die nordischen Rassen sind ausdauernder aber nicht so schnell auf diesen Distanzen und werden deswegen getrennt gewertet. Im Vordergrund stehe aber vor allem der Spaß, im Team mit dem Hund Erfolg zu haben. Insgesamt waren 205 Starter beim Schwabentrail 2018 in verschiedenen Kategorien am Start. Auch im kommenden Jahr soll beim fünften Schwabentrail ein Schnupper-Cross und ein Kinderrennen stattfinden.