Die Bürgerinitiative Wimsheim hat 825 Unterschriften gegen ein Industriegebiet im Ort gesammelt.

Wimsheim - Es hat nur ein paar Minuten gedauert. Für die Bürgerinitiative (BI) Wimsheim war es aber ein entscheidender Moment im Kampf gegen ein Industriegebiet im Ort. 825 Unterschriften übergaben die Vertreter der BI am Mittwochabend im Rathaus an den Wimsheimer Bürgermeister Mario Weisbrich. Auch in der Nachbargemeinde Friolzheim haben 496 Bürger gegen das Projekt unterschrieben. Allerdings auf einer eigenen Listen. Während der Schultes die Zettel kommentarlos entgegennahm, demonstrierten vor dem Rathaus etwa 160 Menschen gegen die Ansiedelung der Pforzheimer Gold- und Silberscheideanstalt C.Hafner.

 

Die Bürgerinitiative ist mit dem Ergebnis ihrer Unterschriftenaktion mehr als zufrieden. „Wir haben gewusst, dass viele Bürger dagegen sind“, erklärte die Sprecherin der BI, Sandra Beck-Lankocz. „Aber dass es so viele sind, hat uns doch etwas überrascht.“ Ende Januar hatte die BI ein Informationsblatt an die Haushalte verteilt, in dem sie ihre Bedenken gegen ein Industriegebiet äußerten. Einige Tage später starteten die Mitglieder der BI ihre Unterschriftenaktion im Ort. Sie klingelten an den Haustüren, sprachen mit den Menschen auf der Straße. „Wir haben die Bürger gefragt, ob sie ihre Unterschrift gegen das Industriegebiet und die Ansiedelung der Firma C. Hafner leisten wollen“, erklärte der Vorsitzende der BI, Jens Sommerfeld.

In den vergangenen Wochen wurden im Ort immer wieder Stimmen laut, dass einige BI-Mitglieder dabei nicht zimperlich vorgegangen seien. Man sei mit Geschichten von krebskranken Kindern unter Druck gesetzt und sogar beschimpft worden, wenn man nicht unterschreiben wollte, erzählten einige Bürger.

Diese Vorwürfe wies die Bürgerinitiative bei der Unterschriftenübergabe am Mittwochabend entschieden von sich. „Wir erklären verbindlich, dass bei den Haustürbesuchen keinerlei Pression auf die befragten Bürger ausgeübt wurde“, erläuterte Jens Sommerfeld gegenüber dem Bürgermeister. „Jeder Befragte konnte sich frei entscheiden, seine Unterschrift zu leisten oder sie zu verweigern.“

Was erwartet die BI nun von Verwaltung und Gemeinderat? „Dass sie die Unterschriften als Anlass nehmen, ihrer Vertreterfunktion für diese Bürgerschaft bei den anstehenden Entscheidungen gerecht zu werden“, erklärte Sommerfeld. Die Anzahl der Unterschriften ist für die BI ein deutliches Signal. „Wir hoffen, dass sie eine Wirkung haben“, sagte Sommerfeld.

Immerhin seien fast so viele Menschen jetzt gegen ein Industriegebiet im Ort, wie Mario Weisbrich 2010 zum Bürgermeister gewählt hatten. Damals bekam er 845 Stimmen. „Das kann Herr Weisbrich nicht einfach ignorieren“, sagte ein Bürger. Er fordert einen sofortigen Planungsstopp.

Trotz eisiger Temperaturen am Mittwochabend also zufriedene Gesichter bei den Demonstranten vor dem Rathaus. Auch dieses Mal waren wieder Friolzheimer dabei, die das Industriegebiet verhindern wollen. „Das schadet auch unserem Ort“, sagte Erika Stöcker-Strache. Friolzheim sei genauso von der Umweltverschmutzung und dem Lärm betroffen.

Sollte Hafner tatsächlich nach Wimsheim kommen, will sie mit ihrer Familie nicht mehr in Friolzheim leben. Zu groß sei die Angst vor Störfallen in der Recyclinganlage. Vom Verhalten Mario Weisbrichs ist die zweifache Mutter enttäuscht, wie sei sagt:. „Es ist eine Bankrotterklärung für den Bürgermeister, dass er sich nicht vor seine Bürger stellt.“