Die neuen Gemeinderäte kritisieren, dass eine Firmenbesichtigung Geheimsache bleiben soll. Dafür hagelt es Kritik von den Befürwortern der Goldscheideanstalt. Damit bleiben die Fronten zwischen den Lagern verhärtet.

Wimsheim - Es ist nur eine fast bis Mitternacht dauernde Mammutveranstaltung gewesen, die letzte Sitzung des Gemeinderats in diesem Jahr. Zu vorgerückter Stunde gingen auch noch einmal die Wogen richtig hoch. Der Grund war das Thema Hafner. Die Diskussion entzündete sich an einer nur scheinbar harmlosen Information von Bürgermeister Mario Weisbrich: Die Verbandsversammlung des Gemeindeverwaltungsverbands Heckengäu habe einstimmig beschlossen, den Flächennutzungsplan für den Schellenberg in Mönsheim zu ändern. Hintergrund ist die geplante Umwidmung einer Grünfläche in ein Industriegebiet. Dort möchte sich, wie bereits berichtet, die Firma Porsche flächenmäßig ausdehnen, wogegen Naturschützer Sturm laufen.

 

Nun gehört der Verbandsversammlung als Wimsheimer Vertreter neben Mario Weisbrich und Gemeinderat Frank Widmann von der Freien Wählervereinigung (FWV) auch Stefan Döttling von der Liste Bürgerinitiative (BI) an. Er bezeichnet sich auf der Homepage der Liste als einen entschiedenen Gegner der Ansiedlung der Firma C. Hafner in Wimsheim am Standort Breitloh West II.

Zweierlei Maß?

Dass Döttling als Verbandsmitglied hingegen die Entscheidung für Porsche mitgetragen hat, brachte den Gemeinderat Günter Stallecker (FWV) auf den Plan. „Warum haben Sie da zugestimmt?“ rief er ihm zu. „Wissen Sie, was die da machen? Das wird ein uneingeschränktes Industriegebiet. Sie messen doch mit zweierlei Maß“, warf er ihm vor. Döttlings Argument, dass er sehr wohl wisse, was Porsche vorhabe, ließ Stallecker nicht gelten. „Ich sehe nicht ein, wenn man auf der einen Seite so kritisch ist, dass man auf der andere Seite das Industriegebiet Porsche durchwinkt.“

Während sich Bürgermeister Weisbrich aus der Diskussion völlig heraushielt, ging Gemeinderat Axel Heinstein von den „Bürgern für Wimsheim“ (BfW) noch einen Schritt weiter und kritisierte die neugewählten Vertreter der Hafner-Kritiker, dass sie an einem Informationsbesuch des Gemeinderats bei der Firma Hafner Ende November nicht teilgenommen hätten. „Aber dann stimmen Sie bei Porsche zu“, sagte er. Rita Boller von der Liste „Wimsheim Miteinander“ reagierte prompt: „Wir sind nicht mitgegangen, weil wir Fragen stellen wollten und man uns sagte, die Antworten müssten geheim bleiben.“ Sie fügte hinzu: „Wenn wir hier einen Maulkorb bekommen, machen wir nicht mit.“

Informationen waren „viel wert“

Das ließ Günter Stallecker nicht gelten: „Wir sind unvoreingenommen zu Hafner gegangen. Dass man keine Betriebsgeheimnisse einer Firma herausgibt, ist doch selbstverständlich. Schon allein die Informationen, die wir dort bekommen haben, waren viel wert.“

Die Fraktionssprecherin der BI, Sandra Beck-Lankocz, sprach in der Sitzung von einem „Schauprozess“, der ihnen gemacht würde. Auf Nachfrage erklärte sie gegenüber unserer Zeitung, dass dem Termin bei Hafner ein längerer Schriftwechsel mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Philipp Reisert vorausgegangen sei.

Im Kern sei es darum gegangen, dass die Gemeinderäte der beiden neuen Listen Fragen zu kritischen Punkten wie etwa dem dritten Bauabschnitt stellen und die Antworten dann auch öffentlich machen wollten. „Wir haben geschrieben, wir kommen nur, wenn wir über diese Themen auch sprechen dürfen“, so Beck-Lankocz.

Die Listenvertreter wollten laut ihrer Aussage den Besuch nicht boykottieren. Vielmehr hätte man teilgenommen, wenn man Antworten auf die Fragen bekommen hätte. „Die wir dann auch an unsere Wähler weitergeben können“, so Beck-Lankocz. Und, so schiebt sie nach, die Bürgerinitiative habe sich nie gegen Industrieansiedlungen an sich stellt. Vielmehr vertrete sie die Meinung, dass eine Goldfabrik wie die von C. Hafner nicht in ein Wohngebiet gehöre, wie es in Wimsheim der Fall sei.