Atrio kann expandieren, aber viele Stadträte wollen das gesamte Areal für Wohnbebauung entwickeln.

Leonberg - Als die Bio-Gärtnerei der Werkstatt für Menschen mit einer Behinderung 2015 geschlossen wurde, haben sich viele gefragt, wie es mit dem etwa 1,5 Hektar großen Gelände an der Neuen Ramtelstraße weitergeht. Nun gibt es eine erste Antwort. Die gemeinnützige Einrichtung Atrio, die auch die Werkstatt betreibt und ihre Dienstleistungsagentur Leda, wollen hier erweitern.

 

Die Pläne sind jetzt im städtischen Planungsausschuss vorgestellt worden. In dem besagten Gebiet sind drei Baukörper vorgesehen. Ein Werkstatt- und Lagergebäude ist zur Neuen Ramtelstraße hin orientiert. Damit ergibt sich für die dahinter liegenden Gebäude eine akustische Abgrenzung zum Straßenverkehr – das sind die Räume der Integrationsfirma Leda, die sich an das Werkstattgebäude anschließen.

Am weitesten entfernt zur Neuen Ramtelstraße ist ein Wohnbereich geplant, der aus zwei Gebäuden bestehen soll. Damit soll der Bedarf von Wohnungen für Menschen mit einer Behinderung aus dem Landkreis gedeckt werden. Das Wohnen an diesem Standort biete gleichermaßen Schutzraum für die betroffenen Personen und Abstand zur Nachbarschaft. Mit Ausnahme des Wohnbereichs, der zum Teil dreigeschossig konzipiert ist, sind die anderen Gebäude zweigeschossig.

Gebaut werden soll in Abschnitten

Die Erschließung erfolgt über die bestehende Straße, die östlich der Behindertenwerkstatt verläuft. Zur Neuen Ramtel-straße ist keine Zu- oder Abfahrtsmöglichkeit vorgesehen. Das Gros der Stellplätze ist zwischen der Neuen Ramtelstraße und dem Werkstatt- und Lagergebäude geplant.

Weitere Parkplätze können aufgrund der Beschaffenheit des Geländes teilweise in den Hang integriert werden. Vorgesehen ist, dass das Konzept in mehreren Abschnitten umgesetzt wird.

Trotz der öffentlichen Erörterung im Planungsausschuss steht das Projekt noch ganz am Anfang. Es müssen mehrere Verfahren eingeleitet werden. Ein entscheidender Schritt: Der Flächennutzungsplan muss geändert werden. Im Regionalplan wird das Areal als Gebiet für Naturschutz und Landschaftspflege geführt. Die Gärtnerei im Außenbereich wurde 1987 durch das Regierungspräsidium als therapeutische Einrichtung für behinderte Menschen und als Gärtnereibetrieb genehmigt. Im Flächennutzungsplan „Leonberg 2020“ gilt es als Fläche für „Landwirtschaft“ mit der Konkretisierung „Gartenbaubetrieb“ – also kann hier nicht gebaut werden.

Vor diesem Hintergrund will die Stadt die Fläche als eine „ Sonderbaufläche“ ausweisen. Ziel ist es, bedarfsgerechte und passende Angebote für behinderte Menschen in direkter Nachbarschaft zur bestehenden Behindertenwerkstatt anzubieten.

Das wäre dann die Voraussetzung für den nächsten Schritt: einen Bebauungsplan „Sondergebiet Neue Ramtelstraße – Behinderteneinrichtungen“ und einer Satzung über örtliche Bauvorschriften.

Doch das passt nicht in die Vorstellungen zahlreicher Mitglieder des Planungsausschusses. Vor allem Freie Wähler und CDU haben ganz andere Ansichten, wie das Gebiet und das gesamte Areal bis zu der scharfen Kurve der Alten Ramtelstraße gestaltet werden soll. Einige Eigentümergemeinschaften in dem Gebiet, in dem auch große Grundstücke der Stadt gehören, haben signalisiert, dass sie bereit wären den Bau von Sozialwohnungen und bezahlbaren Mietwohnungen zu unterstützen.

Da wollen sich Freie Wähler und CDU nicht durch die strikten Vorschriften eines „Sondergebietes“ einengen lassen, die keine andere Bebauung zulassen. Während das Planungsamt das Gebiet als bedenklich für den Wohnungsbau einstuft, bemängelte Gabriele Ludmann (CDU), dass die Bewertung zu negativ sei. Jörg Langer (Frei Wähler) verlangte explizit, dass ein Bebauungsplan für das gesamte Gebiet bis zur Haarnadelkurve aufgestellt werden solle.

Kampf um „gefangenen Grundstücke“

Vor allem die sogenannten „gefangenen Grundstücke“ gingen in einem ausgewiesenen Sondergebiet das nur die Ziele von Atrio berücksichtigt, für eine mögliche Wohnbebauung verloren, argumentiert Ludmann. Werden die Grenzen eines Bebauungsplans gezogen, gelten für alle dortigen Flächen die gleichen Vorschriften.

Baubürgermeister Klaus Brenner konnte die Mehrheit des Ausschusses dann doch davon überzeugen, den Weg für das Atrio-Vorhaben frei zu machen. Allerdings sind die Grenzen des Sondergebietes noch nicht festgezurrt. Auch soll das städtische Planungsamt Alternativen für die Bebauung des gesamten Areals vorlegen.