Bei der Jahreshauptversammlung blicken die Brandretter aus Weissach und aus Flacht auf ein schwieriges Jahr 2014 zurück. Kommandant Holger Marquardt sieht seine Truppe aber jetzt gut aufgestellt.

Weissach -

 

Feuerwehrchef Holger Marquardt ist zufrieden mit seiner Truppe. „Wir hatten im letzten Jahr 26 Einsätze“, berichtet er, „das sind drei Einsätze weniger als 2013.“ Darunter fünf Brände, fünf Ölspuren und eine Tierrettung. Eine ganz normale Bilanz einer Gemeindefeuerwehr, die da am Samstagabend in der Alten Strickfabrik bei der Jahresversammlung verlesen wird. Eigentlich, denn dann setztKommandant Marquardt nochmal an: „Hinter uns liegt ein sehr ereignisreiches und richtungsweisendes Jahr“, sagt er und betont dabei das Wörtchen „sehr“.

Alle 50 Feuerwehrfrauen- und männer wissen, was ihr Chef da meint. Denn in Weissach gibt es eine Zeitrechnung vor und eine nach 2014, und da macht auch die Feuerwehr keine Ausnahme. Seit Jahren hatte die Gemeinde nämlich versucht, die beiden Abteilungen Flacht und Weissach zusammenzulegen, da beide zu klein geworden waren. Aber einige der Flachter Feuerwehrmänner wollten da nicht mitgehen. Im März schließlich hat sich die Abteilung Flacht mangels Mitglieder aufgelöst.

„Feuerwehrmann ist man lebenslang“

„Feuerwehrmann bleibt man mit Herz und auf Lebenszeit“, fällt Holger Marquardt da nur ein und erntet viel Applaus, als er das bei seinem Jahresrückblick sagt. Er wusste im März selbst noch nicht, dass er einmal hier vor der Weissacher Feuerwehr sprechen würde. Denn sein Vorgänger Jürgen Müller war über die ganzen Vorgänge amtsmüde geworden und trat zurück. Da sich kein Nachfolger für ihn fand, stand sie Feuerwehr vor einem Jahr auch noch führungslos da.

Bis die Feuerwehrmänner schließlich Holger Marquardt fanden, bis dahin stellvertretender Kommandant in Hemmingen. „Das war schon eine große Ehre für mich, dass die Weissacher mich gefragt haben“, sagt er. Mit ihm an der Spitze ist die Feuerwehr dann im Mai in eine neue Zukunft gestartet, mit neuer Satzung, neuer Führung und neuem Kameradschaftsgeist. Jetzt, sieben Monate später, stellt Holger Marquardt fest: „Meine Feuerwehrkameraden stehen zu hundert Prozent hinter mir und die Feuerwehr ist super aufgestellt.“ 51 aktive Mitglieder hat die Wehr, viele davon arbeiten in Weissach und sind deshalb auch tagsüber verfügbar, wenn es brennt.

„Das ist hier eine richtig gute Truppe“, sagt daher auch einer, der selbst für den Weissacher Neuanfang steht, der Bürgermeister Daniel Töpfer. „Die ganzen Querelen kenn ich selbst nur aus der Zeitung.“ Als er im September das Amt übernommen habe, habe er nichts mehr von den Auseinandersetzungen gespürt, sagt der Bürgermeister. Also alles wieder im Lot, bei der Weissacher Feuerwehr?

„Ja, wir fühlen uns wohl“, sagen auch Timo Christ und Daniel Schenkel. Sie sind zwei von nur fünf Männern, die von der ehemaligen Abteilung Flacht in die neue Wehr übergetreten sind. „Unser Blick geht nach vorn“, berichtet Daniel Schenkel. Und da warten schon die nächsten Herausforderungen. „Wir müssen dringend ein neues Auto beantragen“, sagt Kommandant Holger Marquardt, „damit wir ein 34 Jahre altes Fahrzeug endlich ausmustern können.“ Und auch der Bürgermeister unterstützt diese Pläne. „Ich verlass’ mich drauf, dass meine Feuerwehrführung weiß, was sie wirklich braucht“, sagt Daniel Töpfer.

Neues Gerätehaus erstmal auf die lange Bank geschoben

Ob das auch für ein anderes Projekt gilt, das noch unter Töpfers Vorgängerin Ursula Kreutel ins Spiel gebracht wurde? Ein neues Gerätehaus nämlich, neben der Strudelbachhalle, also zentral zwischen den beiden Teilorten. „Da müssen wir jetzt einen neuen Brandschutzbedarfsplan abwarten“, sagt der Kommandant Marquart, „dann sehen wir, ob wir das wirklich brauchen.“ Auch Bürgermeister Töpfer findet den aktuellen Standort in Weissach „gut“, sagt er: „Da sehe ich den Bedarf für einen Neubau, der ein paar Millionen Euro kostet, nicht.“

Bei der Jahreshauptversammlung hat der Kommandant inzwischen seinen Jahresbericht beendet und freut sich nun auf den nächsten Tagesordnungspunkt: die Beförderungen. Denn drei Jungs wechseln in diesem Jahr von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung. „Mir macht es besonders viel Spaß, an den Geräten rumzuschrauben“, sagt Jochen Hörnlen, einer der drei. Jetzt muss er nur noch die Grundausbildung absolvieren, und dann darf er mithelfen, beim Helfen. Sie hat also Zukunft, die neue Weissacher Wehr.