Seit 41 Jahren treffen sich die Imker des Landes in der Strudelbachgemeinde zu einer Tagung. Das geht auf die Initiative des früheren Flachter Ortsvorstehers zurück. Der kommt auch mit 80 Jahren noch im Rollstuhl zu „seinem“ Treffen.

Weissach - Es ist kurz nach neun, die Sonne scheint übers Heckengäu. Vor der Strudelbachhalle ist so gut wie kein Parkplatz mehr frei. Auch drinnen herrscht Gewusel. An langen Tafeln sitzen rund 250 Imker zusammen, fachsimpeln und tauschen sich aus. Wie ist es um die Varroa-Milbe bestellt, dem Albtraum aller Bienenfreunde? Und vor allem: Wie sieht es mit dem Bienensterben aus? Dazu haben sich Bienenzüchter aus dem ganzen Land in Weissach getroffen, wie schon seit vielen Jahren.

 

Warum in Weissach? Das hat viel mit Franz Lampeitl tun. Viele Jahre lang waren die schwarz-gelben Tierchen die große Leidenschaft des früheren Flachter Ortsvorstehers. Vor 41 Jahren hat er den Imkertag aus der Taufe gehoben. Und hat damit eine feste Tradition in den Terminkalender geschrieben. Einmal im Jahr kommen Bienenfreunde aus dem ganzen Land in Weissach zusammen, organisiert vom Regierungspräsidium Stuttgart. Dann stehen aktuelle Themen oder Probleme auf dem Programm, die Imker können ihre Fragen loswerden und sich austauschen.

Franz Lampeitl ist der Vater des Imkertages

Franz Lampeitl sitzt heute im Rollstuhl. Dennoch lässt es sich der 80-Jährige nicht nehmen, mit seiner Frau Edeltraud bei jedem Imkertag vorbeizuschauen. Sie stand einst den Weissacher Landfrauen vor, die bis heute die Bewirtung beim Imkertag übernehmen. Um seine 20 Bienenvölker kümmert sich mittlerweile der Sohn. Und der ist zufrieden. „Das Heckengäu ist ein guter Standort für die Imkerei“, erklärt Hubert Lampeitl, der einer von vier Imkern in Weissach und Flacht ist.

Das gilt auch allgemein: Nachdem der kalte Frühling im vergangenen Jahr den Imkern eine spärliche Honigernte beschert hatte, sieht es nun wieder besser aus. Peter Rosenkranz blickt in die blühende Natur, die in den vergangenen Wochen sprichwörtlich explodiert ist. „Wenn das warme Wetter weiter anhält, dann ist die Ernte fast gesichert“, erklärt der Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim.

Die Varroa-Milbe bereitet den Imkers Kopfschmerzen

Rosenkranz ist selbst Imker. Er besitzt zwölf Bienenvölker, das Geschäft mit dem goldenen Saft betreibt er nebenher. So wie auch die meisten seiner Kollegen, die nach Weissach gekommen sind. Wie viel Gewinn unterm Strich übrig bleibt? „Das hängt ganz von der Anzahl der Völker ab“, sagt Rosenkranz. In Baden-Württemberg hält ein Imker im Schnitt 8,5 Bienenvölker, etwa 30 haben 100 und mehr. „Das ist dann aber gewerblich“, sagt er. Für die meisten Bienenfreunde sei die Imkerei aber ein Freizeitvergnügen, das Peter Rosenkranz zufolge in den vergangenen Jahren einen ziemlichen Boom erfahren hat. Um die Zukunft der Imkerei macht er sich wenig Sorgen. Das vor ein paar Jahren kontrovers diskutierte Bienensterben ist für ihn kein großes Thema mehr. „Auch weil die Zahl der Menschen steigt, die sich dafür interessieren“, erklärt er. Zunehmend mehr Frauen und junge Leute finden Gefallen daran.

Sorge bereitet den Imkern allerdings die Varroa-Milbe. Ein Parasit, der an den Honigbienen lebt. Rosenkranz zufolge ist das Tierchen über die ganze Welt verbreitet, eine Population ohne Befall gebe es nicht. Damit ein Bienenvolk dennoch viel Honig sammeln und Blütenpflanzen bestäuben könne, müsse es den Winter mit sehr niedrigem Milbenbefall überleben. „Und das geht nur, wenn Sie die Völker so früh wie möglich behandeln“, erklärt der Experte. Sonst sterben die Bienen. Es braucht ein ausgeklügeltes Konzept mit mehreren Bausteinen, mit dem die Imker den gefährlichen Parasiten zu Laibe rücken. Auch wenn das mehr Arbeitsaufwand bedeute. „Wenn Sie zu spät handeln oder gar nichts tun, sterben Ihnen die Bienen weg“, erklärt Peter Rosenkranz. Es geht also aufwärts mit der Imkerei – Franz Lampeitls Vermächtnis lebt.