Kurz vor dem zweiten Wahlgang muss das Gremium eine Mammutsitzung absolvieren. Das folgt in einigen Punkten der Verwaltung nicht, etwa beim Flachter Feuerwehrmagazin. Am Ende ist schon nach elf von 16 Punkten Schluss.

Weissach - Nur sechs Tage vor der Stichwahl zwischen der Amtsinhaberin Ursula Kreutel und ihrem Herausforderer Daniel Töpfer um das höchste Amt im Rathaus ist das Interesse der Öffentlichkeit an dem Zusammenspiel zwischen den Entscheidungsträgern in Weissach groß. Mehr als 40 Zuhörer sind dann auch zur Sitzung in den Rathaussaal gekommen.

 

Dort galt es am Montag, eine gigantische Tagesordnung abzuarbeiten. Der Grund für die 16 Tagesordnungspunkte: in der Sitzung Anfang Juli wurden keine Beschlüsse gefasst, weil die Öffentlichkeit nicht rechtzeitig eingeladen worden war. Auch die Vize-Bürgermeister und Ausschussmitglieder konnten nicht gewählt werden. Das alles sollte dann am Montag nachgeholt werden. Was wohl nicht zu schaffen war.

Nach Punkt 11 ist Schluss

Während es draußen allmählich dunkel wurde, diskutierten die Räte intensiv und bewiesen auch über die Fraktionsgrenzen oft Einigkeit, folgten aber dabei in mehreren Punkten nicht den Vorschlägen der Verwaltung. Kurz vor elf Uhr wurde die Sitzung dann nach dem Tagesordnungspunkt 11 abgebrochen.

Dabei begann die Gemeinderatssitzung für die Bürgermeisterin Ursula Kreutel bei der Bürgerfragestunde gleich mit verbalen Attacken aus den Besucherrängen. Ein unzufriedener Bürger nutzte das Forum für lautstarke Beschimpfungen. „Ich kann hier leider keine Frage feststellen, deshalb kann ich sie nicht beantworten“, entgegnete Ursula Kreutel gelassen.

Ein kurzes Intermezzo gab es um die im Postfach liegengebliebenen zwölf Stimmzettel. Zur Erinnerung: die Wahlbriefe waren per Briefwahl am Freitagnachmittag eingegangen, das Postfach der Gemeinde wurde aber nicht mehr geleert. Entdeckt wurden sie erst am Montag. „Man spricht im Ort darüber, dass Wahlbriefe im Schließfach liegengeblieben sind“, sagte der Freie-Wähler-Gemeinderat und Wahlausschuss-Vorsitzende Volker Kühnemann. Der Kommunalaufsicht zufolge sei die Verwaltung nicht verpflichtet gewesen, nach 12 Uhr mittags noch mal ins Schließfach zu schauen, erklärte Kühnemann.

Kühnemann ist sauer

Aber etwas angesäuert fügte er dann doch hinzu: „Was mich halt geärgert hat: ich habe erst am Mittwoch davon erfahren.“ Die Hauptamtsleiterin Claudia Rexer wäre verpflichtet gewesen, ihm als Wahlausschuss-Vorsitzenden dies schon am Montag mitzuteilen, so Kühnemann.

Bei der Sitzung ging es auch um das Klima im Rat. „Ich wünsche mir ein besseres und ehrlicheres Miteinander, da zähle ich ganz deutlich auch die Verwaltung dazu“, betonte der frühere Flachter Ortsvorsteher und jetzt frisch gewählte Vize-Bürgermeister Bernd Feyler (Bürgerliste). Und der zweite Vize-Bürgermeister Volker Kühnemann sagte: „Wir müssen hier das Vertrauen aufbauen zur Verwaltung, das ist ganz klar und das weiß jeder.“

Zerstritten sei das Gremium allerdings nicht, betonte er. Allerdings oft anderer Meinung als die Verwaltung. Ein Beispiel ist das Flachter Feuerwehrmagazin. Im Mai wurden die beiden Wehren Flacht und Weissach zusammengelegt. Die Männer sollen nun vom Feuerwehrhaus in Weissach ausrücken. „Wir müssen die Gerätschaften, die heute noch in Flacht lagern, nach Weissach bringen. Dort ist im Moment zu wenig Platz“, sagte der neue Pressesprecher der Gesamtwehr, Walter Kost.

Bedarfsplan fehlt

Damit es dort Platz gibt, soll nun das DRK Weissach ins ehemalige Magazin nach Flacht zu den dortigen DRK-Kollegen umziehen und schon einmal den Schulterschluss üben. Zudem sollen die Wasserversorgung und der Forstbetriebshof dort einziehen. Der bereits 2013 beschlossene etwa 200 000 Euro teure Neubau eines Forstbetriebshofes am Waldrand wäre somit nicht mehr notwendig. Trotz mehrfach wiederholter Appelle von Walter Kost und der Bürgermeisterin Ursula Kreutel, doch wenigstens dem Umzug des DRK Weissach nach Flacht zuzustimmen, folgten die Räte hier nicht. „Es fehlt ein Brandschutzbedarfsplan, um den Standort Weissach bewerten zu können“, erklärte Andreas Pröllochs (Bürgerliste). Und zudem seien die Leute vom DRK und vom Forst noch nicht gehört worden.

Pröllochs stellte einen Antrag auf Vertagung, das Thema solle in der nächsten Sitzung noch einmal aufgegriffen werden. Dafür stimmten 15:2 Räte, die Feuerwehrleute gingen schließlich mit enttäuschten Gesichtern aus dem Rathaus.