Nur wenige folgen der Einladung der Gemeinderätinnen zur Diskussion.

Weil der Stadt - In der Lokalpolitik aktiv zu sein, bedeutet echte Politik zu machen und das Leben in der Gemeinde zu gestalten“, sagt Anke Matthias-Schwarz (Grüne) mit Nachdruck, als sie der kleinen Runde im Sitzungssaal erklärt, weshalb sie sich im Gemeinderat engagiert. Eigentlich hätte es eine große Runde sein sollen, zumindest hatten sich das die Gemeinderätinnen für ihre erste Diskussionsrunde dieser Art erhofft: „Im nächsten Jahr stehen die Kommunalwahlen an. Wir wollen die Frauen dafür fit machen und haben aus diesem Grund zum Gespräch eingeladen,“ sagt die SPD-Rätin Silvia Tanczos-Lückge. Denn mit fünf Frauen und 18 Männern herrscht in der Zusammensetzung des Gemeinderates ein deutliches Ungleichgewicht.

 

Eindrücklicher Beweis dafür, dass Veranstaltungen wie an diesem Abend notwendig sind, ist der Umstand, dass gerade einmal vier Frauen erscheinen. Eine von ihnen, Traude Döffinger, bemerkt: „Eigentlich wollte ich nur zuhören. Ich hatte erwartet, dass vor allem junge Frauen sich hier engagieren.“ Doch diskutiert eben im kleinen Kreis: Von der Energieversorgung über die Innenstadtentwicklung bis hin zu den Baugebieten – angesprochen werden alle möglichen Themen, die für die Weil der Städter von Bedeutung sind. „Frauen und Männer haben häufig einen unterschiedlichen Blick auf die Dinge, und man profitiert davon, wenn beide Perspektiven einbezogen werden,“ findet die Ratsfrau Brigitte Benzinger-König (FDP).

Auffällig könne der unterschiedliche Blickwinkel beispielsweise dann werden, wenn die begrenzten Finanzen eine Priorisierung notwendig machen: „Bei den Männern steht dann das Gewerbegebiet vor den Jugendhäusern, der Pflege oder etwa der Wohnsituation. Frauen ist die Lebensqualität wichtiger.“ Das bedeute aber lange nicht, dass die Frauen bei den Themen vermeintlich männlicher Domänen nicht ebenso interessiert und fachkundig seien. Im Gemeinderat werde jeder einmal mit Themen konfrontiert, die ihm zunächst noch fremd sind: „Aber man wächst in die Aufgaben hinein und unterhält auch Unterstützung,“ sagt Matthias-Schwarz.

Beherrschend bleibt an diesem Abend allerdings die Frage, wo denn nun die Frauen geblieben sind. Aus eigener Erfahrung können sich die Gemeinderätinnen vorstellen, woran das unter anderem liegen könnte. So dürfe die Doppelbelastung von Familie und Beruf auf keinen Fall unterschätzt werden. Kommt dann auch noch ehrenamtliche Arbeit hinzu, bleibt nur noch wenig Zeit für Hobbys: „Wenn die Kinder nicht aus dem Gröbsten heraus sind, ist das schwierig,“ berichtet Cornelia Schmalz. die SPD-Gemeinderätin.

In diesem Zusammenhang werde deutlich, wie wichtig das weibliche Engagement in der Kommunalpolitik sei, heißt es in der Runde. Ohne eine Kinderbetreuung, die vom Gemeinderat bestimmt werden muss, wäre es den meisten Frauen unmöglich, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Damit bliebe ihnen auch die Mitgestaltung der Politik und des Gemeindelebens verwehrt. Hinzu kommt ein Phänomen, das in der Politik allgemein zu spüren ist: „Die Leute werden aktiv, wenn es brennt. Das kann man bei Bürgerinitiativen beobachten“, sagt die Grüne Rosemarie Sticker. „Geht es ihnen gut, passiert nur wenig.“ Dass das allerdings so bleibt, bedarf Menschen, die sich nicht nur in einer kurzen Welle der Euphorie miteinbringen.

Nachgefragt: „Schön wären jüngere Helferinnen“

Nach Wochen mit einem buntem Veranstaltungsmix – vom gemeinsamen Frühstück über eine Kleidertauschbörse bis hin zu einer Kunstausstellung – gehen die 22. Weil der Städter Frauenwochen in die letzte Runde. Kurz vor der Abschlussveranstaltung, der Filmvorführung „Haus ohne Dach“, zieht die Mitorganisatorin Angelika Brombacher, Leiterin der Volkshochschule Weil der Stadt, ein erstes Resümee.

Frau Brombacher, waren Sie zufrieden mit der Resonanz auf die Frauenwochen?
Die Veranstaltungen sind grundsätzlich gut angenommen worden. Beim Weltgebetstag zum Beispiel waren wir durchweg zufrieden, auch die Kleidertauschbörse war gut besucht, und die Filmvorführung „Todschick“ über Produktionsbedingungen bei Modefirmen war ebenfalls eine sehr gelungene Veranstaltung. Wie ich gehört habe, waren nur beim Besuch in der Moschee wohl nicht so viele dabei. Und eben bei der Diskussion mit den Gemeinderätinnen.
Sind das denn immer die „üblichen Verdächtigen“, die die Angebote wahrnehmen, oder sehen Sie auch neue Gesichter?
Es sind auch immer wieder neue dabei, vor allem bei der Vorführung von „Todschick“, da waren einige dabei, die wir vorher gar nicht kannten.
Gibt es auch Männer unter den Besuchern?
Es sind schon eher Frauen, aber ab und zu kommen auch Männer, weil wir ja oft und bewusst Themen behandeln, die die ganze Gesellschaft betreffen.
Was würden Sie sich für zukünftige Frauenwochen wünschen?
Schön wäre natürlich, wenn auch jüngere Frauen mithelfen und mitdenken würden und die Veranstaltungen mitgestalten.