Wie mit einem Radiergummi: Die Wände der katholischen Stadtkirche St. Peter und Paul werden für 70 000 Euro restauriert. Gottesdienste werden trotzdem weiter abgehalten.

Weil der Stadt - Im Mittelalter sind die fleißigen Kustoden mit einem Stückchen Brot durch die Kirche gewuselt, um den heiligen Raum schön sauber zu halten. „Ja, aber nur, um die vergoldeten Flächen zu reinigen“, bestätigt Jürgen Kuntel. „Das hatte aber den Nachteil, dass sich dann die Fliegen da drauf gesetzt haben, weil sich das Brot verteilt hat.“ Heute hat der Fachrestaurator zum Glück andere Methoden parat, wenn er von nächster Woche an in der katholischen Stadtkirche St. Peter und Paul unterwegs sein wird.

 

In den 80er Jahren ist die Kirche renoviert worden, seitdem hat sich in dem großen Gebäude Staub, Schmutz und Weihrauch angesammelt. „Unsere Kirche ist unser Wohnzimmer“, sagt Pfarrer Anton Gruber. „Und ein Wohnzimmer, das richtet man regelmäßig.“

Bis Ostern soll alles fertig sein

70 000 Euro nimmt die Kirchengemeinde in die Hand, bis Ostern soll dann alles wieder schön glänzen. Jürgen Kuntel, der Restaurator aus Hausen, und sein Mitarbeiter werden sich dann vor allem um die vielen Wände in der Kirche kümmern und eine Trockenreinigung durchführen. „Sie müssen sich das wie einen Radiergummi vorstellen“, erklärt der Restaurator. Mit einem kleinen Trockenreinigungsschwamm werden sie dann sämtliche Wandflächen abrubbeln. „Wir werden Ruß und Staub entfernen“, sagt Jürgen Kuntel, „dann wird die Farbe unter der Schmutzauflage wieder zum Vorschein kommen.“

Vier Jahre ist es jetzt her, da kam Anton Gruber als neuer Pfarrer nach Weil der Stadt. „Da habe ich mich sehr über diese wunderschöne Kirche gefreut“, erinnert er sich. „Aber eine große Sanierung dieser historischen Kirche? Hoffentlich trifft die mich nicht“, habe er sich damals gedacht. Anton Gruber war daher froh, als ihm Jürgen Kuntel den Vorschlag einer Trockenreinigung gemacht hat, die ein Streichen der Wände ersetzt.

„Streichen geht auch nicht so einfach“, erklärt Kuntel. „Man muss nämlich vorsichtig sein, dass man durch einen neuen Anstrich die Kirche nicht optisch sprengt.“ Denn die gotische Decke mit den aufgemalten Blumen wird nicht bearbeitet – und neu gestrichene Wände würden zu einer alten Decke nicht passen.

Gerüste werden aufgestellt

Jetzt wartet Jürgen Kuntel, bis die großen Gerüste aufgestellt sind, damit sein Kollege und er loslegen können. „Wenn wir mit einem Abschnitt fertig sind, wird das Gerüst dann versetzt“, erklärt der Restaurator, „das geht alles Hand in Hand.“ Wenn er dann bei der Arbeit ist, wird er sich konzentrieren müssen. „So eine Trockenreinigung ist gar nicht so einfach“, erklärt Kuntel. „Man soll später ja die Striche von den Schwämmen nicht mehr sehen.“

Der Mesner Martin Steiner hat derweil schon sämtliche Skulpturen entfernt und das Kreuzweg-Gemälde von den Seitenwänden abgehängt, die dann in der Sakristei warten müssen, bis die Reinigung an Ostern fertig sein wird. Die Gottesdienste wird die Kirchengemeinde solange dennoch in St. Peter und Paul feiern, jedenfalls die großen Sonntagsgottesdienste. „Am Werktag gehen wir in die Spitalkapelle“, kündigt Pfarrer Gruber an. Die 70 000 Euro kann die Kirchengemeinde übrigens aus dem eigenen Haushalt zahlen. „Wir haben gut gewirtschaftet“, sagt er. „Wir sammeln aber noch Spenden.“