Der Gemeinderat lehnt Kürzungen beim öffentlichen Nahverkehr grundsätzlich ab. Vom Landkreis fordert das Gremium zudem genaue Angaben zu Fahrgastzahlen bei den einzelnen Linien.

Weil der Stadt - Wie viel Nahverkehr macht Sinn, wie viele Busse sind nötig, um die Menschen in den Städten und Gemeinden ausreichend miteinander zu verbinden? Schon eine ganze Weile diskutieren die Kommunen und der Landkreis über die Zukunft des Nahverkehrs. Denn der Kreis Böblingen als Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr schreibt seinen Nahverkehrsplan fort. Der Gemeinderat der Keplerstadt zeigte sich mit den Kreisplänen keineswegs einverstanden. Verschlechterungen soll es für die Bürger und die einzelnen Teilorte nicht geben. Auch möchte die Stadt nicht zur Kasse gebeten werden, um die aktuell bestehenden Buslinien teilweise selbst zu finanzieren.

 

Besonders im Fokus stehen zwei Buslinien. Da ist zum einem die Nummer 665 zum Blammerberg. Für diese rein innerörtliche Verbindung sieht der Kreis künftig ein Basisangebot vor. Das wären anstelle der jetzt 13 nur noch 11 Fahrten an den Werktagen. Wollte die Stadt an den bisherigen 13 Fahrten festhalten, müsste sie nach den Vorstellungen der Verkehrsplaner im Landratsamt die Mehrkosten in Höhe von etwa 6000 bis 8000 Euro bezahlen.

Kreis will Daimler-Linie 663 komplett streichen

Komplett aus seinem Angebot streichen möchte der Kreis offenbar die Linie 663 und zwar zwischen Weil der Stadt und der Haltestelle Mercedes-Benz-Tor III in Sindelfingen. Bei den drei Hin- und Rückfahrten sind oft Daimler-Beschäftigte zu den jeweiligen Schichten mit unterwegs. Da die Linie vornehmlich von diesen Firmenmitarbeitern genutzt werde, stelle sie nach Auslegung der Kreisverwaltung weder eine Verbindung des Basisangebots dar, noch gehöre sie zum verkehrlich sinnvollen Ist-Zustand. Auch verweise der Kreis nach Aussagen der Ersten Beigeordneten Susanne Widmaier und des Weil der Städter Ordnungsamtsleiters Thomas Besser auf die parallel bestehende S-Bahn-Verbindung zwischen der Stadt und Sindelfingen/Böblingen. „Aber wie soll der Schafhausener zum Daimler kommen?“, fragte SPD-Gemeinderat Bernhard Weisser, der sich vehement gegen den Wegfall der Linie aussprach. Auch Klaus-Peter Fritschi von den Freien Wählern zeigte sich „grundsätzlich der Meinung, dass die S-Bahn kein Ersatz für den Daimler-Bus ist.“ Man solle – auch mit Blick in die Zukunft – fragen, wie viele Menschen diesen Bus nutzen und auch, wie viele etwa in Schafhausen zusteigen. Wollte Weil der Stadt diese Teilstrecke der Linie 663 weiter betreiben lassen, müsste sie wohl mit Kosten in Höhe von rund 35 000 Euro rechnen, wenn sich der Kreis mit 30 Prozent an den Gesamtkosten beteiligt. Darüber wird der Kreistag voraussichtlich im Herbst entscheiden.

Gemeinderat fordert genaue Angaben zu Fahrgastzahlen

Gemeinderäte wollten vor allem die Einschränkungen bei der Linie 663 nicht widerstandslos hinnehmen. „Wir sollten nicht im Vorfeld nachgeben“, sagte FDP-Gemeinderat Dietmar Spreer. Das Gremium beschloss, Kürzungen oder Verschlechterungen grundsätzlich abzulehnen. Vielmehr seien weitere Informationen wie besonders genaue Angaben zu den Fahrgastzahlen nötig. Denn diese hatten die Kreisverkehrsplaner nicht mitgeliefert.