Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg steckt Geld in den Schutzwall – und hofft auf mehr Touristen.

Weil der Stadt - Rainer Prewo gerät fast schon ein bisschen ins Schwärmen, wie er so vor dem Weiler Königstor steht und über die Jahrhunderte alte Stadtmauer spricht. „Das mittelalterliche Flair dieses einstigen Schutzwalls, der die schmucke historische Innenstadt umgibt, gilt als Alleinstellungsmerkmal der Keplerstadt“, stellt der Vorsitzende der Denkmalstiftung Baden-Württemberg klar. Und das gelte es unbedingt zu erhalten.

 

Doch das Gemäuer bröckelt an vielen Stellen, um eine Sanierung kommt die Stadt nicht herum. Ein genauer Plan steht schon. Doch dieses Mammutprojekt, wie es die Weiler Beigeordnete Susanne Widmaier nennt, umzusetzen, kostet ordentlich.

Die Verwaltung rechnet mit 2 Millionen Euro. Dreiviertel der Kosten, also 1,5 Millionen Euro, kommen dabei auf die Stadt zu. Und weil sich die Weiler Stadtmauer in Teilen in Privatbesitz befindet, müssen die Eigentümer den Rest finanzieren.

300 000 Euro von der Denkmalstiftung

Entlastung bringen da die Mittel aus verschiedenen Fördertöpfen, um die sich das Team um Susanne Widmaier und den Projektleiter Herbert Heiser in den vergangenen Wochen bemüht hat. Und zwar mit Erfolg, das erste Geld ist schon geflossen. Wie in der Dienstagsausgabe berichtet, fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg das Projekt bis zur Fertigstellung 2020 mit insgesamt 300 000 Euro.

Für den ersten Bauabschnitt entlang der Paul-Reusch-Straße zwischen dem Storchenturm und dem Roten Turm und für den Bereich vor den Franzosenhäusern haben der Stiftungsvorsitzende Rainer Prewo und Regine Koch-Scheinpflug von Lotto Baden-Württemberg der Stadt jetzt einen Scheck über 100 000 Euro übergeben. Um den Erhalt historischer Kulturdenkmäler im Land fördern zu können, bekommt die Denkmalstiftung Mittel aus der Fernsehlotterie Glücksspirale.

Finanziell unterstützt werden Projekte, hinter denen viel bürgerschaftliches Engagement steckt, erklärt Regine Koch-Scheinpflug. „Schließlich sollen die Bürger etwas davon haben.“ Dieses Kriterium erfüllt das Weiler Mammutprojekt allemal. Der Stadtarchivar und Stadthistoriker, Vertreter des Heimatvereins und viele Bürger haben die Verwaltung bei der Aufstellung des Sanierungsplanes unterstützt.

Noch mehr Touristen ins Städtchen locken

Dass die Stadt nun die Fördermittel von der Denkmalstiftung bekommt, lag dem Vorsitzenden Rainer Prewo zufolge in erster Linie am Antragsinhalt. „Dass Teile der Mauer den Bürgern gehören, war wichtig und ausschlaggebend.“ Auch die Tatsache, dass die historische Innenstadt als Gesamtanlage, zu der eben auch die Stadtmauer gehört, unter Denkmalschutz steht, habe ihr Übriges getan. Und natürlich, dass mit dem Masterplan ein ganzheitliches Konzept für das Kulturdenkmal Mauer vorliegt.

Rainer Prewo ist davon überzeugt, dass der einstige Schutzwall als eines der Markenzeichen den Tourismus im Städtchen ankurbeln wird, so er saniert ist. Gerade in Kombination mit der geplanten Innenstadtoffensive. Die bereits geflossenen Fördergelder sind für ihn ein ideeller Kredit, Vertrauensvorschuss für die Verwaltung.

„Ihr Sanierungskonzept für die Mauer und den Stadtkern ist ambitioniert und wird lange brauchen“, sagt Prewo. „Ich hoffe, Sie bringen diese Kraft auf, damit diese wunderbare Stadt wieder leuchtet.“

Stiftung
„Bürger retten Denkmale“ – nach diesem Motto fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg vornehmlich private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmälern im Land engagieren. Gegründet wurde die Stiftung 1985. Seither hat sie mehr als 1300 Baumaßnahmen gefördert, um historische Bauwerke vor dem Verfall zu bewahren.

Finanzierung
Um die Sanierung von Kulturdenkmalen fördern zu können, bekommt die Denkmalstiftung neben den Erträgen aus dem eigenen Stiftungskapital und Spenden von Unternehmen und Privatleuten seit dem Jahr 2013 erhebliche Mittel aus der Lotterie Glücksspirale.

Lotterie
Wer ein Los der Glücksspirale kauft, fördert Projekte etwa aus Sport, Kunst, Kultur oder eben in der Denkmalpflege. Jährlich fließen in Baden-Württemberg rund 27 Millionen Euro in den Denkmalschutz, knapp 24,5 Millionen stammen aus dem sogenannten Wettmittelfonds, den das Land aus den Reinerlösen der staatlichen Lotterien und Wetten bildet. Damit wird unter anderem auch das Denkmalförderprogramm des Landes Baden-Württemberg finanziert.