Über 30 000 Besucher sind zum Weiler Fasnetsumzug gekommen – und die AHA-Narrenzunft hat mal wieder mit kreativen Wagen und tollen Einfällen das Faschingspublikum begeistert. Und das Wetter hat auch mitgespielt.

Weil der Stadt - Petrus ist ein Weiler. Das stellt der Weiler Zunftmeister Daniel Kadasch einmal mehr fest, als er am Mittag in den Himmel über dem Städtchen schaut. Entsprechend voll wird es bald in den Straßen – überall drängen sich die Fasnets-Fans und warten auf den großen Umzug. Gegen 14 Uhr setzt sich selbiger dann in Bewegung; bald schieben sich die ersten Wagen und Narrengruppen die Herrenberger Straße hinauf Richtung Marktplatz. Genau 66 Programmpunkte hat der Zug in diesem Jahr, tausende Musiker, Maskenträger und andere Narren laufen und fahren mit.

 

Planeten
Da sind zum Beispiel die Alten Säcke der Narrenzunft AHA. Sie haben sich als Erde, Venus, Jupiter und so weiter verkleidet und stellen mit ihrem Wagen den Johannes-Kepler-Planetenweg nach; diese Wanderstrecke wurde unlängst rund um Weil der Stadt eröffnet. Die Truppe trägt übergroße Pappmaschee-Himmelskörper auf den Köpfen. Die sehen ein bisschen aus wie die Helme aus der Star Wars-Parodie „Spaceballs“ von 1987. Otto Borger, Karlfriedrich Blumhardt und die anderen machen zwar nicht den Eindruck, als würden sie darunter viel sehen. Das macht aber nichts: Wenn irgendwer die Umzugsroute auswendig kennt, dann die „Alten Säcke“.

Umzugswagen
Überhaupt gibt es in diesem Jahr wieder etliche tolle Wagen, die vor allem das Bauteam um Martin Gairhos gestaltet hat. Das „Weiler Café-Haus“ fährt beispielsweise eine riesige, silberne Kanne spazieren. Zwei rot-blaue Kaffeetassen rotieren dahinter – zwar nicht ganz so hoch wie der Hexendreher, aber immerhin. Der „Voice of Germany“-Wagen ist ebenfalls ein wahrer Durchlauferhitzer, allerdings für Talente. Ein Mikro steht hier bereit, immer wieder stürmen Besucher die Treppe hinauf und feiern mit Nena, Boss Hoss und Co. Politisch wird es – zumindest ein bisschen – beim Generationenhaus-Wagen, der den Konflikt um das Altenpflegeheim beim Weiler Haag-Areal thematisiert. Die charmanten Krankenschwestern bieten dazu: „Betreutes trinken.“

Die kreativen Wagen sind durchaus politisch

Jubiläen
Einen eigenen Wagen hat auch die Musikkapelle Merklingen auf die Straße gebracht. Die Sprayer vom Kinder- und Jugendbüro halfen mit dem richtigen „Anstrich“. Der Verein weist auf sein Jubiläum hin – er wird 100 Jahre alt – und wirbt schon einmal für das Festwochenende im September. Sein 50-Jähriges feiert der Fanfarenzug Weil der Stadt während des Umzugs, 33 Jahre alt werden die Steckentäler. Deren Chef Jürgen Frey tanzt vor Freude über das gute Wetter, das Jubiläum und die Fasnet an diesem Tag auch schon einmal den „Gangnam Style“.

Schabernack
Eine junge Frau, die neben dem Weiler „Fruchtkörble“ den Umzug beobachtet, hat wohl etwas fürs Leben gelernt. Sie trägt eine weiße Pelzmütze mit Bommeln – auf einem Fasnets-Umzug nur bedingt eine gute Idee. Andauernd huschen Hexen, Schelme und andere Sagengestalten zu ihr herüber, klauen das gute Stück und wuscheln die Dame ordentlich durch. Überhaupt steht das Ärgern und Umhertragen junger Frauen wieder hoch im Kurs. Ein blondes Mädchen dreht den Spieß aber um. Es jagt einen Ehninger Würmtalteufel quer über die Stuttgarter Straße.

Völkerverständigung
Die Weiler Fasnet ist anno 2013 ziemlich international. Eine Delegation aus der französischen Partnergemeinde Riquewhir ist ebenso gekommen wie eine Abordnung der befreundeten Streetband „De Hazepoten“ Schoonhoven. Von den Holländern schafft es zwar niemand zum Zunftmeisterempfang morgens um zehn. Daniel Kadasch lässt durchblicken, dass die Herrschaften wohl am Abend zuvor zu heftig gefeiert haben. Beim Umzug sind die Orange-Träger dann aber mit dabei und musizieren wacker.

33 333 Besucher sind da gewesen – etwa

Bilanz
Am späten Nachmittag verläuft sich der Umzug dann. Und der Vorsitzende der Zunft AHA, Michael Borger, nimmt sich Zeit für eine erste Bilanz. Es sei etwas mehr los gewesen als im vergangenen Jahr . „Wir haben nachgezählt: Genau 33 333 Besucher sind da gewesen“, erzählt er lachend. „Eigentlich müssten wir jedem Gast zum Dank die Hand schütteln“. Er freue sich über einen guten und friedlichen Verlauf des Zuges und die tolle Organisationshilfe von Seiten der Stadt, sagt Borger.