Es ist Sommer: Zeit also, die Wanderstiefel zu schnüren und die Augen zu öffnen. Denn zu entdecken gibt es im Altkreis einiges. Heute stellen wir die Radtour Ulrichsrunde vor.

Weil der Stadt - Bei der Ulrichsrunde kann man direkt vor der Haustür ganz schön viel entdecken“, weiß Karl Schuwerk. Der passionierte Radfahrer aus Weil der Stadt radelt schon seit Jahrzehnten auf sorgfältig ausgesuchten Routen durch Europa, die er auf seiner Website www.fahrrad-tour.de ausführlich beschreibt. Natürlich kennt er auch die eigene Region wie seine Westentasche und hat beim Radeln die Ulrichsrunde „entdeckt“.

 

Die Strecke führt von Weil der Stadt über Schafhausen nach Döffingen, von dort zum Ihinger Hof und über Renningen und Malmsheim zurück nach Weil. So weit die grobe Skizze, aber mit Karl Schuwerk gibt es überall etwas zu entdecken, und so wird die Runde zu einem kleinen Erlebnistrip.

Am Weil der Städter Marktbrunnen startet die Tour. „Weil ist ein alter Marktflecken“, erklärt Schuwerk, „hier gab es früher mehr als 30 Gaststätten.“ Adler, Schwan, Bär, Ritter – manchmal zeugen nur noch die alten Namen an den Gebäuden rund um den Marktplatz von der Vielfalt und davon, dass schon früher ganz schön was losgewesen sein muss in der Keplerstadt.

Weiter geht es in Richtung Krautgärten beim E-Center. „Hier war früher die Wolldeckenfabrik“, erinnert sich der Ur-Weiler und deutet auf den Parkplatzrand. „Als Kinder haben wir hier gespielt. Da war der Wasserabfluss der Fabrik, und das Wasser, das rausfloss, war bunt“, sagt er und lacht.

Von den Krautgärten zum Anglersee

Die Tour geht gemütlich weiter, unter der Anlieger-frei-Unterführung durch und an den Krautgärten entlang in Richtung Anglersee. An der Schranke heißt es absteigen, wenn man das Areal und den Fischlehrpfad erkunden oder einfach die ruhige Idylle am See genießen möchte – das Gelände steht nur Spaziergängern offen.

Zurück auf dem asphaltierten Weg haben Naturliebhaber in Badeshorts die renaturierte Würm für sich entdeckt. Entlang der sanften Kurven des Flüsschens gibt es einige lauschige Fleckchen im Gras, die zum Bleiben einladen. Doch die Tour hat eben erst begonnen, es ist zu früh für eine Pause.

Also weiter, immer parallel zur Landstraße, führt der Weg direkt in die Ortsmitte Schafhausens, an der Kirche vorbei auf das Rathaus zu. Der Blick fällt auf die Brunnenskulptur, sie zeigt den letzten hauptamtlichen Schafhausener Schäfer Fritz Weida mit Hund und Schafen. Die malerischen Figuren hat der Renninger Kunstschmied Gerhard Längerer angefertigt.

Unterhalb des Rathauses links beginnt die Döffinger Straße, die – nomen est omen – direkt nach Döffingen führt, an der alten Mühle vorbei und durch eine kleine Allee am Wald entlang. Wenige Meter nach der Kläranlage auf der rechten Seite verbirgt sich die Schwippemündung. Hier fließen, gut geschützt von hohen Brennnesseln, die Schwippe aus Sindelfingen und die Hidrizhauser Würm aus dem Schönbuch ineinander.

In Döffingen angekommen, liegt geradeaus die „Neue Mitte“. Hier weist ein Straßenschild den Weg: „Zum Ulrichstein“ heißt die Straße, die links den Berg hinaufführt und die Ausflügler genau dorthin bringt, wohin sie es verspricht: Zum Gedenkstein für den hier im 14. Jahrhundert gefallenen Sohn Ulrich des Grafen Eberhard von Württemberg.

Warum der Graf ausgerechnet hier den Krieg mit den Reichsstädten Esslingen und Reutlingen ausgefochten hat? „Das Städteheer, das von Ulm kommend schon plündernd durch halb Württemberg gezogen war, war bis Weil gelangt und griff dann die württembergischen Bauern an, die im befestigten Kirchhof von Döffingen Zuflucht gesucht hatten. Das Heer des Grafen Eberhard rückte dann von Leonberg heran und der Grafensohn Ulrich griff die Städter am Döffinger Kirchhof an“, erklärt der Weiler Hobbyhistoriker Wolfgang Schütz.

„Außerdem waren Schlachten ja keine Pokemon-Jagd, sondern blutiger Ernst. Die Sauerei wollte man wohl nicht direkt vor der Stadtmauer haben.“ Ja, das ergibt Sinn. Mit diesem Gedanken im Kopf geht es wieder leicht bergauf, die Hänge, die das Tal links und rechts begrenzen, sehen bedrohlicher aus als noch vor einer Minute, als noch keine Bilder von einem sich brüllend den Hang hinunterstürzenden Soldatenheer im Kopf umhergetanzt sind. Auch wenn der Graf die Schlacht gewonnen hat.

Die Fuhrmannshöfe sind schon zu sehen

Es geht weiter, die Beschilderung ist von hier aus schwierig. Grob gesagt, geht die Fahrt immer geradeaus, bis zur Landstraße Magstadt-Schafhausen, die überquert werden muss. Die Fuhrmannshöfe, Aussiedlerhöfe aus den siebziger Jahren, sind schon zu sehen. An diesen vorbei, links hinter einer Kuppe liegt der Ihinger Hof, der allerdings erstrampelt werden muss: Es geht wieder bergauf.

Doch das ehemalige Rittergut entschädigt für den kurzen Sprint. Hier liegt, inmitten hochmoderner agrarwissenschaftlicher Anlagen der Universität Hohenheim und geschützt durch altehrwürdige Mauern, auch der ehemalige Friedhof des Gutes. In dieser ruhigen Oase lohnt sich eine kurze Rast, um die Geschichte des Gutes und des Friedhofes kennenzulernen. Dazu einfach am Insektenhotel rechts abbiegen.

Nach der Überquerung der Straße am Ihinger Hof geht es an den Schaubeeten vorbei Richtung Renningen, die Beschilderung weist wieder den Weg. Gleich geht es nur noch bergab, streckenweise sehr steil, an der Bergwaldhalle vorbei direkt zum südlichen Renninger Ortsrand. Hier links halten, Richtung Malmsheim und am besten wieder den Radwegschildern folgen.

Durch das Rankbachtal und über die Malmsheimer Felder gelangt man nach einer gemütlichen Radelei zur einzig echten Herausforderung der Strecke: Ein steiler Stich hinüber ins Würmtal muss bezwungen werden, bevor wieder ganz gemütlich am Feld- und Waldrand weiter nach Weil der Stadt geradelt werden kann.

Die Ulrichsrunde ist eine angenehme Strecke auf größtenteils asphaltierten Wegen, ohne Pause von Freizeitradlern in rund 90 Minuten zu schaffen. Doch es lohnt sich, ab und zu Halt zu machen und einfach die Natur zu genießen.