Marcel Wagner ist ein Medienmann mit Leib und Seele. Der Radio- und Fernsehmoderator ist ständig auf Achse, pendelt zwischen der Keplerstadt, München, Ulm und Berlin hin und her. Beim Fliegen kann er die Seele baumeln lassen.

Weil der Stadt - So einen wie Marcel Wagner kann man beim besten Willen nicht mit ein paar wenigen Worten beschreiben. Dafür ist der 31-Jährige einfach zu emsig. „Langeweile“ dürfte der Weil der Städter allenfalls aus dem Lexikon kennen, in seinem Wortschatz existiert es jedenfalls nicht. Wie denn auch, hat er für solche Befindlichkeiten gar keine Zeit. Wenn er nicht des nachts Radiosendungen moderiert, steht er als Moderator vor der Fernsehkamera und arbeitet als Programmchef bei Regio TV Schwaben. Und wenn er dann doch noch etwas Zeit hat, widmet er sich seiner großen Leidenschaft: dem Fliegen.

 

Es ist 8 Uhr morgens auf dem Flugplatz Pattonville bei Ludwigsburg. Viel Platz ist in der Cessna wahrlich nicht, sitzt man doch kuschelig eng. Schnell noch die Kopfhörer aufgesetzt, dann rollt der weiße Vogel auch schon auf die Startbahn. „Alles klar?“, ruft der Pilot Marcel Wagner. „Dann geben wir mal ordentlich Gas.“ Spricht’s und bringt die Cessna innerhalb weniger Minuten auf etwa 700 Meter Höhe.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein fliegt der Hobby-Pilot über Untertürkheim und die Stuttgart-21-Baustelle, vorbei am Fernsehturm und über Leonberg hinweg nach Weil der Stadt. „Ist meine Heimatstadt nicht wunderschön?“, schwärmt er, als er über die historische Altstadt kreist. Irgendwann, sagt der Tausendsassa, wolle er vielleicht wieder in die Keplerstadt zurückkehren.

Wagner wusste schon früh, was er will

Schließlich ist der 31-Jährige dort aufgewachsen. Doch es hat ihn schon früh hinausgezogen, sein Ziel immer fest im Blick. Marcel Wagner ist gerade einmal 18, als er beschließt, Radiomoderator zu werden. Er setzt alles daran, einen Platz im Grundlagenseminar eines Kölner Radiosenders zu ergattern. Die 300 Mark Kursgebühren muss er sich allerdings selbst verdienen. „Meine Eltern waren nur wenig begeistert, von denen habe ich keinen Pfennig bekommen“, erzählt der sympathische Moderator und grinst. Aber irgendwie könne er das auch verstehen, sagt er. „Ich wollte schließlich ständig was anderes werden. Als Pilot Rettungshubschrauber fliegen oder Feuerwehrmann hatte ich auch auf der Liste.“ Und seine Eltern, beide bei der Deutschen Bahn beschäftigt, hätten sich eben „etwas Seriöses“ für den Sohnemann gewünscht.

Einmal auf den Geschmack gekommen, lässt der sich nicht mehr von seinem Plan abbringen. Wagner ist noch nicht einmal 20, als er bei einem bayrischen Radiosender seine Karriere als Moderator startet. Es folgen Jobs bei Rundfunk- und Fernsehanstalten. Live-Schalten von Veranstaltungen, Wettergeschichten, Talkrunden oder Reportagen – Wagner ist bundesweit unterwegs und moderiert, was das Zeug hält.

Über die Jahre klettert er die Karriereleiter Stück für Stück nach oben. Dass er ehrgeizig ist, daran lässt Marcel Wagner sein Gegenüber nicht einen Moment lang zweifeln. Er hat seinen Traumjob gefunden und dafür schlägt er sich auch mal gerne die Nächte um die Ohren. Während andere am Wochenende durch die Kneipen ziehen, steht er regelmäßig für den Radiosender Bayern 3 am Mikro. Nichts für Morgenmuffel oder Langschläfer, aber zu denen dürfte der Moderator, der nie um einen frechen Spruch verlegen ist, eh nicht gehören.

Marcel Wagner arbeitet gezielt an seiner Karriere, holt sich dabei auch Rat bei den Kollegen. „Sandra Maischberger sagt zwar, man kann Karriere nicht planen. Ich sehe das allerdings etwas anders“, erklärt der 31-Jährige, der Ton in seiner Stimme ist bestimmt. Seit ein paar Monaten arbeitet Marcel Wagner auch als Programmchef und Moderator beim Fernsehsender Regio TV Schwaben in Ulm. „Auf ein Bier mit . . .“ heißt seine Talkrunde, die jeden Donnerstagabend läuft. Zu seinen Gästen zählen Politiker wie der Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel oder der Finanzminister Nils Schmid. Aber auch Sportler wie die Box-Weltmeisterin Rola El-Halabi nehmen an seinem Tisch Platz. Wagner überlässt dabei nichts dem Zufall, bereitet sich akribisch auf die Gespräche vor. Denn ihm gehe es bei seinen Talks immer um den Menschen, um die Geschichten neben den aktuellen Schlagzeilen, sagt Wagner, der sich selbst als „absoluten Medienjunkie“ bezeichnet. Deswegen hat er auch zwei Handys.

Regionale Berichterstattung ist sein Ding

Der 31-Jährige ist noch lange nicht am Ziel. Welche Show er in Zukunft moderieren möchte? Jedenfalls nicht „Wetten dass . . .“ oder „Deutschland sucht den Superstar“. „Ich bin eher Journalist als Entertainer – auch deswegen scheiden solche Formate aus“, erklärt Marcel Wagner. „Ich bin ein Nachrichten-Junkie, führe gerne Gespräche und bin von regionaler Berichterstattung überzeugt.“ Die Menschen interessierten sich einfach mehr für das Geschehen vor der eigenen Haustüre. Und darin sieht Wagner seine Aufgabe. „Landesschau“ oder „Landesschau aktuell“ im SWR seien beispielsweise Formate, die zu seiner Leidenschaft und seinem Können passten.

Das Reporterleben kennt Wagner aus dem Effeff. Er ist ständig auf Achse, pendelt zwischen München, Berlin, Ulm und Weil der Stadt. Meistens ist er mit der Bahn unterwegs, ab und an setzt sich der leidenschaftliche Pilot aber auch ins Flugzeug und fliegt einfach zum Termin. Fliegen wollte er schon immer. „Als Kind hat mich das Malmsheimer Fliegerfest so fasziniert“, erzählt er. Die Welt von oben zu betrachten ist für ihn ein Stück Freiheit. „Ich bin gerne in der Luft, da ich habe meine Ruhe“, erzählt er und blickt auf die Ameisenwelt in 700 Metern Tiefe. Sein Lachen schallt durch die Kopfhörer. Sein Job nimmt ihn ein, viel Zeit für anderes bleibt da nicht. „Das macht aber nichts, mit Freizeit kann ich ohnehin nicht viel anfangen.“ Und wenn doch Zeit bleibt, läuft er mit seiner Mutter Marathon oder trifft sich mit alten Freunden aus Jugendtagen.

Ein straffes Pensum, das der 31-Jährige sich auferlegt hat. Bleibt da noch Platz für Träume? „Von einem eigenen Flugzeug, einer Hubschrauber-Lizenz, einem kleinen Bauernhof und Interviews mit Alexander Gerst nach dessen Rückkehr von der Raumstation ISS oder Joachim Gauck. Und, wenn es nicht unmöglich wäre, mit dem verstorbenen Fernsehmoderator David Frost.“