„Jetzt geht’s los mit der Sauerei – eure Maske liegt im Brei!“: Mit dem Anrühren von Alkoholika und der Taufe neuer Mitglieder startet die Narrengruppe in die Fasnet. Etwa 80 Clowns zählt die AHA.

Weil der Stadt - Unter den Rathausarkaden am Weil der Städter Marktplatz ist ganz schön was los. Die Kirchturmuhr schlägt acht. Jede Menge Menschen haben sich dort versammelt, reden miteinander, trinken Glühwein und sind sichtlich guter Laune. Viele von ihnen tragen ein schrill-buntes Narrenkostüm und haben geschminkte Gesichter. Es sind die Weiler Clowns, die sich dort zur Narrentaufe treffen. Gleich fünf Anwärter sollen beweisen, dass sie würdige Clowns sind. Das Gelöbnis, das der Ehren-Clowns-Boss Martin Walter den fünfen abnimmt, ist lang. Und die Prüfungen, die sie unter den Anfeuerungsrufen der Menge bestehen müssen, die haben es in sich. Am Ende schaffen es alle und sind so richtig glücklich.

 

„Bunt sen mr, Farb hen mr, schee sen mr“, ruft die Chefin der Weiler Clowns, Julia Kleespieß, in die Menge. Sie trägt den typischen Einteiler, mit glänzenden Rauten in Blau und Rot und eine übergroße Halskrause mit kleinen Schellen daran. Sie hat ein schrilles Hütchen auf dem Kopf und ein geschminktes Clownsgesicht. Weiß um Mund und Augen, mit feinen schwarzen Strichen, ein roter Tupfer auf der Nase und knallrote, dick nachgezogene Lippen.

Fünf Anwärter werden geprüft

„Ich habe Bammel“

Nicht weit von ihr entfernt stehen die fünf Clownsanwärter Janine Pietzsch, Christian Jähnel, Bianca und Manuel Köberling und Anja Rentif. „Ich habe schon ein bisschen Bammel, weil ich nicht weiß, was da jetzt auf mich zukommt. Aber ich freue mich darauf, bald ein echter Clown zu sein“, sagt Janine ehrlich. Die 18-Jährige Merklingerin läuft schon seit drei Jahren bei den Kampagnen mit. Ihre Freundin Jessica hat sie zu den Clowns gebracht. Es sei schon etwas Besonderes, ein Clown zu sein, schwärmt sie. Und überhaupt sei es wie in einer kleinen Familie.

Seit 1972 machen die Weiler Clowns als eigenständige Gruppe innerhalb der Weiler Narrenzunft AHA zur Fasnetszeit ihre Späße. Die Gruppe hat an die 80 Mitglieder. „Wir unterscheiden uns von vielen anderen Gruppen dadurch, dass wir keine Maske tragen, sondern geschminkt sind“, erklärt Chefin Kleespieß.

Schminke statt Holzmaske

In der schwäbisch-alemannischen Fasnet tragen die Gruppen eigentlich eine Maske, die zumeist aus Holz geschnitzt ist. In Weil der Stadt gibt Julia Kleespieß zufolge eine bunte Mischung an sehr unterschiedlichen Gruppen: „Und der Clown ist eine fröhliche Figur, die mit dem Publikum spielt.“ Mit dem überdimensionierten Hammer aus Schaumstoff, da könne es schon einmal vorkommen, dass es eins auf den Kopf gibt.

Wenn Peinlichkeiten egal sind

Nach dem traditionellen Farbanrühren der Ehrenclowns aus bunten alkoholischen Getränken, die unter dem Publikum verteilt werden, wird es ernst für die Neuen. „Ich gelobe, mich in allen Situationen zur Gruppe zu bekennen, egal wie peinlich ich dabei aussehe“, spricht der Ehren-Clowns-Boss Martin Walter den Novizen vor. Die geloben einmütig. Walter war selbst 25 Jahre lang Chef der Weiler Clowns, wurde aber nie getauft. Das habe es damals, 1978, als er zu den Clowns kam, noch nicht gegeben, erzählt das Ehrenmitglied. Walter: „Wir machen das heute das 11. Mal, also auch ein kleines närrisches Jubiläum.“ Etliche Schwüre später geht es dann ans Eingemachte, oder vielmehr mit dem Kopf in eine Schüssel aus Pudding und Sahne. Am Grund jeder der fünf Schüsseln sind die Clownsfarben, also die Schminke, in einem Beutel versteckt. Nur mit dem Mund müssen die Fünf die Beutel aus den großen Schüsseln fischen. „Jetzt geht’s los mit der Sauerei, eure Maske liegt im Brei“, gibt Clown Walter den Startschuss und alle tauchen mit dem Gesicht voran, begleitet von schräger Fasnetsmusik der Clownsband und euphorischen Anfeuerungsrufen bis über beide Ohren in den Pudding ein.