Jetzt ist sie nicht mehr zu übersehen: Die Litfaßsäule in der Jahnstraße in Weil der Stadt hat einen neuen Anstrich und soll zu einem Treffpunkt werden. Das vorherige Modell war ein „Schandfleck“, sagt Cornelia Nebbioso vom Stadtmarketing.

Weil der Stadt - Eigentlich kann man sie gar nicht übersehen. Denn die Litfaßsäule in der Jahnstraße sticht einfach ins Auge. Das mag sicherlich am auffälligen Gewand liegen, das Türmchen direkt an der Einfahrt zum Weiler Festplatz ist in knalliges Signalrot gehüllt.

 

„Historische Keplerstadt“ steht da in großen Lettern drauf. Und der Werbespruch lautet: „Weil der Stadt – liebenswert lebendig“ inklusive Stadtsilhouette. Cornelia Nebbioso, die sich bei der Stadt unter anderem ums Marketing kümmert, hat die Säule als Werbeträger entdeckt. Der Standort ist in ihren Augen optimal. Schulen und Kindergärten sind in der Nähe, auf dem Parkplatz herrscht tagaus tagein ein ordentlicher Betrieb. „Da kommen eine ganze Menge Leute vorbei“, weiß Cornelia Nebbioso. Für sie ist das Türmchen so etwas wie das Flaggschiff, außerhalb der Weiler Stadtmauer. „Wir haben unser Markenzeichen drauf gemacht. Und das fällt auf“, sagt die Marketing-Frau zufrieden.

Ein „Schandfleck“

Lange schon hat das Türmchen seinen Platz in der Jahnstraße. Doch in den vergangenen Jahren muss es wohl ein recht trauriges Dasein gefristet haben. „Es war ein richtiger Schandfleck“, erzählt Cornelia Nebbioso. Plakate, auf denen nichts mehr zu erkennen war, hingen nur noch in Fetzen runter. „Da hat mein Werberherz geblutet“, sagt Nebbioso.

Sie forschte nach, fand heraus, dass die Litfaßsäule nach einigen Besitzerwechseln einer Plakatfirma gehörte, die in der Region Stuttgart viele Säulen und Werbeflächen bestückt. Sie nahm Kontakt zu der Firma auf, erkundigte sich, ob und zu welchen Konditionen die Stadt die Säule in der Jahnstraße übernehmen könnte. „Die Firma wollte die Säule abbrechen, man hat sie uns kostenlos überlassen“, erzählt Nebbioso. Doch die Freude hielt anfang nur kurz. Denn als Besitzer muss die Stadt garantieren, dass die Litfaßsäule in einem guten Zustand und nicht baufällig ist. Und sollte sie irgendwann einmal abgebaut werden, ist auch das die Aufgabe der Stadt. „Und das kostet natürlich Zeit und Geld“, weiß Cornelia Nebbioso.

Es gibt viele Möglichkeiten

Doch es scheint wohl alles in Ordnung zu sein, die Verwaltung hat sich entschieden, das Türmchen zu behalten. Doch für welchen Zweck? Ganz klassisch Veranstaltungen im Städtchen ankündigen, den Touristen die Sehenswürdigkeiten schmackhaft machen oder vielleicht ein paar Fotos drauf kleben? Gute Ideen gab es viele. „Das wird dann aber sehr schnell sehr kleinteilig“, weiß Nebbioso.

Und so entschied man sich schließlich für den roten Anstrich samt Slogan und der Internetseite der Keplerstadt. Der städtische Bauhof hat das Türmchen gereinigt und im März beklebt. Seither ist die Säule ein echter Hingucker. Cornelia Nebbioso sieht sie übrigens auch als „Meeting Point“, wie man in der Werbesprache so schön sagt. Auf gut deutsch also als Treffpunkt.

Eine Litfaßsäule als Flaggschiff – was wohl Kepler dazu sagen würde? Schließlich ist der Astronom der bekannteste Sohn der Stadt und das Weiler Aushängeschild schlechthin. Spätestens seit der vergangenen Fasnetssaison ist das ja hinreichend bekannt. Doch der scheint das recht sportlich zu nehmen. „Der regiert doch auf dem Marktplatz“, erklärt Nebbioso. Und zwar mächtig – schließlich ist die riesige Statue vor dem Rathaus nicht zu übersehen.