Schulferien und die parallel stattfindenden Masters in Nordrhein-Westfalen haben dazu geführt, dass beim 17. Korntal-Münchinger Cup weniger Teilnehmer als im Vorjahr am Start waren. Großen Sport haben die 298 Kämpfer dennoch geboten.

Korntal-Münchingen - Mit 1:4 liegt das etwa zehnjährige Mädchen mit den blonden Haaren und der roten Weste zurück, es sind nur noch 30 Sekunden in der letzten Runde zu kämpfen. Immer wieder versucht sie, die blaue Weste ihrer Gegnerin mit dem Fuß zu treffen – doch ohne Erfolg. Tränen kullern, nach einer kurzen Pause wirft ihr Trainer das Handtuch. Es ist nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass ein Coach seinen Schützling in der Münchinger Sporthalle trösten muss. Es sind jedoch nicht die Schmerzen, die den jungen Kämpferinnen und Kämpfern zu schaffen machen – es ist die Niederlage an sich.

 

Schmerzen kennt ein echter Taekwondoka nicht. Davon kann auch Felix Gabler vom gastgebenden Taekwondoverein Korntal-Münchingen berichten. Ein bandagierter Arm macht den Einsatz bei seinem Heimatturnier unmöglich. Bei den offenen kanadischen Meisterschaften im Frühjahr hat ihm ein kanadischer ehemaliger Kickboxer gleich im ersten Kampf den Unterarm zertrümmert, zudem riss ein Innenband im Knie. „Ich habe noch nie einen Gegner gehabt, der so hart zugeschlagen hat“, erzählt der 19-Jährige gelassen. Schon vor dem Kampf hatte ihm der Kanadier gestanden, dass er schon einigen Kontrahenten die Knochen gebrochen hätte. Dennoch setzte sich Felix Gabler mit 18:4 durch, und auch im zweiten Kampf gegen einen brasilianischen Olympiateilnehmer lag er am Ende mit 8:2 vorne. Dann erkannte jedoch ein anwesender Arzt seinen gebrochenen Arm und nahm ihn aus dem Turnier. Von sich aus hätte der Münchinger nicht aufgegeben: „Ich war so voll mit Adrenalin, da habe ich den Schmerz gar nicht wahrgenommen“, sagt er mit einem Lächeln.

Fünf Monate musste er verletzungsbedingt passen, bevor er am 12. Oktober bei den baden-württembergischen Meisterschaften an den Start ging. Dort bekam er wieder einen Schlag auf den gerade erst verheilten Arm, diesmal brach „nur“ die Elle und nicht wie in Kanada auch noch die Speiche. Trotz seiner Verletzung holte Felix Gabler nicht nur den baden-württembergischen Titel in Wiesloch, sondern eine Woche später in Bielefeld auch den des Deutschen Juniorenmeisters. Bei den Erwachsenen hatte der 19-Jährige im März in Ingolstadt schon Rang drei belegt.

In Münchingen pausierte er aber nicht nur wegen seiner Verletzung, sondern auch, weil er im Organisationsteam gebraucht wurde. Als überraschende Hilfskraft stellte sich auch Uche Chukwumerije zur Verfügung. Der Bruder des in Münchingen bestens bekannten nigerianischen Olympiadritten von Peking, Chika Chukwumerije, hatte sich bei der Weltmeisterschaft in Mexiko verletzt und war kurzerhand nach Münchingen gekommen, bevor er gestern weiter nach Nigeria flog.

Diese Gesten sind es, die Trainer und Vereinsgründer Achim Grein an die Zukunft des Korntal-Münchinger Turniers glauben lässt. Denn die Zahl der Teilnehmer aus 44 Vereinen lag mit 298 deutlich unter der Vorjahresmarke von 338. Achim Grein macht dafür den Schulferienbeginn und die parallel stattfindenden NRW Masters verantwortlich. Und auch im Verein ist die Mitgliederzahl auf rund 100 gesunken. „Die Kinder werden in der Schule immer mehr gefordert, und die Eltern sind immer weniger bereit zu helfen“ (Grein).

Ergebnisse: Die fünf Teilnehmer aus Korntal-Münchingen belegten allesamt Podestplätze. Enrico Graf und Danny Engler gewannen ihre Klassen, Daniel Mijatovic und Lucy Bossert kamen auf Rang zwei. Mit der Bronzemedaille wurde Ivan Mijatovic ausgezeichnet. Obwohl die Gastgeber nur mit diesen fünf Kämpfern am Start waren, schafften sie in der Mannschaftswertung unter den 44 Vereinen den Sprung unter die besten zehn. Das Team des Taekwondovereins Korntal-Münchingen belegte den neunten Rang.