In Leonberg und Umgebung gibt es so viele zauberhafte Gärten. Einer davon ist das gar nicht so kleine Kleinod von Sigrun Traub. Ihr Grün ist so paradiesisch, dass man neidisch werden könnte, findet Barbara Bross-Winkler.

Silberberg - Wer zu Neid neigt, kann sich glücklich schätzen, den Garten der Familie Traub in Silberberg gar nicht erst zu kennen. Wer nicht dazu neigt, kommt nach einem Besuch dieses Kleinods irgendwie berauscht nach Hause. Das Hochgefühl, so war es zumindest bei mir, kann ziemlich lange vorhalten. Ein wahres Paradies ist dieser Garten und so erstaunt es einen nicht gerade, dass Sigrun Traubs Garten 2006 bei einem Garten-Wettbewerb von 180 Gärten auf den fünften Platz gewählt und die Hobby-Gärtnerin in die Landesschau eingeladen wurde. Dabei, erzählt die leidenschaftliche Gartenfrau, habe sie damals kaum Rosen gehabt – was man heute, bei 174 Rosenstöcken, nicht behaupten kann.

 

Im Sommer, sagen wir zwischen Mai und Juli, ist eigentlich doch fast jeder Garten ein Schmuckstück. Aber die wahre Gartenkunst zeigt sich gerade außerhalb der schönen Jahreszeit, zum Beispiel jetzt. Während mein Grün derzeit jämmerlich dürftig darniederliegt und fast nur noch ein paar zünslergeschädigte Buchse den Garten davor bewahren, einen vollkommenen Eindruck von Anarchie und Gesetzlosigkeit auszustrahlen, zeigt sich im wundervollen „Winter-Garten“ der Traubs, wie wichtig es gewesen wäre, eine der großen Grundregeln im Garten zu beherzigen: Struktur, Struktur und noch mal Struktur.

Die haben sich die Traubs erworben – nachdem auch sie viele Fehler gemacht und wieder revidiert haben. Jetzt, sollte man meinen, ist der Traubsche Garten perfekt. Struktur haben Sigrun Traub und ihr Mann, die beide gern im Garten arbeiten, hineingebracht, indem sie unzählige Immergrüne, von kugelig geschnittenen Thuja-Bäumchen über Buchs, Lorbeerkirsche oder Säuleneiben- und zypressen, aber auch Rhododendren und Ilex sowie Zypressen-Hochstämme im Garten angepflanzt haben. Auch dabei, das findet zumindest die Silberbergerin, habe man Fehler gemacht, was dazu führt, dass Sigrun Traub ihren Garten permanent optimiert, indem sie selbst mannshohe Bäumchen, geschweige denn ihre Rosen und Stauden, immer wieder umsetzt. Sogar ihre selbst gezogenen Pfingstrosen, die ja angeblich gerne ein Leben lang an einem Ort verweilen, nehmen es der umtriebigen Gartenfrau, die bis vor einem Jahr noch ein Pferd versorgt und geritten hat, nicht krumm, dass sie immer wieder weichen und wandern müssen.

„Im Garten bin ich glücklich, aber die Hände in den Schoß legen kann ich nicht“, erzählt Sigrun Traub. Wie jeder Gärtner hat auch sie Rückschläge hinnehmen müssen. Fast 200 Buchsbäume hat sie seit 2009 weggeworfen, weil der Buchsbaumpilz sie zerfressen hatte. Andere, vor allem ihre großen Buchse hat sie gerettet durch radikales Herunterschneiden – ihre Kugeln und Kegel haben es vertragen und jetzt sorgt sie alljährlich mit Fungiziden dafür, dass die Immergrünen die Pilz-Attacken überleben – vom Zünsler ist sie bislang verschont.

Vorgefunden hatten die Traubs, die 1979 das Haus im Schönblick in Leonberg-Silberberg gekauft hatten, ein altes Haus, vier Garagen, eine Birke, eine große Buche, einen Kirsch- und einen Pflaumenbaum sowie am Eingang eine Forsythie. Nicht zu vergessen die großen Grasflächen vor und hinter dem Haus. Mit dem Versuch, die Garagenrückwände zu begrünen und jenem, die Wiese mit Wildblümchen zu bestücken, begann die Gärtnerlaufbahn von Sigrun Traub. Seither hat sich vieles, eigentlich alles, verändert. Das Haus ist gewachsen und in einem angebauten Wintergarten gedeihen jetzt Zitronen-, Lorbeer-, Kumquat-Hochstämmchen, aber auch ein Olivenbäumchen, ein Rosmarin, eine propere Mandevilla und eine Bougainvillea.

Im zwölf Ar großen Grundstück gibt es einen großen und einen kleineren Teich, unzählige Steinbänkchen, mit Stein eingefasste Blumenbeete, kleine Brunnen und Steinfiguren. Noch immer gibt es im Garten auch Beeren und Bohnen, Kräuter und Salat. Allerdings hat die zunehmende Rosenlust die Nutzpflanzen immer mehr in den Hintergrund gedrängt: Im hinteren Gartenteil stehen 20 Rosenbögen und ein Metallpavillon, an denen sich Kiftsgate und Camelot, Elfe Falstaff und Ghislaine de Féligonde sowie ihre 122 Brüder und Schwestern hochranken, begleitet von Clematis und von Weinstöcken, von denen es früher noch viel mehr gab.

Der Traub-Garten ist ein hochromantischer, in die Höhe wachsender und alles andere als reduzierter Garten, über den sich noch viel schreiben ließe. Zum Beispiel, dass im Frühjahr die Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen, Tulpen und Lenzrosen ihn verzaubern. Oder dass im Sommer Fingerhüte und Iris in ihm um die Wette blühen und im Herbst Astern, Sonnenhut, Anemonen und Fetthennen den Blühpart übernehmen. Aber das ist eine andere Geschichte. Zu der zierlichen 70-Jährigen und ihrem Garten gibt es durchaus noch einiges zu erzählen. Was, verrate ich Ihnen bei einem der nächsten Male.