Die Schulsozialarbeit wird gut angenommen, nicht nur wegen der Einbeziehung der Grundschulen.

Renningen - Es fühlt sich an, als wäre ich schon viel länger hier.“ Verena Preuß ist jetzt seit acht Monaten Schulsozialarbeiterin in Renningen und ist bereits völlig angekommen. Und das ist wichtig. Denn mittlerweile ist der Bedarf an Beratung so groß, dass die vormals alleinige Schulsozialarbeiterin Peggy Simmert und ihre Kollegin parallel Sprechstunden anbieten.

 

Die Stadt hatte die Stelle im Herbst eingerichtet, damit die Schulsozialarbeit auch die beiden Grundschulen abdecken kann. Denn der Beratungsbedarf beginnt nicht erst bei der fünften Klasse, sodass von unterschiedlicher Seite der Wunsch nach einem zusätzlichen Sozialarbeiter geäußert wurde. Letztlich bleiben Simmert und Preuß beide für das Schulzentrum zuständig, Peggy Simmert hat sich außerdem auf die zwei Grundschulen fokussiert.

Die Schüler kommen früher

Der gestiegene Beratungsbedarf liege somit natürlich vor allem darin begründet, dass mit den beiden Grundschulen nun deutlich mehr Schüler zu betreuen sind, sagt Peggy Simmert. Doch das ist nicht der einzige Grund. „Vor allem bestand früher eine sehr viel größere Skepsis, die Hilfe der Schulsozialarbeit anzunehmen.“ Diese Hemmschwelle ist über die Zeit gesunken. Immer mehr Jugendliche kommen freiwillig zu den beiden, und auch die Lehrer nehmen die Hilfe für ihre Schüler in Anspruch. „Wir haben wirklich Glück mit den Schulleitern und ein sehr enges Verhältnis“, freut sich Verena Preuß. „Wenn zum Beispiel ein Kind im Unterricht auffällt, weil es ganz aufgelöst ist, muss der Lehrer ja trotzdem mit dem Unterricht weitermachen“, erklärt Peggy Simmert. In solchen Fällen werde das Kind dann gefragt, ob es gerne bei der Schulsozialarbeit vorbeikommen möchte. „Dass die Schüler also auch während des Unterrichts zu uns kommen dürfen, ist sehr gut.“

Die Arbeit an den Grundschulen läuft etwas anders als in den höheren Klassen. „Dadurch, dass es eine jüngere Klientel ist, werden die Eltern viel stärker einbezogen“, erklärt Simmert. Das Kennenlernen sollte nach und nach locker und niedrigschwellig stattfinden. „Wir haben eine gute Kooperation mit der Kernzeitbetreuung, sodass wir mit den Kindern ins Gespräch kommen konnten.“ Auch die Probleme an Grundschulen seien in vielen Fällen natürlich ganz andere als in den höheren Klassen. „Schüler kommen zum Beispiel zu uns, weil sie die Grenzen von anderen nicht wahrnehmen können. Oder Eltern, wenn sie über Noten und Zeugnisse zum ersten Mal den Druck aus der Schule spüren und die Frage aufkommt: Warum läuft es nicht so?“ Auch bei schweren Auffälligkeiten wie extremen Wutanfällen wird die Schulsozialarbeit zu Rate gezogen. „Aber wir sind keine Psychologen“, betont Simmert. Je nach Situation fungieren sie nur als Vermittlungsstelle und geben die Kontakte der passenden Anlaufstellen weiter. In Malmsheim hat Peggy Simmert einmal die Woche, immer mittwochs, eine feste Sprechstunde. „Aber man merkt, dass in einer Woche immer sehr viel zusammenkommt, dass die Zeit vor Ort nicht ausreicht.“ Sie würde sich deshalb eine Ausweitung dieser Sprechstunde wünschen.

Die Arbeit geht nicht aus

Gleichzeitig geht die Arbeit an den weiterführenden Schulen nicht aus: Neben den klassischen Beratungen für Schüler, vom Leistungsdruck bis hin zum Cybermobbing, das zum Beispiel in klasseninternen WhatsApp-Gruppen zum großen Problem werden kann, organisieren Simmert und Preuß noch einige Projekte und Aktionen für die Schüler. Manche sollen das soziale Gefüge an den Schulen stärken, andere einfach unterhaltsam sein. „Gerade die zusätzlichen Projekte wie die Streitschlichterausbildung von Frau Preuß hätten wir ohne die Zusatzstelle so intensiv gar nicht machen können“, sagt Peggy Simmert. Zudem bringe die zweite Kraft den großen Vorteil, dass immer jemand im Büro anzutreffen sei, auch wenn einer mal krank sein sollte, auf einer Fortbildung oder bei einem Netzwerktreffen sei.

Ein „Schluckauf“ in der Schulsozialarbeit bleibt die fehlende männliche Komponente. Sich zwei jungen Frauen zu öffnen, fällt vielen vor allem älteren Jungs doch schwer. „Die meisten, die zu uns kommen, wurden immer noch von den Lehrern hergeschickt“, sagt Peggy Simmert. „Aber die Tendenz steigt.“ Einer komme inzwischen sogar von sich aus, um über seine Probleme zu sprechen. Andere suchen den lockeren Kontakt. „Da gibt es eine Gruppe von Jungs, die ab und zu reinschaut und dann einfach erzählt“, berichtet Verena Preuß. „So zwischen Tür und Angel entstehen manchmal die interessantesten Gespräche“, ergänzt Peggy Simmert. Überhaupt: Es muss ja nicht immer nur was zu meckern geben. „Auch andere kommen einfach so mal zu uns, um zu quatschen oder zu basteln.“ Wie nebenbei kommen dann Gespräche über alle möglichen Themen zustande. Ohne viel Aufhebens kann es dann auch schon mal um wichtige Aspekte wie sexuelle Aufklärung gehen. Oder um die Frage, wie viel Zeit man eigentlich am Smartphone verbringt.