Der Gemeinderat und Ahnenforscher Harald Schaber berichtet in seinem Buch auf 148 Seiten über 46 örtliche Persönlichkeiten. Dabei spannt er einen heimatgeschichtlichen Bogen vom 17. Jahrhundert bis in die heutige Zeit.

Rutesheim - Märchen soll es im wahren Leben nicht geben? Natürlich. Zu allen Zeiten und an allen Orten gibt es sie, auch in Rutesheim. Im September 1840 fand in Sinsheim ein großes Manöver statt, an dem auch Franz-August, Prinz von Hessen-Philippsthal teilnahm. Der junge Prinz, damals 35 Jahre alt, war Generalmajor der österreichischen Armee in Wien. Auf seiner Reise kam er durch Rutesheim und traf dort Maria Katharina Kohlmann.

 

Die 21-jährige Tochter eines Webers lebte noch in ihrem Elternhaus in der Holdergasse. Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Denn gegen alle Konventionen heiratete Franz-August die junge Rutesheimerin am 4. Oktober 1841 und verzichtete damit auf seinen Titel.

So hat es der Rutesheimer Harald Schaber jetzt in seinem Buch „Menschen . . . die Spuren hinterlassen haben“ aufgeschrieben.

Die Lebensgeschichten herausragender Personen

Natürlich finden sich auch das Ende der Geschichte und weitere Details in dem 148 Seiten starken Buch, das neben der von Maria Katharina Kohlmann mit 45 weiteren bebilderten Lebensgeschichten herausragender Rutesheimer und Perouser Persönlichkeiten gefüllt ist. Das Buch „Menschen“ spannt einen heimatgeschichtlichen Bogen vom 17. Jahrhundert bis heute. So viel sei von Maria Katharinas Geschichte an dieser Stelle noch verraten: „Das junge Paar ließ sich in Nancy in Frankreich nieder und führte wohl eine glückliche Ehe“, berichtet Harald Schaber. Nicht als Prinz und Prinzessin, sondern als Baron und Baronesse von Falkener. Diese Geschichte hat den Autor persönlich am meisten berührt.

Und die von Helene Vinçon. „Sie schrieb 56 Jahre lang, ohne Pause, jeden Tag eine Zeile in ein Tagebuch. Dies war für mich irgendwie auch eine ganz besondere Geschichte“, macht Buchautor Schaber deutlich. Helene Vinçon wurde am 8. August 1913 in Perouse geboren und wuchs dort auf. In 56 Jahren hat sie insgesamt 20 289 Tagewerke dokumentiert. Der Alltag war geprägt von der Arbeit im Haus, auf dem Hof und auf den Feldern. Harald Schaber: „Mit ihren Aufschrieben erzeugte sie einen erstaunlichen Einblick in ihre Lebenswelt, ihre Prägung durch Pietismus und dem Erbe der Waldenser.“

So kam die Idee zustande

Biografien zusammenzutragen, aufzuschreiben und in den Stadtnachrichten zu veröffentlichen, damit hat Harald Schaber 2012 begonnen. Dass es im Lauf der Jahre so eine lange Serie werden würde, das hatte der Vorsitzende des Arbeitskreises „Geschichte vor Ort“ aber nicht geplant. „Oft wurde ich auf die erschienenen Artikel angesprochen. Auch darauf, ob man diese Artikel nicht in einem Buch zusammenführen könnte“, erzählt Harald Schaber.

Das hat der Rutesheimer jetzt getan. In einer ersten Auflage von 1000 Exemplaren hat der 55-Jährige sein Buch herausgebracht. Spannend steigt Schaber in die Stadtgeschichte ein. Der Leser erfährt die Umstände, die 1699 zur Gründung des Waldenserortes Perouse führten. Gleich danach berichtet der Autor über Johann Michael Besserer. Wer das war? „Nach den Überlieferungen wohl der Schultheiß, heute Bürgermeister, mit der längsten Dienstzeit in Rutesheim“, erklärt Schaber. Besserer wurde in Leonberg geboren und am 15. Juli 1680 zum Rutesheimer Schultheißen gewählt. Er übte das Amt 48 Jahre lang aus. „Bei den Biografien geht es nicht nur um die einzelnen Daten, wann ging derjenige zur Schule, welchen Beruf hat er ergriffen oder wann geheiratet. Sondern eng verwoben geht es um die damaligen Lebensumstände und die Zeitgeschichte in Rutesheim und Perouse“, betont Autor Schaber.

In Rutesheim geboren, aufgewachsen und wohnhaft, hat sich Schaber schon immer für die Geschichte seines Heimatortes interessiert. Er engagiert sich zudem als Gemeinderat (Unabhängige Bürger) und hat früh damit begonnen, Ahnenforschung in seiner eigenen Familie zu betreiben.