Es werden immer mehr: Für die Betreuung von Flüchtlingen sucht die Stadt jetzt Ehrenamtliche. Es soll eine Willkommenskultur aufgebaut werden.

Rutesheim - Mit ehrenamtlichen Helfern will Rutesheim dem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom Herr werden. Die Bürger sollen den Neuankömmlingen nach ihrer Ankunft unter die Arme greifen. Auch wenn die meisten Asylbewerber weder Deutsch noch Englisch sprächen, müsse man sich wegen der Verständigung keine Sorgen machen, sagt Natascha Bauer aus eigener Erfahrung, bevor sie lächelnd anfügt: „Schließlich gibt es den Übersetzer von Google.“

 

Und sollte man sogar das ein oder andere Wort in der Landessprache der Flüchtlinge aufschnappen, dann gehe ihnen gleich das Herz auf. „Das erleichtert dann auch noch die Integration“, berichtet die Frau, die im Rutesheimer Rathaus unter anderem die Asylbetreuung verantwortet.

Den Kommunen fehlt geeigneter Wohnraum

Das Problem ist nicht neu. Die Krisen und Kriege in aller Welt führen dazu, dass immer mehr Asylbewerber nach Deutschland kommen. Doch gleichzeitig fehlt den Kommunen geeigneter Wohnraum. Auch die Kapazitäten für die Betreuung der Neuankömmlinge sind begrenzt. Aus diesem Grund hat die Rutesheimer Stadtverwaltung um Bürgermeister Dieter Hofmann und den Ersten Beigeordneten Martin Killinger am Dienstag einen Informationsabend im Sitzungssaal des Rathauses veranstaltet, um ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. Schließlich sei es eine gemeinsame Aufgabe, diese humanitäre Arbeit zu bewältigen, waren sich die Gastgeber sicher.

„Willkommenskultur aufbauen“

Einbringen können sich die Bürger in vielen Bereichen. Das fängt bereits mit einer persönlichen Begrüßung bei der Ankunft der Asylbewerber an, die zuvor bis zu 24 Monate in Einrichtungen des Landkreises untergebracht waren und in Rutesheim die sogenannte Anschlussunterbringung beziehen. „Die Menschen tragen viele Ängste in sich und wissen gar nicht, was passiert, wenn sie bei uns ankommen“, erklärte Bauer, bevor Killinger ergänzte: „Es geht darum, bei uns eine Willkommenskultur aufzubauen.“

Dazu zählten praktische Dinge, wie etwa das Ausfüllen von Formularen, Übersetzungen oder eine Hilfestellung bei der Mülltrennung. „Auch Behördengänge oder Begleitungen zum Arzt, Supermarkt sowie zur Schule sind wünschenswert“, sagte Bauer, die aber zugleich betonte: „Man sollte nicht alles selbst erledigen, sondern die Menschen von Anfang an einbinden, damit sie es in der Zukunft auch ohne fremde Hilfe schaffen.“ Übrigens: etwaige Fahrtkosten ersetzt die Stadt. Die Ehrenamtlichen sind außerdem unfallversichert.

Rutesheim liegt mit 60 Flüchtlingen, die derzeit im Ort untergebracht sind, deutlich über dem Soll von 42 Menschen. „Allerdings wird dieser Soll-Wert künftig ansteigen, wir dürfen also in unseren Bemühungen nicht nachlassen“, sagte Killinger.

Bislang zehn Gebäude angemietet

Dazu hat die Stadt bislang zehn Gebäude angemietet. Zudem hat die Johanneskirche eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Weil neue Flüchtlinge in den nächsten beiden Wochen eintreffen, sucht die Stadt aber händeringend weiteren Wohnraum. „Wichtig ist dabei, dass die Grundvoraussetzungen wie etwa saubere Sanitärräume erfüllt sind“, erklärte Natascha Bauer.

Nicht alle kommen aus Syrien

Dass es sich bei den Asylbewerbern nicht zwangsläufig um Kriegsflüchtlinge aus Syrien handelt, das stellte Dieter Hofmann klar. „Was die Flüchtlinge in Rutesheim betrifft, so kommen 40 Prozent von ihnen aus sogenannten sicheren Drittstaaten wie Serbien und Mazedonien. Sie werden in ihre Heimatländer zurückgeführt“, sagte der Bürgermeister. Doch auch diese Menschen sollten nicht außen vor bleiben. „Auch sie haben es verdient, dass man sie auffängt“, betonte Bauer.

Am Ende der Veranstaltung im prall gefüllten Sitzungssaal sicherten die Stadtvertreter den ehrenamtlichen Helfern eine große Unterstützung zu. „Niemand wird bei dem Engagement alleine gelassen“, versprach Bürgermeister Hofmann. Das hörten die Anwesenden gern. Rund 40 Hilfswillige haben auf einer Liste ihren Namen hinterlassen.