Es ist wie so häufig im politischen Raum: Jeder interpretiert unterschiedlich, was eigentlich alle gleich wahrgenommen haben müssten. So ist es auch beim ominösen Gespräch vom 10. Dezember im Verkehrsministerium. Da wollten sich alle Seiten zusammensetzen, um den Gordischen Knoten zum Lückenschluss zu zerschlagen. Und waren sich eigentlich am Ende alle einig. Zumindest darüber herrscht Konsens.

Renningen - Es ist wie so häufig im politischen Raum: Jeder interpretiert unterschiedlich, was eigentlich alle gleich wahrgenommen haben müssten. So ist es auch beim ominösen Gespräch vom 10. Dezember im Verkehrsministerium. Da wollten sich alle Seiten zusammensetzen, um den Gordischen Knoten zum Lückenschluss zu zerschlagen. Und waren sich eigentlich am Ende alle einig. Zumindest darüber herrscht Konsens.

 

Aber worin? Und hier beginnt die Sache mit den Wahrnehmungen. Obwohl es wohl inzwischen ein Protokoll gibt, die der Landrat extra in einem Brief vom Minister angefordert hat, scheint selbst dieses unterschiedlich ausgelegt zu werden.

Beginnen wir mit dem Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt. „Der Minister hat verstanden, dass uns die Südanbindung wichtig ist“, sagt er. Aber die provisorischen Kreisverkehre, die derzeit an der neuralgischen Kreuzung mit Erdaufschüttungen vollendet werden, reichten nicht aus, um bis zu 30 000 Fahrzeuge aufzunehmen. Daher müsse weiterhin eine richtig große Kreuzung kommen, um die Bundesstraßen sinnvoll zu verbinden.

Der Landrat sieht das im Prinzip genauso. Mit einem gewissen Amüsement erzählt er, dass der Verkehrsminister Winfried Hermann erst getobt habe, als Roland Bernhard im vergangenen Jahr das Provisorium auf den Weg gebracht hatte. Das war auch ein Husarenstreich, den der Vize-Landrat Wolf Eisenmann mit eingefädelt hatte. Eigentlich wäre das Landratsamt für das Aufeinandertreffen zweier Bundesstraßen nicht zuständig, sondern das Regierungspräsidium. Doch dort herrscht ständige Personalnot – und so konnte die Böblinger Kreisbehörde sozusagen Amtshilfe leisten.

So entstand ein Bauwerk, das den Verkehrsminister Hermann auf die Palme gebracht hat, sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde soll angedroht worden sein. Nun findet das Ministerium die Lösung so gut, dass sie vielleicht zur Dauerlösung werden könnte. Genau das will nun der Landrat aber bei dem Gespräch am 10. Dezember nicht herausgehört haben. „Wir müssen parallel weiter eine große Lösung planen, mit kreuzungsfreien Ausfahrten und einer Südanbindung von Renningen“, betont der Kreischef. Darin ist er sich mit Bürgermeister Wolfgang Faißt einig.

Nicht indes mit dem grünen Abgeordneten Bernd Murschel. Der hat eine gänzlich andere Interpretation der Spitzentreffens. „Wir wollen das Provisorium mit der Rampe so bauen, dass es auch funktioniert“, sagt er. Die Straße nach Warmbronn und die Ampel blieben bestehen. „Das ist nicht nur eine temporäre Lösung, wir wollen schon ernsthaft schauen, ob es funktioniert.“ Erst wenn nach ein paar Jahren festgestellt werde, dass die Kreuzung tatsächlich überlastet sei, könne man eine abgespeckte Variante diskutieren.

Die Vorstellung von Bernhard Faißt, dass man parallel die große Lösung nicht nur plant, sondern auch in Berlin so lanciert, dass sie eine Chance auf Finanzierung hat, teilt Murschel indes nicht. Er verweist auch darauf, dass die Grünen schon immer die Sorge hatten, dass eine autobahnähnlich ausgebaute Straße mehr Verkehr anziehe. Und das passe auch nicht zu den großen Eingriffen in die Landschaft.

Aber es gibt auch einen Punkt, in dem sich alle Beteiligten einig sind, nämlich bei der Förderung der Bahnprojekte. Dass die Schönbuchbahn mit 75 Prozent gefördert wird, das sei okay, sind sich Bernhard und Murschel einig, bei der Hermann-Hesse-Bahn sehen sie hingegen eher die neue Förderrate von 50 Prozent kommen. Und das, obwohl der Verkehrsminister Winfried Hermann erst kürzlich die Hesse-Bahn als eines der wichtigsten Schienenprojekte im Land bezeichnet hat – allerdings ohne eine feste Zusage für mehr Geld dazu.

Und wie das so ist – hier wiederum schießen bekanntlich die Renninger quer – sie wollen die Hesse-Bahn eher nicht, und wenn, dann nur bis Weil der Stadt. Was wiederum der Landrat und Murschel nicht ganz so eng sehen. Wie immer eben ist alles Interpretationssache . . .