Ulrich Raisch ist einer der Kandidaten für die Wahl zum Bürgermeister. Er möchte vor allem bildungs- und kulturpolitisch Flagge zeigen.

Renningen - Vor Publikum hat Ulrich Raisch keinen leichten Stand. Beim LKZ-Kandidatentalk lassen manche Antworten des Bewerbers für das Renninger Bürgermeisteramt die Zuhörer eher schmunzeln als zustimmend nicken. Doch der Stuttgarter Pädagoge, der nun seine 28. Kandidatur bestreitet, will sich auf keinen Fall als „Dauer“- oder gar „Spaßkandidat“ bezeichnen lassen. Sein Ziel, Bürgermeister zu werden, ist ihm ernst, betont er. Die Agenda des 55-Jährigen umfasst als Ziele vor allem gute Kinderbetreuung, aber auch aktive Bürgerbeteiligung, eine bürgerfreundliche Verwaltung und die Stärkung örtlicher Versorgungsangebote zum Beispiel durch Bürgerläden. Im Interview gibt er einen Einblick in die Hintergründe zu seiner Kandidatur in Renningen.

 
Herr Raisch, dies ist nun Ihre 28. Kandidatur, vor acht Jahren sind Sie bereits in Renningen angetreten. Was hat Sie dazu bewogen, es hier erneut zu versuchen?
Ich möchte kultur- und bildungspolitisch Flagge zeigen für eine nachhaltige und generationengerechte Gemeindeentwicklung.
Haben Sie die Entwicklungen in Renningen in den vergangenen acht Jahren verfolgt, und wenn ja: Was hätten Sie in dieser Zeit anders oder genauso gemacht wie der Bürgermeister Wolfgang Faißt?
Jeder Bürgermeister ist einzigartig, aber auch abhängig von seinem Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung, dabei natürlich an Recht und Gesetz gebunden. Renningen könnte mit mir an der Rathausspitze Geschichte schreiben mit dem Prototyp eines Musikkindergartens als Zukunftsmodell für Bildung und Betreuung in Baden-Württemberg.
Sie haben vier Gegenkandidaten, darunter den amtierenden Bürgermeister, einen gebürtigen Renninger und den einstigen Kandidaten für das Weissacher Bürgermeisteramt. Welches ist Ihre Strategie, sich neben diesen Kandidaten hervorzutun und die Wähler für sich zu gewinnen?
Meine Strategie ergibt sich aus meinem Beruf als Pädagoge, aus meiner selbstständigen Tätigkeit als freier Unternehmer und aus meiner kultur- und bildungspolitischen Zielsetzung für eine nachhaltige und generationengerechte Gemeindeentwicklung.
Verkehr – Stichwort Lückenschluss, Lärm, Stau – ist ein Thema, das Renningen derzeit mit am meisten bewegt. Wo sehen Sie in diesem Punkt Ihre Chancen, etwas zu verändern?
Chancen eröffnet methodisch die Nachhaltigkeits-Maxime: Verkehrskonzepte zu entwickeln, prinzipiell mit Rücksicht auf Menschen, Natur und Klima, stets auf aktueller Datenbasis und regelmäßig in interkommunaler Zusammenarbeit, wobei Landschaftsschutz wegen Sicherung der natürlichen Lebensbasis Vorrang haben sollte. Dies ist Aufgabe nicht nur eines Bürgermeisters, sondern auch von Land und Bund. Sinnvoll vorbereiten lässt sich dies auch in Kooperation mit Hochschulen mit Hilfe wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten im Rahmen von angewandter Forschung und auf Basis numerischer Simulationen. Effiziente Durchsetzung verspricht die Maxime „steter Tropfen höhlt den Stein“. Ein Bürgermeister-Chor könnte übrigens ein koordiniertes kommunalpolitisches Vorgehen unterstützen.
In Renningen dominieren die klassischen Schulformen (Werkrealschule, Realschule, Gymnasium), eine Gemeinschaftsschule gibt es hier nicht. Wie stehen Sie zu dem Thema, und würden Sie sich als Bürgermeister für eine Änderung stark machen oder alles so belassen?
Entscheidend kommt es darauf an: was die Lehrer im Unterricht leisten, wofür sie theoretisch und praktisch aus- und weiterzubilden sind. Gemeinden sind als Schulträger zuständig und verantwortlich vor allem für die räumliche und technische Ausstattung ihrer Bildungseinrichtungen, wofür gesetzliche Vorgaben zu beachten und staatliche Finanzierungshilfen zu nutzen sind.
Angesichts knapper öffentlicher Haushalte und drohender wirtschaftlicher Krisen stelle ich mich gerne zur Verfügung mit all meinem Wissen und Können als akademisch mehrfach qualifizierter Pädagoge und freier selbstständiger Unternehmer.