Ihre Heimat Frankreich hat Elisabeth Marschall der Liebe wegen Hals über Kopf verlassen. Doch hier hat die heutige Basketballtrainerin nach der schmerzlichen Trennung schließlich ihr Glück gefunden und einen Teeladen eröffnet.

Renningen -

 

Ach übrigens, ich bin die Elly“, sagt Elisabeth Marschall nach dem netten Gespräch und lacht. Und so kennt man die gebürtige Französin mit dem sympathischen Akzent auch in ihrer Wahlheimat Renningen. Dort hat sie sich mit ihrem eigenen Teeladen, der genauso heißt wie sie, 2006 einen Traum erfüllt.

Dass Elly Marschall mit sich und ihrem Leben im Reinen ist, das merkt man bei Gesprächen mit ihr und auch im Geschäft. Eine Oase der Ruhe sei ihr Laden, hört man von Kunden, selbst wenn das kleine Geschäft einmal bei einem Kundenansturm aus allen Nähten platzt.

Doch das Leben war nicht immer einfach für Elisabeth Marschall. Die Heimat Frankreich hatte sie der Liebe wegen Hals über Kopf verlassen, das Glück zerbrach. Als alleinerziehende Mutter ihrer damals zweijährigen Tochter Claire hat sich die ehemalige französische Managerin durchgebissen. Überlegungen, wieder in die alte Heimat zurückzugehen, habe es damals schon gegeben, erzählt sie. Die Freunde vom TSV Malmsheim waren es schließlich, deretwegen die leidenschaftliche Basketballerin sich zum Hierbleiben entschied.

Gute Freunde beim TSV Malmsheim gefunden

Heute ist ihre Tochter Claire 16, ihr Sohn Max sieben und Elly Marschall Trainerin der Basketballer in Malmsheim. Ihre neue Liebe – ihr Mann Holger, ein Basketballer – hat sie vor zehn Jahren geheiratet. Ihren Mädchennamen hat sie behalten.

Elisabeth Marschall ist in Straßburg geboren und wuchs in Wolfisheim ganz in der Nähe auf. „Ich bin das erste Ergebnis einer deutsch-französischen Kooperation“, sagt die heute 44-Jährige und lacht. Seit sie denken kann, sei Elly ihr Rufname. Ihre Mutter ist Deutsche, der Vater Franzose. Sie wuchs idyllisch auf, in einem Haus mit einem großen Gemüsegarten. „Das ist ganz wichtig für mich, wir hatten immer eigenes frisches Gemüse – Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, aber auch Himbeeren und Erdbeeren. Für mich sind frische Dinge deshalb auch heute noch sehr wichtig“, erinnert sie sich an ihre Jugendzeit in Frankreich.

Elly Marschall lebt heute schon genauso lange in Deutschland, wie früher in ihrer französischen Heimat. Schwäbisch kann sie auch, doch ihr französischer Akzent verrät unverkennbar ihre Wurzeln. „Ich hab’ immer noch ein kleines Problem mit dem ,ch’“, scherzt die Teeladenbetreiberin. Deshalb sei ihr Spitzname früher auch „Eischhörnschen“ gewesen.

In Renningen lebt Elly Marschall seit 14 Jahren. Dort ist ihre Familie – ihr Mann Holger und die beiden Kinder Claire und Max. Aber auch Frankreich ist für sie gefühlt noch Heimat. „Wenn wir nach Frankreich fahren, dann fahre ich auch nach Hause, obwohl eigentlich mein Zuhause hier in Renningen ist“, erzählt sie. „Dort liegt ein Teil meiner Wurzeln. Wenn ich über die Grenze gehe, dann sehe ich diese Wurzeln dort. Meine Wurzeln haben aber die Grenze überschritten und liegen jetzt auch hier in Renningen.“

Elly besuchte die Schule in Straßburg, machte das Abitur und danach ein duales Studium der Fachrichtung Marketing und Globale Wirtschaft. Schon mit 20 startete sie ins Berufsleben. „Ich sag immer: Ich hab da Männer verkauft“, sagt die 44-Jährige und lacht. Denn im Außendienst war sie für die Vermittlung von knapp 300 französischen Arbeitskräften nach Deutschland verantwortlich. „Das waren hauptsächlich Handwerker, wie Maler, Gipser, Schreiner und Heizungsbauer“, erklärt sie. Elly Marschall vermittelte zwar bundesweit, doch zumeist in den Großraum Stuttgart. Mit 24 traf sie Amors Pfeil. „Ich hab’ alles liegen und stehen gelassen, um der Liebe hinterherzulaufen“, erzählt sie. Job, Wohnung, Freunde, Familie und auch den geliebten Basketball, den sie schon in Jugendtagen in Frankreich im Verein spielte. Innerhalb von nur zwei Monaten ging alles über die Bühne. Die große Liebe war ein deutscher Kunde. „Es hat gleich gefunkt“, erzählt sie im Rückblick. Daraus wurden acht Jahre mit Höhen und Tiefen, die mit großen Herzschmerzen zu Ende gingen.

„Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe“

Elly Marschall stand plötzlich alleine da. Mit Kind und ohne Arbeit zog sie nach Weil der Stadt. Es war eine schwere Zeit: Sie kannte niemanden und verdingte sich in verschiedenen Jobs - arbeitete in der Wolldeckenfabrik und in der Industrie als Exportmanagerin. „Meine größte Gabe ist meine Anpassungsfähigkeit und die Zufriedenheit mit dem, was ich habe“, sagt sie und erklärt: „Ich brauche keinen Diamanten. Ich finde es viel schöner, wenn man mir morgens ein Croissant mitbringt. Die Kleinigkeiten sind mir wichtig.“

Gedanken, in Deutschland alles hinzuschmeißen, habe es nach der Trennung schon gegeben, gesteht sie. Noch mal ganz neu anfangen – nein, das wollte sie auf keinen Fall. „Ich bin auch eine Kämpfernatur. Disziplin lernt man im Mannschaftssport“, sagt sie. Dabei war das Basketballspielen schon in Frankreich eine gute Schule.

„Ich wollte auch in Deutschland im Verein spielen. Über eine Zeitungsannonce bin ich dann nach Renningen in die Stadionsporthalle gekommen“, erinnert sich Elly Marschall. Da spielte gerade der TSV Malmsheim – ihr heutiger Verein. Aus dem ersten noch etwas holprigen Zusammentreffen entwickelte sich eine tiefe Beziehung. „Als ich die das erste Mal gesehen habe, da dachte ich: mein Gott die können ja gar nicht spielen. Ich selbst kam von einem Fest und war entsprechend aufgetakelt. Die haben gedacht – mein Gott, was will denn die beim Basketball? Danach hat es sich ganz toll entwickelt“, lacht Elly Marschall.

Heute trainiert sie die U 17 und die zweite Damenmannschaft. An den Wochenenden steht sie selbst auf dem Spielfeld. Missen will sie nichts, wenn sie über ihr Leben nachdenkt: „Ich würde nichts ändern. Alles, was ich erlebt habe, hat mich wachsen lassen. Ich sag immer, wenn heute die Erde bebt, mich regt das nicht mehr auf.“