Mit einem außergewöhnlichen Spatenstich haben Vertreter der Stadt und der Firma Bosch den Bau des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums eingeläutet. Schon um fünf Uhr morgens trafen sie sich auf dem einstigen Millitärgelände.

Renningen - Albrecht Fischer kennt sich aus mit Spatenstichen in aller Welt. Er kann mit Detailwissen punkten. Das klingt dann beispielsweise so: „In China ist der 8. August ein guter Tag für den Beginn von Bauprojekten. Er gilt dort als Glückstag.“ An einen Spatenstich wie jenen am Montag in Malmsheim kann sich aber selbst Albrecht Fischer nicht erinnern, obwohl er bei Bosch immerhin Leiter für die Planung und Realisierung von Bauvorhaben ist. Genauer: einem Spatenstich in solcher Frühe durfte er noch nie beiwohnen. Schon um fünf Uhr haben sich Vertreter von Bosch, der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt und der Landrat Roland Bernhard im Norden des Segelflugplatzes versammelt, um die Schaufeln in die Erde zu rammen.

 

Sie läuteten auf diese Weise den offiziellen Baubeginn ein für das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum des Weltkonzerns. Bosch bündelt hier seine Grundlagenforschung und Vorausentwicklung. Allein im ersten Bauabschnitt entstehen mehr als ein Dutzend Gebäude. Auf Ökologie und Umweltschutz legt Bosch Wert beim Bau – die eigene Kläranlage beispielsweise dient auch als Versuchsstation. 2014 sollen die ersten Mitarbeiter einziehen (siehe auch Artikel unten).

Begonnen hatte der Bau still und heimlich schon Ende April. Noch vor der endgültigen Freigabe durch das Landratsamt rollten die ersten Bagger. Daher prangt hinter den Spatenstechern auch schon eine riesige Baugrube; hier soll bald das 60 Meter hohe Zentralgebäude emporwachsen. Dass schon gearbeitet wird, ist ein Grund für die außergewöhnlich frühe Stunde des Spatenstichs. „Wir wollten die Arbeiter nicht stören, die ja schon um sieben Uhr anfangen“, erklärt ein Boschsprecher. Der andere Grund für die Fünf-Uhr-Situation ist eher philosophischer Natur. „Wir haben die Stunde des Sonnenaufgangs als Symbol für den Aufbruch gewählt“, betont Klaus Dieterich, der Vorsitzende der Geschäftsleitung Forschung und Vorausentwicklung bei Bosch.

Unterdessen erhebt sich rosarot die Morgendämmerung über dem nahen Renninger Hartwald, Vögel zwitschern. Und schließlich begrüßt sogar der Bosch-Hahn den beginnenden Tag. Der Bosch-Hahn? Ja, wirklich: als Werbeträger für den Spatenstich haben die Boschler einen abgerichteten Gockel namens „Leo“ samt Betreuerin dabei. Leo reckt zwar von Anfang an stolz den Kopf ins Blitzlichtgewitter der Presse-Kameras, ziert sich aber beim Krähen. Als er endlich loslegt, gibt es kein Halten mehr. Sein Schrei wird zum Ausrufezeichen wichtiger Aussagen. „Innovation kommt nach Renningen“, sagt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. „Kikeriki“, bekräftigt Leo. „Wir stecken viel Schweiß und Energie in dieses Projekt“, betont Albrecht Fischer bei seiner Ansprache. „Aber: es wird saugut.“ Er freue sich auf den Kaffee nach dem Spatenstich, aber noch viel mehr darauf, irgendwann von der Dachterrasse des zentralen Gebäudes aus ins Umland zu blicken. Da wäre auch Leo gerne dabei, wie er mit einem „Kikeriki“ klarmacht. Übrigens: für die Chinesen hat neben der Glückszahl acht auch der Hahn eine besondere Bedeutung. Er steht in der Volksrepublik für Eigenschaften wie Leistungsfähigkeit, Klugheit und Pflichtgefühl. Singapur sei als Standort-Konkurrent für Renningen im Gespräch gewesen, nicht Stuttgart oder Leonberg, betont Faißt mit Blick auf die Internationalität des Konzerns. Aber beim Werben um das neue Entwicklungszentrums hatte die Rankbachstadt die Nase vorn. Glück und Leistungsbereitschaft waren auf Seiten der Renninger. Kikeriki!