Beim 50. Rathaussturm macht der Oberbürgermeister den Narren keine Hoffnung auf rosige Zeiten. Die Schatulle sei leer.

Ditzingen - Die einen gehen, die anderen kommen: Sinnbildlicher hätte die Szenerie am Samstagnachmittag nicht geplant werden können: Die Sternsinger waren just über den Ditzinger Laien geschritten, der Geruch von Weihrauch lag noch in der Luft, als von der Marktstraße die Narren in Richtung Rathaus zogen.

 

Rund 400 Menschen hatten sich auf dem Laien versammelt, die Temperaturen hatten sie nicht abgeschreckt. Allerdings wollten sie es sich auch nicht nehmen lassen, die Narren bei ihrem Rathaussturm zu unterstützen. Immer wieder hatte sich der Oberbürgermeister Michael Makurath ihnen in den Weg gestellt, doch war es immer vergeblich gewesen. Am Samstag war es nicht anders. Nach drei Versuchen hatten die Glemshexen gekonnt die Tür gerammt, und das Rathaus war eingenommen.

Guggenmusiker heizen ein

Als Schaffner waren Makurath und sein Stellvertreter Ulrich Bahmer gekommen. Denn ob Strohgäubahn oder Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) – was lag in diesem Jahr für den OB näher, als in die Rolle des Fahrkartenverkäufers zu schlüpfen? „Als Schaffner werden wir euch beglücken, mit Liebe eure Tickets zwicken. An uns kommt keiner mehr vorbei, wir haben auch Wechselgeld dabei“, reimte Makurath später.

D’Hoamerdenger Obacha, die Neckartalhexen, die Renninger Schlüsselgesellschaft, der Frohe Faschingsclub Gerlingen und unter anderem die Weilemer Hörnleshasa waren den Ditzinger Glemshexen zu Hilfe geeilt, die ohnehin auf die Unterstützung der Garden, des Männerballetts und den Guggenmusikern von Los Titzos zählen konnten.

Gegenreden helfen nicht

Bei solch’ großer Unterstützung half alles Gegenreden nichts. Der Oberbürgermeister und sein Vize Ulrich Bahmer mussten sich ergeben. Vor allem der entmachtete Rathauschef machte den Narren aber keine Hoffnung auf glückliche Tage: „Ihr wollt die Regierung an euch reißen, das Geld der Stadt aus dem Fenster schmeißen, doch wartet auf euch ein großer Schreck, denn das Geld, das ist schon lange weg.“

Den Narren schien das nichts auszumachen. Denn in der Proklamation blickte das Prinzenpaar Christina I. von der Stegwiese und Rolf I. von der Stegwiese weit über die aktuelle Kampagne hinaus: „Das Jubiläumsjahr 2019 wirft seine Schatten voraus.“ Um Festerfahrung zu gewinnen, müsse jeder Gemeinderat eine karnevalistische Veranstaltung bei beziehungsweise mit der Gesellschaft Titzo besuchen. Sollten sie dem nicht nachkommen, würden sie beim Umzug des Landesverbands Württembergischer Karnevalsvereine als Streckenposten angestellt. Dieser findet 2019 in Ditzingen statt. Parkhaus, Parkplätze, Lärmbelästigung – vieles nahmen die Narren kritisch in den Blick. Um die Umfahrung umzusetzen, beschlossen sie, den Bau unter der Leitung der Glemshexen vom Bauhofteam in Angriff nehmen zu lassen. Die Heimerdinger auf dem Platz hörten es gerne.