Die Stadt will im Netz ein eigenes Rathausprofil entwickeln. Der Einsatz von Vermittlern ist zu teuer.

Leonberg - Bei der Suche nach gutem Personal setzt die Stadt jetzt auf Methoden, die bisher eher in der freien Wirtschaft und großen Behörden oder Ministerien üblich sind. Künftig wird sich eine Mitarbeiterin speziell um die Personalakquise kümmern und dafür das Karriereportal Xing nutzen. Auf sehr teure Headhunter will man dafür verzichten.

 

Erst Anfang Juni hatten der städtische Hauptamtsleiter Peter Höfer und die Personalchefin Christina Gebhardt im Gespräch mit unserer Zeitung vom harten Wettbewerb um qualifiziertes Personal berichtet. Im wirtschaftlich prosperierenden Ballungsraum locken immer mehr Firmen und Konzerne mit satten Gehältern. Der öffentliche Dienst kann kaum mithalten.

Die Tariferhöhung schlägt zu Buche

Neben den eigentlichen Aufgaben, die längst nicht nur klassische Bürotätigkeiten beinhalten, lockt die Stadt mit dem neuen Rathaus als attraktiver wie moderner Arbeitsstätte und zusätzlichen Anreizen, etwa einem großzügigen Nahverkehrszuschuss oder vielen Fortbildungen. Nicht nur das kostet Geld. In der Endabrechnung, so erwartet die Personalabteilung, werden die Jahrespersonalkosten von knapp 37,3 Millionen Euro um rund 200 000 Euro überschritten werden.

Das hat Gründe: Allein die im April vereinbarte Tariferhöhung um 3,19 Prozent schlägt in Leonberg mit 70 000 Euro und höheren Sozialabgaben zu Buche. Erschwerend hinzu kommt, dass die Stadt 500 000 Euro pauschal als Abschlag für unbesetzte Stellen eingeplant hatte. „Wie sich jetzt herausstellt, war diese Kürzung zu optimistisch“, heißt es aus dem Hauptamt.

Hohe Fluktuation im Rathaus

Dabei bleibt die Fluktuation weiterhin hoch. „In vielen Bereichen fehlen qualifizierte Fachkräfte, was sich auf die Wechselbereitschaft auswirkt“, analysiert die Personalabteilung. Die ständig wachsende Kinderbetreuung erfordert permanent neue Kräfte. Auch die Zahl der Schwangerschaften steigt in der gesamten Stadtverwaltung. „Hierdurch entsteht ein erheblicher Aufwand zur Nachbesetzung der Stellen“, heißt es in einem internen Papier.

In Zahlen ausgedrückt liest sich das so: Allein in den ersten fünf Monaten gab es bereits 44 Ausschreibungen. Manche Stellen mussten zwei oder gar dreimal ausgeschrieben werden, bis sie qualifiziert besetzt werden konnten. Allein das bedeutet Mehrkosten von 100 000 Euro.

Alles, was die Stadt auf ihrer Suche nach gutem Personal unternimmt, ist mit Geld verbunden: Die Nutzung von Interamt, einer speziellen Plattform für den öffentlichen Dienst, war bisher kostenlos. Seit Juni sind für Inserate jährlich 1500 Euro fällig. Verzichten will die Stadt auf diese Möglichkeit der fachlichen Ansprache aber nicht.

Headhunter sind teuer

Weitaus teurer ist der Einsatz von Headhuntern. Denn diese haben längst den öffentlichen Dienst als Betätigungsfeld entdeckt. „Das war noch vor Jahren völlig unüblich“, heißt es im Rathaus. Auf Sicht allerdings ist die externe Beratung bei der Personalsuche zu kostspielig. „Für die Besetzung von nur einer Stelle sind Vermittlungskosten von 20 000 Euro angefallen“, heißt es in einer Rathausvorlage. Die Ausschreibungskosten sind da nicht eingerechnet.

Deshalb will die Stadt nun das Karrierenetzwerk Xing nutzen. Doch auch hier ist der Zugang nicht umsonst. Die Lizenzgebühr für den sogenannten „Talentmanager“ des Portals beträgt 4700 Euro im Jahr. Außerdem muss die Plattform gepflegt werden. Das vorhandene Personal, so heißt es im Hauptamt, kann angesichts der ständig steigenden Fälle keine Zusatzaufgaben übernehmen.

Stadt will ein spezielles Rekrutierungssystem

Abhilfe wird eine erfahrene Personalsachbearbeiterin schaffen, die gerade aus der Elternzeit zurückgekommen ist. Sie soll aus dem Xing-Talentmanager Fachkräfte herausfiltern, die in Leonberg gebraucht werden und diese direkt auf die hiesigen Berufschancen hinweisen. Weitere Mission der Personalerin: der Aufbau eines speziell auf Leonberger Verhältnisse angepassten Rekrutierungssystems.

In einem Talentpool sollen schließlich Bewerber gespeichert werden, die grundsätzlich geeignet wären, aber aus unterschiedlichen Gründen gerade nicht eingestellt werden können. Da die Personalerin in Teilzeit arbeitet, sind für sie 35 000 Euro im Jahr plus der Lizenzgebühr für den Talentmanager (4700 Euro) eingeplant.

Fazit: „Der jährliche Aufwand ist nicht höher als die Vermittlung von zwei Fachkräften durch einen Headhunter.“