Manchmal kann es im Leben ganz schnell gehen. Vor drei Jahren kam Jeremy Krüger zum ersten Mal mit dem Motorsport in Kontakt, inzwischen fährt er in der ADAC Procar Serie. „Ich hatte einfach Glück, dass ich relativ schnell angesprochen wurde. Dann habe ich mich bei der Talentsichtung beworben und wurde direkt genommen“, sagt der 16-jährige Leonberger.

Leonberg - Manchmal kann es im Leben ganz schnell gehen. Vor drei Jahren kam Jeremy Krüger zum ersten Mal mit dem Motorsport in Kontakt, inzwischen fährt er in der ADAC Procar Serie. „Ich hatte einfach Glück, dass ich relativ schnell angesprochen wurde. Dann habe ich mich bei der Talentsichtung beworben und wurde direkt genommen“, sagt der 16-jährige Leonberger, der durch seinen Vater, der im Porsche Sports Cup fuhr, zum Indoor Kart in Stuttgart-Wangen kam.

 

Bei der Talentsichtung am Sachsenring setzte er sich – der seinen Führerschein wie alle in seinem Alter frühestens mit 17 machen kann – in einem Fitness- und einem Mentaltest sowie verschiedenen Herausforderungen auf der Strecke gegen 16 Teilnehmer durch und bekam einen Platz in der Deutschen Tourenwagen Challenge des Deutschen Motorsportbundes, der ADAC Procar Serie, angeboten. In der Division drei duelliert er sich als Teil des Leipziger Rennstalls ITC Motorsport in 211 PS starken Minis mit den restlichen 21 Fahrern. An insgesamt acht Wochenende stehen zwei Rennen mit jeweils vorausgehendem Qualifying auf dem Programm, eines nach dem bekannten stehenden und eines nach fliegendem Start. Einige finden in den Nachbarländern Belgien, Niederlande und Österreich statt.

Vier Rennen sind bereits absolviert – in Oschersleben, Zolden, Lausitzring und auf dem Salzburgring. Am Wochenende startet Krüger auf dem Nürburgring. Das Finale ist Anfang Oktober in Spa. „Dann hoffe ich, zwei oder drei Mal auf dem Podium gestanden zu haben. Das wichtigste ist aber Erfahrungen zu sammeln“, sagte der Schüler der Stuttgarter Werner-Siemens-Berufsfachschule am Anfang der Saison. Im ersten Rennen auf dem Kurs der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft in Oschersleben Ende April wurde ihm genau diese fehlende Erfahrung zum Verhängnis. Als Dritter landete er im Kiesbett, im zweiten Rennen leistete er sich einen Dreher und kam somit als Letzter beziehungsweise Vorletzter ins Ziel. Auf dem Salzburgring stand er dann als Drittplatzierter erstmals auf dem Siegerpodest. In der Gesamtwertung ist er momentan Sechster.

Betreut und trainiert wird der Leonberger vom amtierenden Champion der Serie, Steve Kirsch, und hat außerdem einen Mentaltrainer an seiner Seite. „Von Steve kann ich viel lernen. Er hat jahrelange Erfahrung und schon einige Erfolge gefeiert“, sagt Krüger. Von dieser Zusammenarbeit erhofft er sich vor allem, „die natürlichen Ängste“ loslassen zu können und sich bei der Reaktionszeit und den Streckenkenntnissen zu verbessern. Denn ein guter Rennfahrer muss laut Krüger nicht nur schnell fahren können: „Man muss die gesamten 30 Minuten hoch konzentriert sein und schnell reagieren können. Außerdem gilt es die richtige Mischung aus Risikobereitschaft und Sicherheit zu finden. Und man braucht eine gute Ausdauer, denn im Auto wird es während dem Rennen bis zu 90 Grad heiß.“ Da die Kühlsysteme nicht ausreichen, wird die Motorwärme ins Innere des Autos geleitet. In den 30 Minuten Rennzeit verliert Krüger daher bis zu zwei Kilogramm Gewicht.

Um diesen Anforderungen gewachsen zu sein, geht er alle drei Tage joggen. Zur Rennvorbereitung gehört außerdem eine detaillierte Strecken- und Videoanalyse. Am Wochenende folgen Testfahrten, im Anschluss gilt es, die richtigen Schlüsse aus den Rennen und der von einer Kamera, die im Auto angebracht ist, aufgezeichneten Verhaltensweisen des Fahrers zu ziehen. Freie Zeit hat Krüger deshalb vor Rennwochenenden nicht viel, immer wieder muss er von der Schule freigestellt werden. Solange die Noten weiterhin stimmen, kann er allerdings den Stoff und die Prüfungen nachholen. Ein Jahr hat er noch vor sich, dann will er eine Ausbildung als Fahrzeugmechaniker oder Elektroniker beginnen. „Das hilft mir, um die Autos besser zu verstehen. Außerdem hoffe ich einen Platz in den Werkteams bei Mercedes oder Porsche zu bekommen.“

Das würde ihm nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern auch finanzielle Entlastung bringen. Bisher muss seine Familie die rund 50 000 Euro pro Saison für Startgelder und das Auto selbst stemmen. Hinzu kommen die Kosten für Anreise, Unterkunft oder Verschleiß und daraus resultierende Reparaturen am Auto. Die Preisgelder und die Punkteprämien reichen nicht einmal ansatzweise, um die Ausgaben zu decken. Aus diesem Grund sind die Krügers derzeit auf der Suche nach Sponsoren. „Die Suche gestaltet sich schwer, die Resonanz ist sehr gering“, sagt Jeremys Mutter Nicole, „dabei ist es gerade am Anfang wichtig, Unterstützung zu bekommen, um sich einen Namen machen zu können.“ Denn ihr Sohn hat sich hohe Ziele gesetzt. Er will nach der Saison noch ein weiteres Jahr in der Procar Serie lernen, im Anschluss will er in eine der GT-Klassen aufsteigen. Dass es im Leben manchmal ganz schnell gehen kann, hat er ja bereits selbst erfahren.