Ernst Greilich und seine Ehefrau Jaruwan Krengvittaya-Greilich schreiben zusammen ein thailändisches Märchenbuch. Das ist auch deswegen ungewöhnlich, weil in dem asiatischen Land die Erzählungen kaum schriftlich festgehalten werden.

Mönsheim - Prinzessin Rassamie aus dem Haus Na Ayutthaya wird während einer Bootsfahrt von Piraten entführt und anschließend auf einem Sklavenmarkt verkauft. Ihr Käufer, ein Mandarin aus einem fernen Land, befiehlt ihr, Geschichten zu erzählen. Rassamie erzählt ihm sieben Märchen aus ihrer Heimat Thailand.

 

So beginnt das frisch erschienene Buch „Prinzessin Rassamies Märchen von Thailand“, das die Mönsheimer Jaruwan Krengvittaya-Greilich (53) und Ernst Greilich (78) geschrieben haben. Das Ehepaar hat mehrere Jahre lang die schönsten und interessantesten Märchen aus Thailand zusammengesucht und in einem Buch zusammengefasst. „Erst war es nur ein Hobby“, erzählen die beiden.

Eine erste Version des Werks verstaubte zehn Jahre lang vergessen in einer Schublade. Doch dann erinnerten sich beide an das alte Manuskript. Es gelang ihnen, Kontakt zum Büro von Gesine Schwan (SPD) aufzunehmen, der früheren Kandidatin für das Bundespräsidentenamt. Das half dabei, den Agenda-Verlag in München für das Projekt zu gewinnen.

In dem Buch lassen die Greilichs die Prinzessin Rassamie sieben Märchen erzählen, die von bösen Stiefmüttern, Krokodilen und Zauberei in einem fernen Land handeln. „Die Geschichten sind ganz unterschiedlich“, sagt Ernst Greilich „manche sind spannend, manche traurig oder lustig.“ Eine Erzählung für Kinder ist es aber nicht. „Es ist kein typisches deutsches Märchenbuch, es gibt nicht immer ein Happy-End und manchmal auch Gewalt“, meint Jaruwan Krengvittaya-Greilich.

Jaruwan, die in Thailand aufgewachsen ist, hat die Märchen selbst zusammengestellt. Es sind Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend, die sie von ihrer Familie erzählt bekommen hat. Sie schrieb die Mythen auf und übersetzte sie ins Englische, ihr Mann anschließend aus dem Englischen ins Deutsche. Zu jeder Geschichte ist ein farbenfrohes Bild gestellt worden. Die Illustrationen stammen von einem Künstler aus Thailand, mit dem Jaruwan Greilich früher beruflich zu tun hatte.

Doch dann tut sich ein Problem auf: Einige der Geschichten waren nur drei oder vier Seiten lang und damit zu kurz für ein Märchenbuch. „Wir haben sie daher verlängert, indem wir sie ausgeschmückt haben“, meint Ernst Greilich, „der Kern der Geschichte bleibt aber immer gleich. Doch die Märchen werden so anschaulicher.“ So übernehmen zum Beispiel besondere Charaktere, die sie auf ihren Thailandreisen kennengelernt haben, Rollen in den Geschichten. Ein Thai mit einer haarigen Warze wird zum Beispiel der Bösewicht.

Und noch einen weiteren Kniff haben die Autoren angewandt: Die Märchen wurden in bestimmte Regionen Thailands „versetzt“ und deren Eigenheiten beschrieben. Die Geschichte „Prinzessin Pikunthong und der König der Geier“ etwa spielt in einem felsigen Gebiet zwischen dem Indischen Ozean und dem Golf von Thailand.

Ihr Werk soll die rund 600 000 deutschen Touristen ansprechen, die jährlich Thailand besuchen. „Märchen drücken die Kultur eines Landes aus“, sagt Greilich, „wir erzählen nicht nur Geschichten. Das Buch ist auch eine Möglichkeit, ein anderes Land kennenzulernen und besser zu verstehen.“

Ernst und Jaruwan Greilich haben sich 1992 kennengelernt, als er geschäftlich in Thailand unterwegs war. Nach ihrer Hochzeit lebte das Paar zuerst in Deutschland und dann in Indonesien. Als ihre Tochter geboren wurde, zog die Familie nach Mönsheim, wo Ernst Greilich zuvor schon gewohnt hatte. Inzwischen ist die Tochter erwachsen und studiert Wirtschaftswissenschaften in Stuttgart. Jaruwan Greilich hat Lehraufträge für Interkulturelles Management an 13 deutschen Universitäten. Das Interesse am Schreiben verbindet sie beide. Er hat schon vor dem Märchenband einen Roman veröffentlicht, sie war in Thailand neben ihrer Arbeit im Erziehungsministerium auch Autorin eines Frauenmagazins. Prinzessin Rassamie jedenfalls, so viel sei gesagt, darf am Ende wieder nach Hause zurückkehren. Der Mandarin schenkt ihr die Freiheit, weil sie ihn mit ihren Geschichten so wunderbar unterhalten hat. Und so gibt es zumindest für die Rahmenhandlung ein Happy-End.