Auch die elfte Auflage der Langen Kunstnacht in der Altstadt hat zahlreiche Flaneure angezogen. Besonderes Gedränge und viel Atmosphäre gab es jeweils zur vollen Stunde auf dem Marktplatz bei farbigen Lichtspielen.

Leonberg - Kieselsteine aus Stoff, rotbackige Äpfel aus Holz, Engel in der Kirche, darunter gleich mehrere von Kunstprofessor Markus Lüpertz. Außerdem meditative grüne Quadrate, schreiende Esel, dekorative Stilbrüche, geflochtene Weidenobjekte, Bilder, Skulpturen, Objekte und vieles mehr hat sich auf der diesjährigen Langen Kunstnacht rund um den Leonberger Marktplatz und auch ein Stückchen darüber hinaus finden lassen.

 

Zumindest von jenen, die das Treibenlassen nicht übertrieben haben. Denn wie schnell treffen die Kunstflaneure hier auf bekannte Gesichter. Wie gemütlich lässt sich das Treiben auch von einer der Kneipen aus bei einem Glas Wein, Musik und einem entspannten Plausch beobachten.

Einen ganz besonders exquisiten Blick haben jene Glücklichen, die vom Obergeschoss der Bäckerei Trölsch aus den Farbspielen der Lasershow zusehen – noch schöner – und lauter – ist es nur, wenn man sich unten auf dem Marktplatz unter die Menge mischt. Hier branden immer zur vollen Stunde, von 21 Uhr bis um Mitternacht, Hundertschaften von Neugierigen an, die wissen, dass ein wahrhaft zauberhaftes Licht-, Musik- und Farbenspektakel sie hier erwartet.

Der Blick von der Seite macht am meisten Eindruck

Schnell spricht sich herum, dass der Blick von der Lichtquelle aus nach unten, wo die Strahlen Kreise, Linien und Punkte auf die Häuserwände zeichnen, weit weniger Eindruck hinterlässt, als ein Blick von der Seite. So betrachtet wabern poetisch sich verwebende Farbflächen in schmalen und breiteren Strahlen über die Köpfe hinweg und zaubern eine ganz besondere Stimmung auf den Marktplatz. Besonders um Mitternacht, hat Undine Thiel, Pressesprecherin der Stadt Leonberg, bei ihrem Rundgang festgestellt, habe das Kunstvolk beschwingt zur Musik der Lasershow getanzt – und stets am Ende der Show applaudiert. Ihr Eindruck von der elften Auflage der Langen Kunstnacht: „Viele Leute haben erzählt, dass sie jedes Jahr kommen. Sie kommen aus Leonberg, der ganzen Region, aber auch mal aus dem Odenwald oder vom Bodensee.“ Der eine oder andere Leonberger habe ihr erzählt, dass man eigens an diesem Wochenende Freunde einlade, die weiter weg leben, um ihnen ebenfalls den Genuss der „Lakuna“ zu ermöglichen.

Auf der Lakuna mischen sich die Generationen

Wer heuer auf der Suche nach Georg Steiblis Galerie oder nach den Eierschalen-Arbeiten von Rose Fiedler war, wurde nicht fündig: Unter anderem diese beiden Künstler haben 2016 eine Pause eingelegt. Dafür haben andere „alte Lakuna-Hasen“ wie Michael Schönpflug, Peter Feichter oder Hans Mendler, in dessen Atelier traditionell allergrößtes Gedränge herrscht, wieder zu sich eingeladen. „Ich habe mit vielen Künstlern gesprochen“, erklärt Undine Thiel, „und die sagten, dass der Besuch der Langen Kunstnacht so wie in den vergangenen Jahren auch war: sehr gut.“ Eine Besonderheit, findet die Pressesprecherin, sei die Tatsache, dass sich auf der Lakuna auch mal die Generationen mischten: „Hier sieht man Kleinkinder in der Trage oder im Kinderwagen, Jugendliche und ältere Menschen gemeinsam durch die Galerien und Ausstellungsräume ziehen.“

Nicht selten findet manches Kunstwerk auch gleich einen Käufer, hat Thiel festgestellt. Und sicher noch häufiger, meint sie, gebe es den Fall, dass Kunstinteressierte sich später noch einmal bei einem Künstler melden, um sich in Ruhe seine Arbeiten anzuschauen.

Noch eines kristallisiert sich mit den Jahren heraus. Im Sommer feiern kann jeder. Die Leonberger indes, deren Pferdemarkt sogar im Winter die Leute in die Stadt lockt, können auch bei kühlen Temperaturen richtig abgehen.