Kann ich nicht? Gibt’s nicht! Mit einem Zirkusprojekt fördern drei Jugendhilfeeinrichtungen die Stärken und Potenziale der Kinder. Sie sollen lernen, sich Herausforderungen zu stellen. Ihr Können zeigen sie heute in einer Vorstellung in der Georgiihalle.

Leonberg - Manege frei!“ für den „Zirkus Leo“ heißt es heute um 16.30 Uhr in der Georgiihalle. Wilde Tiere, Clowns und Akrobaten, Tänzer und Musiker, Jongleure und Einradfahrerinnen wollen dem Publikum zeigen, was sie in den vergangenen Tagen einstudiert haben. Das Motto der Show lautet „Wir bereisen die Kontinente“.

 

Doch bevor es soweit ist, war gestern hartes Training, aber vor allem gemeinsam Spaß haben angesagt. Zum siebten Mal haben das Waldhaus, die Lebenshilfe und der Sozialtherapeutische Verein Holzgerlingen zu dem Ferienprojekt Zirkus eingeladen. Dieses findet nun schon seit 2008 immer in den Osterferien statt. Finanziell unterstützt wird es von der LKZ-Hilfsaktion „Lichtblicke“ und von der Stadt Leonberg, die die Georgiihalle zu einem symbolischen Preis zur Verfügung stellt.

Eine bunte Schar von Kindern

Fast 70 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 16 Jahren haben in diesen Ferien zugesagt. Die Kinder sind aus Familien, die von den drei Hilfseinrichtungen betreut werden, aber auch viele Schüler von der Schellingschule, der August-Lämmle-Schule und der Gerhart-Hauptmann-Realschule (GHR) machen mit. „Es ist eine bunte Schar von Kindern mit den unterschiedlichsten Potenzialen, die sich sonst so nicht finden würden“, ist Sonja Achenbach vom Kinder- und Jugendhilfezentrum Leonberg (Kidz) zufrieden mit der regen Beteiligung. Bei ihr laufen die Fäden der Projekt-Organisation zusammen.

Übung macht den Meister: In einem Teil der Gorgiihalle feilt Emma, das Bollywood-Äffchen, an ihrem Tanz, während Pinguine über eine schiefe Ebene rutschen. Hier proben die Begleiterinnen Julia Bläsi und Romina Di Maggio mit den Kindern von der Lebenshilfe. Die Gruppe wird im Programm den Kontinent Afrika vertreten.

Einige Schritte weiter sind die „südamerikanischen“ Einradfahrerinnen am Werk. Desire Schuchert betreut bereits zum fünften Mal die Gruppe. Die Mitarbeiterin des Finanzamtes hat dafür sogar Sonderurlaub genommen. „Obwohl wir alle schon Erfahrung mit dem Einrad haben, ist es ganz schön schwer, da gibt es kein Lenkrad und immer muss man das Gleichgewicht halten“ , sagt die elfjährige Zoe.

Von Europa nach Australien

Am anderen Ende der Halle ist „Europa“ am Werk. Christa Elgers, seit den Anfängen des Zirkus-Projektes mit dabei, sowie Franziska Hoffmann und Lisa Ensmann von der TSG Leonberg, haben die Trapez- und Trampolin-Künstler im Auge. Die Grundschülerinnen Franka und Celia zeigen stolz ihren Part: Während die eine in die Seile der Ringe klettert und das Gleichgewicht hält, macht die andere den Spagat in den Ringen und schwingt einen Hula-Hoop-Reifen – fast eine professionelle Zirkusnummer.

Ganz professionell geben sich auch die GHR-Sechstklässler Moritz, Sebastian und Philipp. Mit ihren Diabolos vollführen sie erstaunliche Kunststücke. Aber sie haben ja auch viel Übung, denn sie machen auch in der Zirkus AG der Schule mit. Ihre Beiträge und die der Hip-Hop-Gruppe stehen für Nordamerika. Die zwölf Hip-Hopper üben mit Stella Fantasia und Athena Chatzi. Beide sind Choreografinnen im Siesta, wo jede eine preisgekrönte Tanzgruppe begleitet. Mit neun Jahren hat Stella hier begonnen und ist nun schon seit zehn Jahren im Jugendcafé dabei.

„Asien hat hervorragende Akrobaten, also eifern wir ihnen in unserer Gruppe nach“, sagt Lars Schoppe von der mobilen Jugendarbeit Stadtmitte und Jugendsozialarbeiter in der Schellingschule. Fehlt nur noch Australien, doch die Stocktänzer proben im Jugendcafé Siesta, ebenso wie die Clowns, die durch das Programm führen. Die sind in der Show nämlich auf der Suche nach dem sagenumwobenen „Genello“, der hat magische Kräfte, dazu zwei Köpfe, zwei Arme und drei Füße. In dem Kostüm stecken Bernd Epple und Wolfgang Mack, die die Rahmengeschichte entwickelt haben und das Projekt künstlerisch begleiten.

„Das Projekt hat ein klares Ziel. Wir wollen den Kindern einen Raum bieten, in dem sie sich entwickeln und erforschen können“, sagt Initiatorin Sonja Achenbach. Sie schlüpfen in verschiedene Rollen und lernen spielerisch mit dem Herausforderung des Lebens umzugehen. „Dabei werden die Potenziale und Stärken eines jeden Kindes gefördert“, sagt Achenbach.