In der Stadt ist es in den meisten Gebieten ziemlich laut. Die Daten des Eisenbahnbundesamtes zeigen, dass dabei der Schienenlärm ein größeres Problem ist als Straßenverkehr. Mit einem Lärmaktionsplan wird untersucht, was man tun kann.

Leonberg - Rigidere Tempolimits, der Einsatz von Flüsterasphalt, wenn der Straßenbelag ausgetauscht wird, oder falls möglich, eine Umgestaltung von Straßen – das sind die jüngsten Vorschläge, um den Lärm in der Stadt einzudämmen. Als Ultima Ratio gilt für die Betroffenen, Schallschutzfenster einzubauen.

 

Das geht aus dem Entwurf für die zweite Stufe des Lärmaktionsplans hervor, der jüngst dem Gemeinderat vorgelegt worden ist. Nun sind auch die Bürger gefragt, Vorschläge zu machen, bevor der Stadtrat dann endgültig beschließt. Doch große Sprünge lassen sich nicht machen, denn es stehen nur 30 000 Euro im Etat zur Verfügung.

Die schlimmste Lärmbelastung herrscht in der Kernstadt: Pforzheimer Straße und Grabenstraße sind Spitze mit 185 erheblich belasteten Menschen tagsüber und 318 nachts. Der Krach, der von Zügen ausgeht, konzentriert sich auf Höfingen, Leonberg (West) und Silberberg. Hier sind tagtäglich 156 Züge unterwegs. Dabei leiden nachts sogar 638 Menschen unter dem Lärm, davon kriegen viele den als gesundheitsgefährdenden Wert von mehr als 60 Dezibel ab. Tagsüber sind es 43.

Straßen sind ringsum

Leonberg ist zweifellos eine laute Stadt. Eingezwängt zwischen zwei viel befahrenen Autobahnen und angesichts von Durchgangsstraßen, auf denen Tag für Tag 20 000 bis 30 000 Fahrzeuge unterwegs sind, belegen dies eindrücklich. Doch damit nicht genug: Dazu kommen nun auch die aktuellen Erkenntnisse über die Anzahl der S-Bahnen und Güterzüge, die die Gemarkung passieren. Deren Zahl ist viel höher als erwartet – und vor allem Letztere sind alles andere als leise.

Also besteht akuter Handlungsbedarf. Im jüngsten Entwurf der zweiten Stufe des Lärmaktionsplans sind die am meisten vom Radau betroffenen Stadtgebiete benannt. Zudem enthält er verschiedene Vorschläge, wie man den Lärm reduzieren könnte. In einer gemeinsamen Aktion von Gemeinderat, Stadtverwaltung und den betroffenen Bürgern werden nun in den kommenden Wochen die geeigneten Maßnahmen erarbeitet und festgelegt, damit die Bürger wieder besser schlafen können.

Der Lärmaktionsplan bildet das rechtliche Gerüst, nach dem die betroffenen Wohngebiete vor großem Lärm geschützt werden sollen. Um es gleich vorwegzunehmen: die Lärmbelastung wird dabei nicht gemessen, sondern vielmehr von Experten mit komplizierten Formeln errechnet. Und was die Menschen oft kurzzeitig als große Belastung empfinden, fließt in diese Berechnung meist gar nicht ein.

Wie viele Autos fahren wirklich?

Der erste Lärmaktionsplan wurde 2009 auf die Beine gestellt. Damals flossen Straßen mit mehr als 16 200 Autos und Bahnlinien, über die mehr als 164 Züge am Tag brettern, in die Rechnung ein. Als Ergebnis gab es Zuschüsse für Lärmschutzfenster entlang der B 295 und in Höfingen sowie ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern in den Hauptstraßen von Gebersheim, Höfingen und Warmbronn.

Fünf Jahre später sollte die zweite Stufe umgesetzt werden. Doch das Eisenbahnbundesamt stellte die Daten erst mit zweijähriger Verspätung zur Verfügung. Bei der neuen Berechnung kamen Straßen mit 8200 Autos und Bahnlinien mit 82 Zügen in Betracht. Die Lärmwerte, die zum Handeln zwingen, liegen nun bei 65 Dezibel tagsüber und 55 Dezibel nachts.

Doch frustrierend für die Stadt ist, dass sie kein ordnungsrechtliches Instrument an der Hand hat, um Maßnahmen gegen Lärm von Eisenbahnen durchzusetzen. Ein schwacher Trost ist, dass Leonberg im Lärmsanierungskonzept der Bahn enthalten ist – auf Platz 92 von 141 Vorhaben.