Nach den Anschlägen in Paris und den Übergriffen in der Silvesternacht ist die Polizei bei Großereignissen in erhöhter Alarmbereitschaft. Das gilt gerade bei den großen Umzügen in Leonberg und Weil der Stadt. Die Sicherheitslage wird jedoch als ruhig eingeschätzt. Schwierigkeiten bereiten meist nur Betrunkene.

Leonberg/Weil der Stadt - Sind die großen Festumzüge sicher? Müssen Frauen Angst haben, im Pferdemarkt-Keller betatscht und bestohlen zu werden? „Im Moment werden viele solche Fragen an uns herangetragen“, berichtet Markus Geistler, der Leiter des Polizeireviers Leonberg. Nach den Anschlägen von Paris, nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln, aber auch in Stuttgart, seien die Bürger verunsichert. „Sie fragen sich einfach, ob sie sich noch auf den Pferdemarkt-Umzug oder die Fasnet trauen können“, zeigt Geistler Verständnis.

 

Doch er hat auch eine klare Antwort parat: „Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Sicherheitslage nicht geändert.“ Man gehe nicht davon aus, dass in Leonberg oder in Weil der Stadt etwas passieren wird. Gleichwohl hat man sich darauf vorbereitet. „Wir werden sehr stark präsent sein bei beiden Umzügen, sowohl offen als auch verdeckt in Zivil“, erklärt der Revierleiter.

Die größten Probleme erwartet die Polizei weiterhin bei besonders stark alkoholisierten Umzugsbesuchern. „Da gibt es hin und wieder Krawall entlang der Umzugsstrecken, wenn die Menschen zuviel getrunken und ihre Aggressionen nicht mehr im Griff haben“, sagt Geistler.

Den Platzverweis gibt es jetzt früher

Habe es in der Vergangenheit oft ausgereicht, mit den Betrunkenen zu reden und eine Verwarnung auszusprechen, so werde man in diesem Jahr zu härteren Bandagen greifen. „Bei Störungen werden wir früher eingreifen und Platzverweise aussprechen“, erklärt der Leiter des Leonberger Polizeireviers.

„Die, die sich nicht benehmen können, werden den Pferdemarkt oder die Fasnet früher verlassen müssen“, richtet er klare Worte an die Besucher.

Bei ungewollten Annäherungen von Männern an Frauen werde es aber schon schwieriger. Enge Keller, Gedränge entlang der Umzugsstrecken: „Da geht es schon mal etwas näher zu“, sagt der Polizist. „Es ist manchmal nicht so leicht, auf den ersten Blick festzustellen, was gewollt ist und was nicht“, so Markus Geistler. Man sei aber vorbereitet und wolle im Fall der Fälle schnell zur Stelle sein. Die Beamten seien in Leonberg wie in Weil der Stadt immer ansprechbar.

Dass beide Großereignisse in diesem Jahr zusammenfallen, stellt auch die Polizei vor Herausforderungen. „Wir haben quasi keine Zeit zum Durchatmen“, berichtet Geistler. Sonntags der große Umzug durch Weil der Stadt, dazu dienstags der Kinderumzug. In Leonberg von Freitag bis Dienstag großes Pferdemarkt-Programm mit dem Festumzug am Dienstag als Höhepunkt.

Bei Letzterem wird auch die Reiterstaffel der Polizei dabei sein. „Zum einen passt es ja zum Pferdemarkt. Zum anderen können die Kollegen sich ganz anderes einen Weg durch die Menge bahnen“, erklärt der Revierleiter. Unterstützung gibt es auch von anderen Polizeirevieren der Region. Wobei viele Dienststellen durch gleichzeitig stattfindende Fastnachtsveranstaltungen ebenso an ihren Grenzen sind.

Fußstreifen von Polizei und Rotem Kreuz

So geht es auch dem Deutschen Roten Kreuz Leonberg, das beim Pferdemarkt auf viel Unterstützung anderer Ortsvereine angewiesen ist. „Wir werden am Dienstag 40 Einsatzkräfte am Vormittag und 60 während des Umzugs vor Ort haben“, informiert Herbert Mann, der den Bereitschaftsdienst des DRK Leonberg leitet.

Von 9 Uhr an werden Fußstreifen rings um das Reiterstadion und in der Altstadt unterwegs sein. „Wenn etwas sein sollte, machen Sie auf sich aufmerksam“, rät der Rotkreuzler. Dazu sind drei Rettungswagen an wichtigen Stellen positioniert. In der Georgii-Halle wird es auch wieder die Verletztensammelstelle geben.

Wer im Notfall weder eine Fußstreife der Polizei noch des DRK findet, kann direkt zur Hauptfeuerwache in der Römerstraße kommen. „Dort werden wir eine gemeinsame Einsatzleitung von Feuerwehr und DRK einrichten“, erläutert Mann. Vertreter der Polizei und des Ordnungsamtes werden dort ebenfalls anwesend sein.

Die Feuerwache wird zudem als Sammelstelle für verloren gegangene Kinder fungieren, weitere sind im Alten Rathaus am Marktplatz, im Reiterstadion und im Polizeirevier Leonberg. Nachfragen zu verlorenen oder gefunden Kindern sind bei DRK-Kräften und Polizeibeamten möglich.

Ob sich ein tödlicher Unfall wie am vergangenen Wochenende in Geislingen in Leonberg wiederholen kann – ganz ausschließen kann man es wohl nicht. Wenngleich sich hier nie etwas Ähnliches ereignet hat. Die Vorgaben für die Festwagen sind seit Jahren recht strikt.

So müssen die Wagen etwa eine Seitenverkleidung bis 20 Zentimer über dem Boden haben, damit niemand unter die Räder kommen kann. Für Gäste auf dem Wagen müssen Sitzgelegenheiten und stabile Geländer vorhanden sein. „Wir halten uns dabei an Vorgaben aus dem Innenministerium“, erklärt die Stadtsprecherin Undine Thiel. Das Ordnungsamt überprüft die Wagen, bevor der Umzug startet.