Der Höfinger Obst-und Gartenbauverein hat am Samstag zum Kürbis-Schnitzen eingeladen. Das größte Exemplar hat dabei mehr als 200 Kilogramm auf die Waage gebracht.

Leonberg - Simon bastelt an einem Spinnennetz. Nein, Simon ist keine Spinne, sondern ein richtiger junger Mann sogar. Aber er sitzt vor einem gelben Kürbis, und da hat er sich als Motiv ein Spinnennetz ausgesucht. „Ich habe eine Vorlage bekommen und muss jetzt das Motiv hier reinritzen“, erklärt der Achtjährige. Zusammen mit seinen Kumpels ist er zum großen Kürbisgeist-Schnitzen auf den Parkplatz vor der Höfinger Strohgäuhalle gekommen.

 

Und irgendwo zwischen den emsigen Bastlern sitzt auch Bettina Brösamle, den Blick natürlich konzentriert auf einen kleinen, gelben Kürbis gerichtet. „Ich kann Ihnen leider keine Hand geben“, sagt sie zur Begrüßung. „Meine Hände sind voller Fruchtfleisch.“ Bettina Brösamle ist im Vorstand des Höfinger Obst-und Gartenbauvereins, der die Bastelaktion organisiert. „Jung und Alt finden sich hier und probieren sich beim Basteln aus“, hat sie festgestellt.

Ein Kürbis wiegt 212 Kilogramm

Doch bevor es ans Schnitzen geht, müssen die Bastelwütigen am Anhänger von Martin Rudorfer vorbei. Auf den hat er heute Morgen 188 Kürbisse geladen. „Das ist aber nur ein kleiner Teil meiner diesjährigen Zucht“, stellt der Hobbygärtner klar. Und auch nur der leichtgewichtige Teil. Sein größtes Schätzchen mit immerhin 366 Kilo hat er zuhause gelassen. Schließlich ist er mit dieser Frucht amtierender Meister des Kreises Ludwigsburg geworden.

Für die Höfinger Bastler hat er „nur“ ein kleineres Baby von immerhin 212 Kilogramm mitgebracht. Neben diesem „Squash“, wie dieser Kürbis heißt, steht er jetzt, und beantwortet Fragen. „Kann man dessen Fruchtfleisch auch grillen?“, fragt da etwa jemand. „Nö, dafür ist er zu weich. Deshalb ist er für Suppen ideal.“ Aber was genau ist denn jetzt so faszinierend an diesen Kürbissen, Herr Rudorfer? „Das enorme Wachstum. Man kann zuschauen, wie Kürbisse täglich wachsen“, berichtet er.

Ist der Kürbis dann ausgewachsen, landet er im Kochtopf – oder auf dem Basteltisch. Etwa dem von Michael. „Ich mache hier ein flammendes Gesicht“, beschreibt er sein entstehendes Werk und schiebt sich zufrieden ein Gummibärchen in den Mund. Das Bastelmesser hat der Achtjährige vorübergehend an seine Mutter abgegeben. „Hier ist viel los und man trifft viele Leute“, schwärmt die Mama von diesem Basteltreff.

Das Bastelwerkzeug haben Michael und seine Mutter am Stand von Klaus Kies bekommen. Und dabei handelt es sich um spezielles Bastelwerkzeug, das es so nur beim Obst- und Gartenbauverein Höfingen gibt. „Wir haben Sägeblätter von kleinen Stichsägen in die Holzgriffe von Feilen gesteckt“, erklärt Klaus Kies das Patent. Im Hintergrund lächelt Willy Brösamle verschmitzt. Nach einer kurzen Nachfrage wird klar, er, der Vorsitzende des Vereins, hat dieses Patent entwickelt. „Das viel sicher, als wenn die Kinder hier mit Messern schnitzen würden“, sagt Tüftler Willy Brösamle. Das ist aber nicht der einzige Geheimtrick, der hier in Höfingen verraten wird. Organisatorin Bettina Brösamle steht mittlerweile mit einer Dose Haarspray in der Hand da. „Damit sprühen wir die Kürbisse innen aus“, sagt sie. „Dann faulen sie nämlich nicht so schnell und halten sieben Tage lang.“ Das reicht also bis Halloween. Und das ist wichtig, denn dieses Fest war eigentlich mal vor vier Jahren der Anlass für den Obst- und Gartenbauverein, den Basteltreff zu organisieren. „Hier können wir in Ruhe schnitzen, und haben dann daheim keinen Dreck“, nennt Bettina Brösamle die Vorteile des gemeinschaftlichen Bastelns.

35 Liter Kürbissuppe

Auch Hanna und Lilly stehen an der Haarspray-Station, zusammen mit ihrer Oma. „Das haben die beiden super gemacht“, lobt die Oma und ist selbst ein wenig enttäuscht: „Ich war geradezu arbeitslos.“ In der Hand hält sie eine Tüte mit einem Stück von dem riesigen Squash-Kürbis von Martin Rudorfer. Den gibt es heute Abend als Suppe. „Oben drauf muss dann unbedingt ein wenig Kürbiskernöl. Das gibt dann einen ganz intensiven Geschmack“, verrät sie.

Hanna und Lilly haben indes genug Suppe. Die gab es schließlich auch schon gerade eben beim Basteln. 35 Liter hat Bastelfee Bettina Brösamle zusammen mit fünf Helferinnen dafür heute Morgen gekocht. Und wenn sie jetzt so in die zufriedenen Gesichter blickt, hat sich die Mühe gelohnt, findet sie. „Wir wollen junge Menschen für die Natur begeistern. Obst- und Gartenbauverein bedeutet nämlich nicht nur Obstbaum-Schnittkurs.“

Bei Julian aus Höfingen ist das gelungen. Das gelbe Monster ist der größte Kürbis am Tisch des Zehnjährigen. „Da musste ich sogar einen kleinen Griff hineinschnitzen, damit ich den Deckel besser aufmachen kann“, berichtet er. Jetzt muss er sich nur noch überlegen, wie es heißen soll, sein kleines Monster.