Die Grabenstraße ist nun sechs Wochen dicht. Stoßstange an Stoßstange schieben sich die Autos durch die Leonberger Altstadt, doch das große Chaos bleibt aus.

Leonberg - Es hätte schlimmer kommen können. Aber ein Spaziergang war’s auch nicht. Der Tag 1 der innerstädtischen Operation am offenen Herzen ist recht glimpflich verlaufen. Seit 9 Uhr ist die Grabenstraße voll gesperrt – die zentrale Nord-Süd-Achse mitten im Leonberger Zentrum. Die nächsten sechs Wochen wird das so bleiben. Die Straße muss dringend saniert werden. Mehr als 24 000 Fahrzeuge täglich haben ihre Spuren hinterlassen. Außerdem wird das Kanalnetz erneuert. Das Protokoll eines aufregenden Tages.

 

4.45 Uhr: Dienstbeginn für Roger Roth, Erhard Wieland und zehn weitere städtische Mitarbeiter. Der Tiefbauamtsleiter und der Baustellen-Koordinator sind mit ihren Leuten unterwegs, um Hinweisschilder zu installieren. Sie beschränken sich nicht nur aufs Stadtgebiet. Auch in Ditzingen und Gerlingen werden die Autofahrer vor der Sperrung in Leonberg gewarnt.

8.45 Uhr: Alle Schilder hängen. Nur noch eine Viertelstunde bis zum großen Moment. Um 9 Uhr werden Arbeiter am Hirschbrunnen Absperrungen auf der Grabenstraße platzieren. Dann geht hier nichts mehr. „Wir haben extra gewartet, bis der Hauptberufsverkehr durch ist“, erklärt Wieland, der an der Sonnenkreuzung Posten bezogen hat. Unten am Hirschbrunnen überwacht Roth die Arbeiten.

9 Uhr: Noch immer fahren Autos die Grabenstraße hoch und runter. Polizisten sind unterwegs. Um den Verkehr schon vor der Sperrlinie abzubremsen, ist am Hallenbad die Eltinger Straße von zwei auf eine Spur reduziert. Ein Baufahrzeug transportiert auf der wieder asphaltierten Bahnhofstraße Absperrzäune hoch.

9.04 Uhr: Es ist so weit. Wer jetzt kommt, muss umkehren. Einige Fahrer tun so, als hätten sie nie davon gehört.

9.11 Uhr: An der Sonnenkreuzung montieren Arbeiter die Ampeln ab. Sie werden durch Baustellenlichter ersetzt, mit denen der Verkehr individuell gesteuert wird. Bis die Ersatzampeln in Betrieb gehen, lenken Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Autoschlangen. Per Hand, wie früher.

9.23 Uhr: Die Baustellenlichter funktionieren. Aus Richtung Norden können die Autos rechts in die Graf-Ulrich-Straße einbiegen. Von der Schmalzstraße aus fahren sie aus der Altstadt heraus. Das Nadelöhr ist vor dem Schwarzen Adler. Hier begegnen sich einfahrende und ausfahrende Wagen. Die Ampeln sind kurz geschaltet. Nur drei Autos pro Intervall kommen durch. Schon zu früher Stunden bilden sich in den Altstadtgassen erste Staus.

10.32 Uhr: In der Stuttgarter Straße herrscht ungewohnte Stille. Nur wenige Autos fahren vom Engelberg in Richtung Altstadt oder Höfingen. Solche Ruhe kennen die Anwohner hier nicht.

12.16 Uhr: Helmut Morweiser ist genervt. Vor seinem Schmuck- und Uhren-Geschäft in der Graf-Ulrich-Straße stauen sich die Autos, die verbotenerweise auf den Markt fahren wollen und von den Leuten des Ordnungsamtes freundlich, aber bestimmt zum Umkehren bewogen werden.

12.46 Uhr: In der Altstadt geht nichts mehr. Stop-and-go in allen Gassen.

14.29 Uhr: Was für ein Bild! Auf Höhe der Post ist die Eltinger Straße autofrei.

15.12 Uhr: Baustellen-Koordinator Erhard Wieland zieht ein Zwischenfazit: Für den ersten Tag läuft’s ganz gut. Auch der neue Kreisel an der Ramtelstraße trägt deutlich zur Entlastung bei.

17.27 Uhr: Mit der Ruhe in der Stuttgarter Straße ist’s vorbei: Berufsverkehr. Sogar ein Traktor mit Heuanhänger wagt sich in die engste Stelle der Stadt. Die Staus werden wieder länger. Aber das große Chaos bleibt auch am Abend des Tages 1 aus.