Spötteleien der Moderatoren, ein närrischer Gemeinderat, der Punkt im Stammhirn des Abgeordneten und ein neuer Treffpunkt für die Party danach. Beim 325. Leonberger Pferdemarkt haben die Menschen trotz Regens ihren Spaß.

Leonberg - Die Mitglieder des Seniorenrates sind am besten dran. Denn just zum Start des großen Umzugs sitzen sie im Bus. In jener Linie 630, die völlig unverständlicherweise von so wenigen Menschen benutzt wird, um den weiten Weg vom Leo-Center in die Altstadt zu bewältigen. Beim Pferdemarkt-Umzug wären sie alle froh gewesen, hätten sie ein Plätzle in dem Minibus gehabt. Denn Punkt 14 Uhr stürmt’s und schüttet es. Das braucht kein Mensch, gerade am Pferdemarkt nicht.

 

Besonders bitter ist das für die Fußgruppen. Während aber Vereine die Unbilden des Wetters schon seit Jahren gewohnt sind, so müssen sich die Wahlkämpfer damit abfinden, dass auch bei Schietwetter die Präsenz im Zug gefragt ist. Die CDU lässt es mit einem ganz kleinen Wagen bewenden. Die Leute vom Stadtverband haben angie-orangene Jacken an, um ihre Kandidatin Sabine Kurtz zu protegieren. Harald Lutz, der im Duett mit Angelika Elser gewohnt souverän den Zug moderiert, spöttelt gaaaanz leicht: „ Orange trägt bei uns nur die Müllabfuhr.“ Und der Alt-Landrat Bernhard Maier, der für die Freien Wähler noch in der Regionalversammlung die Stellung hält, setzt noch einen drauf: „Die CDU ist ein bissle vom Winde verweht.“

Auch die Landtagskandidaten laufen mit

Zu Fuß unterwegs sind auch die Landtagskandidatin Andrea Klingel und ihre Helfer von der SPD. Wobei: der Stadtrat Rüdiger Beising radelt tapfer, was bei dem Sauwetter nicht unbedingt ein Vergnügen ist.

Die Grünen verzichten natürlich ebenfalls auf ein motorisiertes Gefährt. Der Leonberger Abgeordnete Bernd Murschel hält es mit dem Motto „Doppelt hält besser“ und läuft mit einem großen Kopfbild von sich herum. „Da sitzt normalerweise das Stammhirn“, kommentiert Landrat Roland Bernhard den Punkt auf Murschels Stirn, an dem sein Bild aufgehängt ist. „Es hat immerhin summa cum laude hingekriegt“, kontert der Grüne.

Ansonsten gibt es keine Sticheleien. So bleibt der politisch originellste Wagen einer Gruppierung überlassen, die überhaupt nicht zur Landtagswahl antritt: Die Freien Wähler spielen den närrischen Gemeinderat. Wie im Puppentheater lassen sie die Akteure der kommunalpolitischen Bühne auftreten.

Wolfgang Schaal, närrisch erprobter Stadt- und Kreisrat, schlüpft in die Rolle des Oberbürgermeisters . „Wollt ihr, dass ich die Sauna und das Rathaus nackt einweihe?“ Jaaa, grölen die imaginären Stadträte. „Wollt ihr, dass ich Rutesheim und Renningen eingemeinde?“ Auch hier ist die Zustimmung auf dem Wagen der Freien Wähler übergroß, wenngleich die Bürgermeister Dieter Hofmann und Wolfgang Faißt auf der Gästetribüne nur gequält lächeln. Doch bei der letzten Frage versagt der närrische Gemeinderat dem „OB“ die Gefolgschaft: „Soll ich nochmal als Oberbürgermeister kandidieren?“ „Neeeiiin!!“. Was der tatsächliche Amtsinhaber dazu gedacht hat, ist nicht überliefert. Aber Bernhard Schuler hat andere Aufgaben. Er muss sich um die Besucher aus den Partnerstädten Belfort, Berlin-Neukölln, Bad Lobenstein und Rovinj kümmern, die das närrische Spektakel mit erkennbarer Begeisterung verfolgen.

Starke Präsenz der Nachbarstädte

Was bleibt? Faißt und Hofmann freuen sich über eine recht starke Präsenz ihrer Städte beim Pferdemarkt. Wolfgang Rückert, der nimmermüde einstige Staatssekretär, versucht sich als Sänger: „Aber dich gibt’s nur einmal für mich.“

Was wiederum den am Schmotzigen Donnerstag der nur mäßigen Sangeskunst geziehenen Ersten Bürgermeister Ulrich Vonderheid („Aufguss, Aufguss, Tätärä“) anstachelt: „Es werden immer mehr, die Gesangsunterricht brauchen.“

Und einen neuen In-Treff gibt’s auch: Vor dem Atelier von Peter Feichter stapeln sich am Abend die Menschenmassen. Schee ist’s!