Der Regierungspräsident und der Landrat machen aus der Not eine Tugend und fördern Vertriebene.

Leonberg - Es gibt viele Behörden, doch die Probleme sind stets die gleichen. So macht es Sinn, dass sich die Chefs der staatlichen Institutionen regelmäßig austauschen. Besonders wenn das eine Amt über dem anderen steht. So ist das Regierungspräsidium (RP) der Kreisverwaltung übergeordnet. Es ist sozusagen der verlängerte Arm der Landesregierung, verteilt Zuschüsse und genehmigt Infrastrukturprojekte, insbesondere im Straßenverkehr oder im Bildungsbereich.

 

Seit dem schrecklichen Krieg in Syrien haben die örtlichen Behörden ein weiteres zentrales Thema: Fast täglich kommen neue Flüchtlinge ins Land. Wo sollen sie untergebracht und wie können sie geräuschlos integriert werden?

Ein wichtiger Gesprächspunkt auch für Roland Bernhard und Johannes Schmalzl. Der Landrat hatte seinen Stuttgarter Gast nicht etwa in seinem Böblinger Büro empfangen, sondern war mit dem Regierungspräsidenten ganz bewusst ins Leonberger Krankenhaus gegangen (siehe Artikel oben). Offenbar ein inspirierender Ort. Machten sich doch beide Behördenleiter gleich Gedanken, wie die hiesige Arbeitswelt von den oft gut qualifizierten Flüchtlingen profitieren kann.

Gerade in Krankenhäusern sind Fachärzte und Pflegepersonal gefragt. Aber auch andere Unternehmen haben Bedarf, der durch die Vertriebenen gedeckt werden kann.

Beruflicher Erfolg: gute Deutschkenntnisse sind wichtig

Ob diese möglichst unkompliziert einen guten Job finden können, liegt ein Stück weit an den Behörden selbst. „Mein Haus ist für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zuständig“, sagt Johannes Schmalzl. Das hält der Regierungspräsident für sinnvoll, habe das RP doch einen direkten Draht zu den Firmen und deren Bedürfnissen. Im Landkreis Böblingen sieht Schmalzl besonders gute Chancen für einen wachsenden Arbeitsmarkt, sei doch der Kreis „ein Hotspot der Innovation“.

Voraussetzung für eine berufliche Laufbahn sind jedoch gute Deutschkenntnisse. Die Zahl der sogenannten Vorbereitungsklassen im gesamten Landkreis wurde daher auf 24 verdoppelt. Genauso verhält es sich bei den spezialisierten beruflichen Klassen, von denen es jetzt sieben statt bisher drei gibt. Problematisch ist hingegen, geeignete Lehrer zu finden, erklärt der Regierungspräsident.

Bildung, nicht nur für Flüchtlinge, ist ein zentrales Anliegen auch für den Landrat. Beispielhaft nennt Roland Bernhard das Leonberger Berufsschulzentrum, in dem es noch die hauswirtschaftlichen, kaufmännischen und gewerblichen Ausbildungsstränge gibt. „Diesen Dreiklang wollen wir stärken“, kündigt Bernhard an.