Die Stadt will sich an einem Projekt des Verbandes Region Stuttgart beteiligen, bei dem die Autoströme computergestützt gelenkt werden.

Leonberg - Ein Aspekt der Verkehrsproblematik in Leonberg ist, dass viele Autofahrer bei Stau die Autobahn verlassen und die Ausweichroute durch die Stadt nehmen. Dies könnte sich in absehbarer Zeit bessern. Der Planungsausschuss hat dem Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause einstimmig empfohlen, sich an dem Projekt „Regionale Mobilitätsplattform“ des Verbands Region Stuttgart (VRS) zu beteiligen.

 

Der Verband will mit diesem Projekt die interkommunalen Verkehrsströme in der Region, die vor allem durch Pendler und den Fernverkehr verursacht werden, durch eine Verkehrszentrale intelligent lenken und sucht dabei die Kooperation möglichst vieler Kommunen im Großraum Stuttgart. Martin Schmid vom VRS erläuterte den Ausschussmitgliedern, den Autofahrern sollten durch Smartphone-Apps, Navigationsgeräte und dynamische Verkehrstafeln Informationen über die jeweilige Verkehrslage übermittelt werden – verbunden mit Vorschlägen zu alternativen Routen im gesamten Straßennetz der Region.

Leonberg behält die Steuerungshoheit

Auch die Grünphasen von Ampeln sollen beeinflusst werden können. Das System, das vom Land Baden-Württemberg als Leuchtturm-Projekt ausgewählt worden sei, spreche zudem Empfehlungen zur Nutzung von Park- und Ride-Parkplätzen und S-Bahnen aus. „Unser Ziel ist es, den Verkehr innerhalb der dicht besiedelten Gebiete möglichst flüssig zu halten und die Staus nach Unfällen möglichst klein zu halten und möglichst schnell aufzulösen“, erklärte Schmid.

Entscheidend dabei sei, dass die Steuerungshoheit bei den betroffenen Kommunen bleibe. „Nach Leonberg kommen nur so viele Autos rein, wie vorher für bestimmte Situationen definiert wurden“, führte er weiter aus. Notfalls würden die Ampeln am Ortseingang für längere Zeit auf Rot gestellt. Darüber hinaus versuche man, den vorhandenen Verkehr auf das gesamte Stadtgebiet einschließlich der Teilorte Gebersheim und Höfingen zu verteilen.

Neue Ampeln erforderlich

Nach den Vorstellungen des Planungsamtes müssen dazu einige Ampeln zusätzlich installiert werden beziehungsweise bestehende mit zusätzlicher Software ausgestattet werden, um die Einfahrt in die Stadt beispielsweise über die Brennerstraße, die Feuerbacher Straße, die Südrandstraße oder die Neue Ramtelstraße zu regeln. Darüber hinaus werde ein Verkehrsrechner benötigt, der die lokalen Daten an die Ringzentrale des VRS weiterleite.

Erforderlich seien weiterhin technische Nachrüstungen wie Schleifen in den Straßen zur Verkehrserfassung und Kameras zur Überwachung des Verkehrs. Derzeit sind sechs Standorte geplant (Südrandstraße/Neue Ramtelstraße, Leo-West/Brennerstraße, Geze-Kreuzung, Neuköllner Platz, Sonnenkreuzung und Feuerbacher-/Strohgäustraße).

Der Großteil wird durch Fördergelder gedeckt

Nach Berechnungen des VRS kommen dafür auf die Stadt Leonberg Kosten von rund 750 000 Euro zu, von denen jedoch knapp 60 Prozent durch Fördergelder abgedeckt werden könnten, sodass noch rund 310 000 Euro selbst zu stemmen wären. Zudem erhöhten sich die Betriebskosten der Stadt um rund 40 000 Euro pro Jahr, weitere 10 000 Euro seien jährlich an den VRS für Personal und Technik zu zahlen.

Dieter Maurmaier (FDP) meinte, so ein System sei für Leonberg unabdingbar. „Bei uns läuft der Verkehr regelmäßig über.“ Allerdings sei die Verkehrssteuerung ein Thema des Bundes. „Wir in Leonberg unterstützen den Bund dabei, dafür ist eine Förderquote von knapp 60 Prozent wenig“, übte Maurmaier Kritik. Zudem wollte der FDP-Mann wissen, wie Höfingen und Gebersheim in die Verkehrssteuerung mit einbezogen würden, wenn dort keine Kameras vorgesehen seien. Schmid erklärte, dies funktioniere über Daten, die die Navigationsgeräte aus Fahrzeugen lieferten und eingekauft würden. „Wir wollen ein Verkehrslagezentrum für die Region bauen, das so ähnlich wie Google Maps aufgebaut ist“, fügte er hinzu.

Land entwickelt parallel dazu eine Verkehrs-App

Christa Weiß (SPD) erklärte, ihre Partei begrüße alle Maßnahmen, die helfen würden, die Verkehrssituation in Leonberg zu verbessern. Sie sehe aber nicht, wo im Stadtgebiet noch Reserven für den Autoverkehr vorhanden wären. Auf die Frage von Birgit Suckut (Bündnis 90/Grüne), ob das System nur den Autoverkehr betrachte oder auch die Vernetzung mit Bahn und Rad mit einbezogen werde, erklärte Schmid, für die Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln als dem Auto entwickle das Land die App moveBW. Zudem sei geplant, das Gebiet um die Landeshauptstadt für die „Regionale Mobilitätsplattform“ immer weiter auszubauen. Mittelfristig solle es bis Göppingen, Herrenberg, Schorndorf und Backnang reichen.