Bei der Beseitigung von Abfall in der Stadt sieht die Bürgergemeinschaft Neue Stadtmitte Leonberg (BNL) eine ergänzende Funktion in einem Holsystem. Die Freien Wählen dagegen finden das aktuelle Müllsystem gut.

Leonberg - Die Auseinandersetzung um den Leonberger Wertstoffhof geht weiter. „Bevor man an eine Verlegung denkt, sollte man dessen Aufgaben vor Ort festlegen und einen Bau oder Umbau am Bedarf von Gewerbe und Bevölkerung ausrichten“, sagt der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Neue Stadtmitte Leonberg (BNL), Frank Wilhelm. Die BNL reagiert damit auf den Vorschlag der Freie-Wähler-Fraktion im Gemeinderat, die Sammelstelle vom Güterbahnhof ins Gewerbegebiet Hertich zu verlegen. Das jetzige Gelände sei schlicht zu klein, gerade am Wochenende müssten die Bürger lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Im Hertich dagegen gebe es ein größeres Grundstück, das ebenfalls dem Kreis Böblingen gehört. Dessen Abfallwirtschaftsbetrieb führt auch die Wertstoffhöfe.

 

Bürgergemeinschaft gegen das Bringsystem

Die Bürgergemeinschaft kritisiert grundsätzlich das im Kreis angewandte Bringsystem, bei dem die meisten Wertstoffe, von Aluminium über Plastik bis Glas, aber auch der Sperrmüll, von den Einwohnern zu den Höfen gebracht werden müssen. Stattdessen fordert die BNL ein Holsystem. Sie befürwortet seit Längerem ein Verfahren, bei dem die Haushalte nur noch Papier, Glas und Restmüll trennen müssen. Alles andere könne durch hochmoderne Müllsortiermaschinen erledigt werden.

Die Freien Wähler hingegen bescheinigen dem Abfallwirtschaftsbetrieb eine gute Arbeit. Als einer der wenigen kommunalen Entsorger eines Landkreises verfolge er konsequent die Philosophie, sämtliche Aufgaben einer modernen Abfallwirtschaft weitgehend in Eigenregie zu erledigen. Mit dem kombinierten Hol- und Bringsystem würden hohe Erfassungsquoten erzielt. Der große Andrang am Wertstoffhof, vor allem am Wochenende, sei ein guter Beleg dafür.

„Ohne Änderung des Systems lassen sich nach unserer Auffassung unangenehme Engpässe für die Bürger nicht vermeiden, wo auch immer sich die Sammelstelle befindet“, sagt Wilhelm. Er könne nicht verstehen, warum den Menschen ein Holsystem verweigert werde, das bundesweit Standard sei. Ein gutes Beispiel sei für ihn die Nachbarstadt Stuttgart, die neben einem sehr bürgerfreundlichen und differenzierten Holsystem mehrere große Wertstoffhöfe anbiete.

„Je mehr abgeholt wird, desto kleiner der Wertstoffhof“

„Auch wird mit einem solchen System die Umwelt geschont, weil vermieden wird, dass für den Transport der Wertstoffe aus den Haushalten Konvois von Kraftfahrzeugen mit hohem Schadstoffausstoß unterwegs sind“, meint der Vorsitzende der BNL. Er erinnert in diesem Zusammenhang an ein Motto aus dem Jahr 1999 als Beitrag zur Stadtsauberkeit: „Was am Haus abgeholt wird, das wirft man nicht in den Wald oder Park.“ Dieses möchte er ergänzen: „Je mehr abgeholt wird, desto kleiner und übersichtlicher ist der Wertstoffhof.“ Die BNL fordere keinesfalls, die Sammelstellen abzuschaffen. „Das Konzept der BNL zur Abfallwirtschaft weist Wertstoffhöfen und Sammelstellen vielmehr ergänzende Aufgaben zu“, erklärt Frank Wilhelm.