Aufsichtsrat entscheidet am 20. April über die Neubesetzung der Gastroenterologie. Landrat legt neuerliches Standort-Bekenntnis ab und kündigt die baldige Sanierung der Intensivstation an. Das Gesamtdefizit sinkt, die Patientenzahlen steigen.

Leonberg - Gute Nachrichten aus dem Klinikverbund: Die vakante Position des Chefarztes der Gastroenterologie im Krankenhaus Leonberg kann wohl wiederbesetzt werden. Das Defizit sinkt, die Patientenzahlen steigen, die Sanierung der Klinik wird noch in diesem Jahr beginnen und der Landrat legt erneut ein Bekenntnis zum Standort Leonberg ab. An den Plänen für eine Großklinik am Böblinger Flugfeld hält Roland Bernhard freilich ebenso fest.

 

Nicht ohne Hintergedanken hat der Chef der Kreisverwaltung seines turnusmäßiges Arbeitsgespräch mit dem Regierungspräsidenten in jenes Krankenhaus verlegt, das ihm die meisten Diskussionen beschert. In Leonberg kann Bernhard nicht nur die Themen medienwirksam präsentieren, die er mit Johannes Schmalzl diskutiert hat, sondern auch seine zentrale Botschaft. Und die lautet: „So lange ich Landrat bin, bleibt Leonberg als attraktives Krankenhaus erhalten.“

Neben diesen emotionalen Signalen, die die zahlreichen Kritiker im Altkreis besänftigen sollen, haben Bernhard und Elke Frank, die Geschäftsführerin des Klinikverbundes, auch Fakten parat, die die Zukunft des Klinikverbundes Südwest im Allgemeinen und des Krankenhauses Leonberg etwas besser aussehen lassen. So ist das Gesamtdefizit von geplanten 23 Millionen auf rund 16 Millionen Euro gesunken.

Die Chefin des Klinikverbundes führt das vor allem auf eine interne „Effizienzsteigerung“ zurück. Produktstandardisierungen, eine konzerneigene Cateringgesellschaft, die sämtliche Kliniken bedient, aber auch steigende Patientenzahlen hätten die finanzielle Situation verbessert. Mittlerweile werden 75 000 Patienten pro Jahr in den Häusern des Klinikverbundes stationär behandelt. Die ambulant behandelten Patienten gibt sie mit 300 000 an.

Pläne für die Zentralklinik nicht gefährdet

Elke Frank verhehlt nicht, dass auch beim Personal gespart wird. Allerdings nicht bei den Pflegekräften und Ärzten. In Leonberg sei sogar aufgestockt worden, habe es dort doch eine „niedrige Basis“ gegeben.

Vergleiche mit den Kürzungsplänen im neuen Großklinikum des Rems-Murr-Kreises lehnt sie ab. In Winnenden sollen nach einem 30-Millionen-Defizit im ersten Betriebsjahr frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt werden. Auch der Regierungspräsident Schmalz bekräftigte, dass man Winnenden nicht mit dem Klinikverbund Südwest vergleichen könne.

So sehen denn weder Schmalzl noch Bernhard die Pläne für die Zentralklinik auf dem Flugfeld gefährdet. Im Gegenteil: der Landrat rechnet damit, dass das zuständige Sozialministerium spätestens im Mai grünes Licht für die erste Planungsrate gibt. „Eine Zahl im zweistelligen Millionenbereich wäre schon toll“, sagt Roland Bernhard. „Dann könnten wir endlich durchstarten.“ Der Kreis-Chef versichert, dass auch die Sanierungen in den beiden kleineren Krankenhäusern ganz oben auf der Tagesordnung stehen. 38,2 Millionen Euro sollen in Leonberg investiert werden, 24,2 Millionen Euro in Herrenberg. Die Förderanträge beim Land seien schon gestellt.

Selbst wenn die Zuschüsse nicht direkt fließen sollten: In Leonberg geht es auf jeden Fall in diesem Jahr mit der Sanierung der Intensivstation los. Der Kreis hält einen Investitionstopf von sechs Millionen Euro bereit, um bei Bedarf die Arbeiten zunächst selbst zu finanzieren.

Mit den beiden Sanierungen und dem Großprojekt Neubau am Flugfeld kommt ein Gesamt-Invest von 430 Millionen Euro zusammen. „Das ist viel Holz“, räumt Bernhard ein. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Landkreis als Träger den Großteil aus eigener Tasche finanzieren muss.

„Investitionen in Beton ist das eine, in gute Köpfe das andere“, meint Bernhard mit Blick auf die seit einem dreiviertel Jahr vakante Stelle des Chefarztes der Gastroenterologie. Nachdem der Amtsinhaber Wolfgang Heinz im Sommer nach Stuttgart gewechselt war, wird diese Abteilung und das angeschlossene Darmkrebszentrum vom Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karl Josef Paul, mitgeleitet.

Landrat verspürt eine „Aufbruchsstimmung“

Doch für den erfahrenen Operateur ist ein Ende der Doppelbelastung absehbar. Am 20. April befasst sich der Aufsichtsrat mit der Neubesetzung der Chefarzt-Stelle. „Wir haben eine sehr gute Lösung in Aussicht“, gibt sich der Landrat optimistisch. Dem Vernehmen nach wird eine versierte Fachfrau die Leitung übernehmen.

„Damit wäre in Leonberg die letzte Lücke geschlossen und wir stehen gut da“, frohlockt Roland Bernhard. „Ich verspüre eine richtige Aufbruchstimmung.“

Erstmals hebt der Kreis-Chef auch das „interessante Einzugsgebiet“ des Krankenhauses hervor. „Es muss nicht alles nach Sindelfingen. Es gibt bei den Patientenströmen keinen Zwangsdirigismus.“ Das klang vor anderthalb Jahren noch anders.