Am Pferdemarkt-Wochenende sind die Keller rappelvoll, das Rathaus wird gestürmt und am Sonntag kommen die Massen bei strahlendem Wetter zum Einkaufen, Ponysanschauen und Flanieren in die ganze Stadt.

Leonberg - Der Sonntag beginnt mit einer Überraschung im doppelten Sinn. Am Eltinger Steinesel hatte die LKZ eine solche angekündigt. Was aber wohl ein Missverständnis war und die Eltinger wiederum überrascht hat. Doch spontan, wie sie so sind, haben drei Damen der Werbegemeinschaft den Oberbürgermeister Bernhard Schuler am Freitagabend um 23.22 Uhr überredet, am nächsten Tag zum Glühsein vorbeizukommen.

 

So ist es dann auch, der berühmte Steinesel auf dem Kirchplatz hat ein paar T-Shirts und Schals um sowie eine Richtigstellung um den Hals. So beginnt für die regen Stadtteilaktivisten der Tag etwas früher, was nahtlos in den verkaufsoffenen Sonntag übergeht. Wenig später, ebenfalls in Eltingen, ist beim Herrenmodengeschäft Wibbel die Hölle los. „Die Kunden standen schon lange vor 13 Uhr Schlange“, sagt der Seniorchef Wolfgang Schmidt erfreut zwischen Girlanden und Luftballons. Den ganzen Tag sind mindestens immer 50 Leute im Laden, es gibt Berliner und Tortellini, ein junger Angestellter trägt das Panzerknacker-Schild 176-671.

Ja, es ist eben auch Fasnet. Aber dass parallel in Weil der Stadt der Bär tobt, merkt man in der Altkreishauptstadt nicht. Wenig weiter im Leo-Center sind die Cafés proppenvoll, bei Karstadt oder Saturn sind die Berater dicht umringt. Der Pferdemarkt-Buttonverkauf läuft, das Kinderschminken kommt reißend an. „Wir schätzen, dass in den fünf Stunden 15 000 Kunden da waren“, sagt der Centermanager Christian Andresen. Also in etwa so viel wie an einem ganzen Verkaufs- Donnerstag.

Die Rolltreppe im Leo-Center fällt aus

Dass just an diesem Sonntag in dem Einkaufszentrum eine Rolltreppe ausfällt, nimmt er mit Humor. Etwa 70 Leonberger haben schon angerufen, um sich nach den Öffnungszeiten zu erkundigen. „Der Sonntagseinkauf am Pferdemarkt ist gelernt“, sagt Andresen, „nur bei den Uhrzeiten ist man sich unsicher. Das Wetter ist jedenfalls optimal, minus vier Grad, aber sonnig. Die Familie zieht los und wärmt sich gerne in den Geschäften wieder auf.

Das gilt auch die durchgehend mit Passanten bestückte Römerstraße aufwärts bei Möbel Hofmeister, wo um 14 Uhr schon die Parkplätze restlos voll sind. Ordner in gelben Warnwesten winken hektisch die Blechlawine um, zwischen Flohmarktständen sucht man sich eine Lücke. Im Möbelhaus selbst ist alles schwarz vor Menschen, ein DJ legt an der Bar mit Fruchtcocktails „gechillte“ Rhythmen auf, wie Teenager sagen würden. In der Bettenabteilung zeigen junge Männer im Schlafanzug, wie gemütlich es dort sein kann, in der Teppichabteilung wird gefachsimpelt. Doch kommen wir zum eigentlichen Kern des Geschehens, der Altstadt am Marktplatz. Hier gibt es erstmals in der Geschichte eine Stutenprämierung am Sonntag. „Wir wollten das entzerren“, sagt die städtische Pressesprecherin Undine Binder-Farr. Der Dienstag sei inzwischen so überlaufen, dass man den Sonntag für die Ponys verwandt habe.

Und so preist Gerhard Ziegler, der Landesvorsitzende des Pferdesportverbandes, die jungen Stuten in der Klosterstraße an. Da defilieren die Haflinger vorbei, insgesamt 60 Tiere, und sehr, sehr viel e bekommen eine Eins. „Das ist einen Applaus wert“, sagt Ziegler. Erfreut ist auch Ulrich Vonderheid, der Erste Bürgermeister – die Verkündung der Sieger obliegt ihm. Davor bekennt er seine Affinität zu den Reittieren: „Ich bin in einem Ort aufgewachsen, in dem es mehr Pferde als Einwohner gibt.“ Dass aus dem ganzen Land die besten Tiere aufmarschieren, zeigt die Bedeutung Leonbergs in Fachkreisen.

Begeisterung auch in der Altstadt

Auch die Händler des Vereins „Faszination Altstadt“ haben wenig zu klagen. Joachim Heller kommt bei Ziegler Wohn- und Tischkultur kaum zum Verschnaufen. „Das Wetter ist ideal“, sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft erfreut. Auch der lange Einkaufsamstag bis 18 Uhr sei gut angekommen – der Narrenpräsident Harald Lutz am Stand nebenan kann das bestätigen. Mit gut 2000 Besuchern rechnet Heller alleine in seinem Geschäft, rund um den Marktplatz sieht es ähnlich aus.

Die Stadt ist schwarz vor Menschen, viele machen den Familienspaziergang. „Für uns war es keine Frage, dass wir heute nach Leonberg gehen“, sagt eine 42-jährige Ditzingerin Und sogar eine Gruppe Weil der Städter streunt durch die Stadt. „Fasnet ist nichts für uns“, schmunzeln sie. Da ist der Pferdemarkt wohl das perfekte Gegenprogramm. Und die Sonne strahlt weiter.