Das Regierungspräsidium nickt den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet am Westanschluss ab. Noch bevor der Wirtschaftsförderer überhaupt mit der Vermarktung begonnen hat, klopfen bereits die ersten Interessenten an die Tür.

Leonberg - Was länge währt, wird endlich gut. Nach vielen Jahren Vorbereitung, Streitereien mit den Grundstückseignern und zu sichernden archäologischen Funden, geht es im Frühjahr 2016 endlich los mit dem Gewerbegebiet Längenbühl. Den geänderten Bebauungsplan hat der Gemeinderat bereits im Dezember beschlossen. Nun hat auch das Regierungspräsidium Stuttgart dem Vorhaben zugestimmt, wodurch der Plan nun rechtskräftig ist, wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage mitteilte.

 

Noch vor der Sommerpause sollen die Erschließungsarbeiten für den Gewerbepark ausgeschrieben und bis Ende des Jahres auch vergeben sein. Im Frühjahr 2016 werden dafür dann die ersten Bagger anrollen. Die Investoren können zum Ende des Sommers 2016 wohl mit dem Bau ihrer Gebäude starten.

Über Interessenten kann sich der Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer derzeit nicht beklagen. Die Klavierfabrik Pfeiffer hat bereits angekündigt, ihre bisherige Produktionsstätte im Ramtel an den Pumpen-Hersteller Lewa zu verkaufen, damit dieser sich vergrößern kann. Pfeiffer erwägt, dann ins neue Gewerbegebiet am Westanschluss umsiedeln.

„Es hat bereits Sondierungsgespräche mit mehreren Interessenten gegeben. Und das, obwohl die aktive Vermarktung der Grundstücke erst im Herbst startet“, erklärt Undine Binder-Farr, die Pressesprecherin der Stadt Leonberg. Das sei ein sehr gutes Zeichen. Immerhin hat die Stadt jahrelang händeringend nach passenden Gewerbegrundstücken gesucht.

Das Gewerbegebiet wird im Osten durch die verlängerte Brennerstraße begrenzt, im Süden durch die Autobahn 8 sowie im Norden durch den Wasserbach und seinen Uferbereich. Es soll in verschiedene Zonen für verschiedene Industrien und Gewerbe aufgeteilt werden. Auch ein Hotel soll nahe dem Westanschluss entstehen. Nach dem bisherigen Stand der Planung ist außerdem eine „grüne Mitte“ vorgesehen. Diese sei einerseits nötig, um Regenwasser besser ablaufen lassen zu können, andererseits aber auch der Topografie mit Höhenunterschieden geschuldet. So schaffe man gleichzeitig eine besondere Aufenthaltsqualität für die künftigen Mitarbeiter. Die Grünfläche schlängelt sich, ähnlich dem Elektroblitz-Zeichen, durch den Gewerbepark, wodurch die Grundstücke aber einen nahezu rechtwinkligen Zuschnitt erhalten.

Vor den Baggern kommen die Archäologen

Damit bei der Erschließung des Gewerbegebietes alles störungsfrei vorangeht, hat die Stadt auch das Landesdenkmalamt frühzeitig eingeschaltet. Um nicht eine Überraschung zu erleben wie bei den Bauarbeiten für ein Gewerbegebiet an der Ditzinger Straße in Höfingen.

Dort waren 1989 Überreste aus der Jungsteinzeit gefunden worden. Über viele Jahre hatten die Archäologen anschließend gegraben. Am Längenbühl waren schon beim Autobahnbau in den 30er Jahren Tonscherben und Tierknochen gefunden worden, die auf ähnliche Siedlungen deuteten. Das Gebiet ist auch offiziell als Bodendenkmal ausgewiesen.

Seit vergangenem Mai sind die Archäologen dort schon am Werk. Nur ein kleines Gebiet am Längenbühl, das leicht ansteigt und schon vor Tausenden von Jahren sehr fruchtbar war, ist untersucht worden.

„Falls bei der baldigen Erschließung des Gewerbegebiets doch noch etwas gefunden werden sollte, können wir aber schnell vor Ort sein“, erklärt Christian Bollacher, der beim Landesamt für Denkmalschutz für den Kreis Böblingen zuständig ist.

Gewerbestandorte in Leonberg

Riedwiesen
Die Diskussion um ein neues Gewerbegebiet schwelt schon seit rund zehn Jahren in der Stadt. Viele Vorschläge sind gemacht worden. Die CDU präferierte eine Fläche nahe den Riedwiesen. Doch der sumpfige Untergrund und auch der Landschaftsschutz wurden von Kritikern ins Feld geführt.

Längenbühl
Mit der Eröffnung des Autobahnanschlusses Leonberg-West brachten die Freien Wähler ein unmittelbar an der Abfahrt liegendes Gebiet ins Gespräch. Die Fläche im Dreieck zwischen der Brennerstraße als der Hauptzufahrt stadteinwärts und der A 8 im Bereich Längenbühl sahen die Freien Wähler als optimal an. Hier wären Transporter sofort auf der Autobahn, Wohngebiete und die City seien weit genug weg, argumentierten sie. Eine Meinung, die nicht von allen im Rat geteilt wurde. Das neue Wohnquartier Ezach III sei eben doch in direkter Nähe, argumentierte die SPD. Auch innerhalb der Freien Wähler gab es Kritik, weil Ackerboden so wegfallen würde.

Schertlenswald
Die SPD kämpfte für das Gebiet Schertlenswald, direkt an der Stadtgrenze zu Rutesheim. Dieses könne sogar mit der Nachbargemeinde betrieben werden. Auch das Gewerbegebiet Pfad in Höfingen hielten die Genossen für geeigneter als Längenbühl. Nach jahrelanger Diskussion gab es im vergangenen Jahr eine letztlich doch klare Mehrheit für die Fläche am Westanschluss.