Birgit Widmaier und Bernd Murschel führen die Kandidatenliste für die Gemeinderatswahl an. Die Vize-Fraktionschefin im Kreistag muss sich jedoch einer Kampfabstimmung stellen und erhält den ersten Listenplatz nur knapp.

Leonberg - Die Klinikdebatte entzweit die Orts- und Kreisverbände der Parteien immer mehr. Wofür die Fraktionen im Böblinger Kreistag mehrheitlich eintreten, stößt bei den Leonberger Kommunalpolitikern und der Parteibasis auf harsche Kritik. Davon sind auch die Grünen nicht ausgenommen. So musste sich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Böblinger Kreistag, Gabriele Frenzer-Wolf, einer Kampfabstimmung um den ersten Listenplatz für den Wahlkreis Leonberg stellen. Zudem erntete sie starke Kritik.

 

„Eines der guten Dinge am Leonberger Krankenhaus ist die Gefäßchirurgie. Aber das ist genau eine der Rosinen, die sich Böblingen da herauspicken will“, sagte die Gemeinderätin Birgit Suckut, die auf erneut auf Listenplatz drei kandidiert. Nach ihrer Erfahrung sei es auch nicht zu rechtfertigen, ein so wichtiges Thema noch schnell vor der Wahl durchzudrücken. Derzeit plant der Kreistag, das Medizinkonzept für die Neustrukturierung der Kliniken in Böblingen, Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg bis zum Mai zu verabschieden. Zum einen, da entsprechende Förderanträge für das kommende Jahr bis zu diesem Monat beim Sozialministerium eingereicht werden müssen. Zum anderen, damit noch der jetzige Kreistag vor der Wahl am Sonntag, 25. Mai, darüber entscheiden kann.

Frenzer-Wolf bemühte sich nach Kräften, die Position ihrer Kreistagsfraktion zu verteidigen. „Wir sind nicht dabei, etwas übers Knie zu brechen. Schnelligkeit und Gründlichkeit schließen sich nicht aus“, sagte sie. Grundsätzlich befürworte sie das geplante Großklinikum für Böblingen und Sindelfingen, eine Sanierung beider Häuser bei laufendem Betrieb lohne sich nicht. Der Standort am Flugfeld sei nicht ideal, aber sie könne damit leben. „Die Verweildauer der Patienten in Krankenhäusern ist heute so kurz“, erklärte Frenzer-Wolf. Die Leonberger Klinik zuzumachen, stehe überhaupt nicht zur Debatte, „wir würden finanziell mehr verlieren, als wir gewinnen könnten.“ Es sei jedoch wichtig, eine qualitativ gute und wohnortnahe medizinische Versorgung zu haben, die in öffentlicher Hand liege.

Das genau diese in Leonberg erhalten bleiben wird, wenn das bisher bekannt gewordene Medizinkonzept umgesetzt wird, bezweifelte die Parteibasis. Prompt wurde bei der Abstimmung über den ersten Listenplatz für den Kreistag eine Gegenkandidatin nominiert: Angie Weber-Streibl aus dem Ortsteil Silberberg, die sich vor allem in der Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm engagiert und für den Gemeinderat auf Listenplatz 7 kandidiert. „Das Teamplan-Gutachten, auf dem das Medizinkonzept basiert, finde ich sehr eigennützig. Immerhin plant und baut Teamplan selbst Kliniken“, erklärte Weber-Streibl. Am Ende sicherte sich die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen mit nur zwei Stimmen Vorsprung den Listenspitzenplatz für den Wahlkreis Leonberg. Angie Weber Streibl wurde dafür jedoch mit großer Mehrheit auf den zweiten Listenplatz gehoben.

Die Wahlliste für den Leonberger Gemeinderat führt Birgit Widmaier an, die seit 1994 dem Gremium angehört. Der Fraktionsvorsitzende Bernd Murschel konnte entsprechend des Grünen-Frauenstatuts, das ungerade Listenplätze nur für Frauen vorsieht, erst auf Platz zwei kandidieren. Der Landtagsabgeordnete hielt die mit Abstand längste Rede, in der er vor allem die Stadtentwicklung in Leonberg kritisierte. Mit sechs Räten ist die Grün-Alternative Liste (Gabl) bisher im Gemeinderat vertreten. Alle treten – nun als Grüne – wieder an, wobei der Stadtverbandsvorsitzende Dieter Schmidt diesmal auf fünf noch einen der vorderen Listenplätze belegt.