Der Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses hält ein Engagement in Leonberg für möglich. Landrat Bernhard findet Schulers Vorgehen „merkwürdig“: Der OB soll ihm die Ausstiegspläne erläutern. Positives Echo im Gemeinderat.

Leonberg - So ein bisschen überrascht ist Ullrich Hipp dann doch. Die Nachricht über den Kontakt zwischen seiner Klinik und dem Leonberger Oberbürgermeister schlägt Wellen. „Wir freuen uns, dass wir offenbar einen guten Ruf genießen“, sagt der Chef des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) mit ruhigem Unterton.

 

Auch das Werben der Stadtspitze um ein Engagement in Leonberg nötigt Hipp keine frohlockenden Formulierungen ab. Eher beiläufig bestätigt der Gesundheitsmanager, dessen Klinik seit Jahren schwarze Zahlen schreibt, „dass der Oberbürgermeister sich an uns gewandt hat“. Hipp ist wichtig, dass es nicht umgekehrt war.

„Wir haben zwei Gespräche zu der Frage geführt, wie sich das Leonberger Krankenhaus in Zukunft aufstellen könnte“, erklärt der Manager. „Ohne dass wir dabei in die Tiefe gegangen sind.“ Das aber ist in der Zukunft gut möglich. „Aus diesem Kontakt können sich weiterführende Gespräche ergeben.“

„Wir denken in Netzwerken“

Ullrich Hipp macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Leonberger Option nicht ungelegen kommt. „Wir denken in Netzwerken und Kooperationen“, umschreibt er die Philosophie seines Hauses und nennt zum Beleg die gerade besiegelte Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Marienhospital bei der Strahlentherapie.

An Leonberg ist für Hipp vor allem das große Einzugsgebiet mit 180 000 Menschen interessant. Was die für ein medizinisches Angebot benötigen, darüber hat sich der Geschäftsführer zumindest offiziell noch keine Gedanken gemacht. Ein „ausgeglichenes“ Konzept müsse es sein.

Der RBK-Chef weiß, dass nun erst eine politische Diskussion ansteht, bevor sein Haus ernsthaft ins Spiel kommen könnte. Denn als Teil des Klinikverbundes Südwest ist das Leonberger Krankenhaus Eigentum des Landkreises. Und ob der sein nördliches Bollwerk gegen die Stuttgarter Kliniken so ohne weiteres dem Wettbewerber überlässt, ist längst nicht gesagt. Aber auch nicht in Gänze ausgeschlossen.

Landrat ist angesäuert

„Wir sind für jede wirtschaftliche Hilfestellung und Mitverantwortung dankbar, die wir angesichts der sehr angespannten finanziellen Situation im Klinikverbund von dritter Seite erhalten“, kommentiert der Landrat die Partnerschaftssuche des Oberbürgermeisters. „Das Signal aus Leonberg, aktiv finanzielle Mitverantwortung übernehmen zu wollen, ist daher grundsätzlich positiv zu bewerten.“

Trotzdem ist Roland Bernhard natürlich angesäuert. „Die Überlegungen sind weder dem Aufsichtsrat noch der Geschäftsführung zur Kenntnis gegeben worden“, erklärt der Landrat. „Insoweit ist die gewählte Vorgehensweise merkwürdig. Ich bin daher gespannt, welchen Vorschlag die Stadt Leonberg zur Übernahme und Weiterführung des Krankenhauses ausgearbeitet hat.“ Der Rest sei Sache des Oberbürgermeisters: „Ich erwarte, dass Herr Schuler auf mich zukommt und dies erläutert.“

Eine kleine Spitze gegen das Robert-Bosch-Krankenhaus kann sich Bernhard freilich nicht verkneifen. Die Stuttgarter seien nicht die einzigen Privaten, die derzeit auf den „attraktiven Gesundheitsmarkt des Landkreises Böblingen drängen“. Mehrere Anfragen lägen dem Landratsamt vor. „Allerdings war bislang einhellige Meinung im Kreistag, die Häuser in kommunaler Trägerschaft zu lassen.“ Dies habe auch eine vom Kreis in Auftrag gegebene Meinungsumfrage bestätigt.

Im Leonberger Gemeinderat haben gestern Axel Röckle (Freie Wähler), Christa Weiß (SPD) und Bernd Murschel (Grüne) Schulers Initiative und den möglichen Partner RBK eindeutig begrüßt.

Das Robert-Bosch-Krankenhaus hat schon jetzt drei Standorte mit insgesamt 1150 Betten und ist, ähnlich einer Uniklinik, in der medizinischen Forschung aktiv. Träger ist die Bosch-Stiftung