Beim Bürgerverein Eltingen wird heftig über Verkehrslärm und das Radwegekonzept diskutiert.

Leonberg - Kein leichter Auftritt für Klaus Brenner. Der Baubürgermeister ist zur Hauptversammlung des Bürgervereins Eltingen gekommen, um mit den Mitgliedern über die Stadtentwicklung im Allgemeinen und verschiedene Verkehrsprobleme im Besonderen zu diskutieren. Und der Gast aus dem Rathaus muss schon sehr bald spüren: ein Großteil der Anwesenden ist sauer auf ihre Stadtverwaltung. Die Bürger fühlen sich allein gelassen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Problem 1: Verkehrslärm und Luftschadstoffe Die stehen für Klaus Hettler auf der Agenda ganz oben. Schon jetzt, so erklärt der Vorsitzende des Bürgervereins, sind auf der A 8 zwischen dem Vaihinger Kreuz und dem Dreieck Leonberg mehr als 150 000 Autos am Tag unterwegs. Bald könnten es 170 000 sein. Doch die Stadt macht aus seiner Sicht nichts für einen vernünftigen Lärmschutz.

 

Hettler betont, dass nicht der sogenannte Verflechtungsstreifen das eigentliche Problem ist. Wie berichtet, hat das Regierungspräsidium veranlasst, eine vierte Fahrspur anzulegen, von der die Autos direkt vom Vaihinger Kreuz über Leonberg auf die A 81 in Richtung Heilbronn gelenkt werden. De facto ist das eine vierte Fahrspur. Jetzt gehe es darum, für die Bürger eine wirksame Reduktion des Lärms und der Schadstoffe zu erzielen, verlangt Hettler. Eine Forderung, die im Gemeinderat unstrittig ist. Das Regierungspräsidium argumentiert hingegen, dass der sogenannte Verflechtungsstreifen eben keine neue Spur sei und es deshalb auch kein Geld für zusätzlichen Lärmschutz gibt.

Der Stadt wirft der Chef des Bürgervereins eine „sanfte Zustimmung“ zu dieser Haltung bei. Leonberg hätte stattdessen den Klageweg beschreiten sollen. Um schnelle Abhilfe zu schaffen, spricht er sich für Tempo 80 auf der A 8 im Bereich Leonberg aus.

Hettlers Kritik stößt auf Zustimmung im Auditorium. Insbesondere, dass die Stadt sich nicht ausreichend gegen die Baupläne des Regierungspräsidiums wehre, bringt verschiedene Anwesende auf die Palme. „Die Stadt knickt ein“, poltert Jürgen Weimer. „Sie verpassen die große Chance, etwas für Ihre Bürger zu tun“, kritisiert Ewald Thoma von der „Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm“.

„Eine Klage ohne Erfolgsaussichten bringt nichts“, hält Klaus Brenner dagegen. Die beiden Fraktionsvorsitzenden Elke Staubach (CDU) und Christa Weiß (SPD) springen dem Baubürgermeister bei. Namhafte Juristen hätten der Stadt dringend vom Rechtsweg abgeraten.

„Wir gehen nicht auf Konfrontationskurs“, lenkt Thoma ein. „Wir möchten der Stadt mit unserem Fachwissen helfen.“ Problem 2: Das Radwegekonzept Das ist zwar für die ganze Stadt vorgesehen, doch in Eltingen gibt es zwei hoch umstrittene Stellen. So sollen rund 20 Parkplätze in der Renninger Straße einem Radschutzstreifen weichen. Der ist, wie auch in der Grabenstraße, für Radler reserviert. Autofahrer dürfen darauf nur ausweichen, wenn es eng wird.

Die Nachbarn sind wegen der dann wegfallenden Parkplätze schon im Vorfeld gegen die Pläne Sturm gelaufen und haben im Rathaus eine Unterschriftenliste eingereicht. Denn ausreichende Ausweichflächen gäbe es nicht. Ein Anwohner nennt einen weiteren Aspekt: „Die geparkten Autos bremsen die schweren Laster aus, die über die Renninger Straße Staus auf der Autobahn umgehen oder direkt in die Stadt hineinfahren“, berichtet er. „Macht die Straße einen breiteren Eindruck, rasen die ungehindert drauflos.“

Umstritten ist zudem, die Bismarckstraße als Fahrradstraße auszuweisen. „Man muss sich vorstellen, was das bedeutet“, erklärt Willi Wendel. „Dann können zwei Räder nebeneinander fahren, und die Autos müssen einen Abstand von 1,50 Meter einhalten“, erklärt der CDU-Stadtrat, der in direkter Nachbarschaft wohnt. „Das gibt die Bismarckstraße doch gar nicht her.“ Für Kritik sorgen zudem die 17 000 Euro, die für eine neue Beschilderung aufgebracht werden sollen. „Die Pläne sind in der Radwegekommission intensiv erörtert worden“, reagiert der Grünen-Stadtrat Sebastian Werbke auf die Frage einer Anliegerin, wer sich das überhaupt ausgedacht habe.

Die CDU-Fraktionschefin Elke Staubach versichert, dass die Details des Radwegekonzeptes noch nicht beschlossen sind. Das unterstreicht auch der Baubürgermeister: „Sämtliche Vorschläge und Bedenken werden auf einer Bürgerbeteiligung am Dienstag, 24. März, um 19 Uhr im Rathaus Eltingen erörtert.“ Problem 3: Flüchtlingsunterkunft Für Klaus Hettler ist klar: „Wenn im Bereich Niederhofen eine Unterkunft entsteht, wird die sehr lange genutzt.“ Der Chef des Bürgervereins macht keinen Hehl daraus, dass er vom Standort nahe der Glems nicht begeistert ist: „Das ist eine grüne Lunge für die Kernstadt.“

„Wir wägen genau ab, wo wir Notunterkünfte bauen können“, wirbt Brenner um Verständnis. „Diese werden auf das ganze Stadtgebiet gerecht verteilt.“ Hochwassergefahr sieht der Baubürgermeister im Bereich Niederhofen nicht.