Der evangelische Kirchenbezirk schafft eine Stelle, deren Inhaberin sich um die Flüchtlingsarbeit kümmern wird. Mit einer Resolution signalisiert die Synode zudem einheitliche Zustimmung.

Leonberg - Verstärkt in der Flüchtlingsarbeit engagieren will sich auch der evangelische Kirchenbezirk Leonberg. Das wurde auf der jüngsten Bezirkssynode im Leonberger Haus der Begegnung deutlich.

 

„Als Kirchenbezirk werden wir uns zusätzlich zu den oft schon seit vielen Jahren bestehenden Asyl-Arbeitskreisen in der Flüchtlingsarbeit engagieren“, sagte der Dekan Wolfgang Vögele. Es gehe darum, die Menschen willkommen zu heißen und diejenigen, die bleiben, gut zu integrieren.

Unter dem Titel „Projekt Gerschom – Flüchtlinge unterstützen und begleiten“ wird es von Januar 2016 an dafür eine neu geschaffene 50-Prozent-Stelle geben. „Es ist uns gelungen, sie mit der Sozialpädagogin Daniela Blöcher aus Malmsheim zu besetzen, die gegenwärtig in der Spitalschule tätig ist“, so der Dekan. Die neue Mitarbeiterin wird die Ehrenamtlichen und die Kirchengemeinden beim Aufbau von Netzwerken und Strukturen unterstützen.

Unterstützung beim Aufbau von Strukturen und Netzen

Damit soll Flüchtlingen nach dem Aufenthalt in den Gemeinschaftsunterkünften die Integration in der Gesellschaft ermöglicht werden. Der Name des Projekts weist auf den ältesten Sohn von Moses hin und bedeutet ins Deutsche übersetzt: „Ich bin ein Gast geworden in fremdem Lande“ (2. Mose 18,3). Finanziert wird die Stelle vom Kirchenbezirk. Zudem wurde über das Diakonische Werk ein Antrag auf Anfangsfinanzierung bei der „Aktion Mensch“ gestellt.

Vom 1. Januar 2017 an ist laut Diakonatsplan im Kirchenbezirk sowieso ein halbe Stelle vorgesehen, deren Schwerpunkt die Flüchtlingsarbeit bildet. „Angesichts der Dringlichkeit wollten wir aber nicht noch ein Jahr warten“, so der Dekan. Sollte es keine Zusage von der „Aktion Mensch“ geben, wird der Bezirk die Stelle über angesparte Personalkosten allein stemmen.

„Wir sagen Ja zu einem offenen und menschlichen Deutschland, in dem politisch und religiös Verfolgte Schutz bekommen“, so Vögele. Ein großes Dankeschön gebühre allen, die sich engagierten, deshalb wolle der Kirchenbezirk auch klar Stellung beziehen. Einstimmig hat deshalb die Bezirkssynode eine Resolution verabschiedet.

Die Sorgen der Bürger ernst nehmen

Dabei gehe es nicht nur darum, den vielen Ehren- und Hauptamtlichen zu danken, die sich in den Gemeinden und Kommunen für Flüchtlinge, Asylsuchende und andere Benachteiligte mit hohem Zeitaufwand engagieren und die die Arbeit in den Asyl-Arbeitskreisen und in den Netzwerken durch ihre Mitarbeit, durch Spenden und durch ihre Fürbitte unterstützen. Wiederholt wurde in der Beratung für die Resolution auch angesprochen, dass die Sorgen der Bürger ernst genommen werden sollten, die daran zweifeln, dass diese große Herausforderung gemeistert werden kann.

Weil die Unterbringung der Flüchtlinge zurzeit die größte Herausforderung ist, bittet die Bezirkssynode die Kirchengemeinden und die kirchlichen Einrichtungen zu prüfen, ob sie Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zur Verfügung stellen können. Zudem wird an die Gemeindemitglieder und alle Bürger dringend appelliert, Wohnraum nicht leer stehen zu lassen.

Auszüge aus der Resolution der Synode

Christliche Nächstenliebe
„Unser Land, die Landkreise und Kommunen stehen vor großen Herausforderungen, weil so viele Menschen Zuflucht und Schutz suchen in Europa, in Deutschland und auch hier bei uns. Die Verantwortlichen auf allen Ebenen brauchen Weisheit und Menschlichkeit, dass die Sorge aller ernstgenommen und gute Entscheidungen getroffen werden und so diese Situation gemeinsam gemeistert werden kann. Für uns als Kirche geht es darum mitzuhelfen, dass diese oft traumatisierten Menschen hier gut ankommen können und dass es uns miteinander gelingt, die große Aufgabe des Ankommens und dann auch der weiteren Integration zu meistern.“

Sorgen
„Wir schließen uns dem Aufruf unseres Landesbischofs Frank Otfried July an, in dem es Ende September hieß: ,Neben der bewegenden Hilfsbereitschaft ist auch die Sorge vieler Menschen zu spüren, ob die Kraft reicht; die Angst vieler davor, was werden wird. Diese Sorge und diese Angst soll nicht verschwiegen werden. Aber auch nicht unsere Antwort, wo wir Sorgen und Ängste vorbringen: vor Gott selber. Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7).’“

Christliche Nächstenliebe
„Unser Land, die Landkreise und Kommunen stehen vor großen Herausforderungen, weil so viele Menschen Zuflucht und Schutz suchen in Europa, in Deutschland und auch hier bei uns. Die Verantwortlichen auf allen Ebenen brauchen Weisheit und Menschlichkeit, dass die Sorge aller ernstgenommen und gute Entscheidungen getroffen werden und so diese Situation gemeinsam gemeistert werden kann. Für uns als Kirche geht es darum mitzuhelfen, dass diese oft traumatisierten Menschen hier gut ankommen können und dass es uns miteinander gelingt, die große Aufgabe des Ankommens und dann auch der weiteren Integration zu meistern.“

Sorgen
„Wir schließen uns dem Aufruf unseres Landesbischofs Frank Otfried July an, in dem es Ende September hieß: ,Neben der bewegenden Hilfsbereitschaft ist auch die Sorge vieler Menschen zu spüren, ob die Kraft reicht; die Angst vieler davor, was werden wird. Diese Sorge und diese Angst soll nicht verschwiegen werden. Aber auch nicht unsere Antwort, wo wir Sorgen und Ängste vorbringen: vor Gott selber. Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7).’“

Gegen Terror
„Wir verurteilen aufs Schärfste alle Akte des Terrors und der Gewalt. Wir trauern aktuell um die Opfer der Anschläge von Paris, Beirut und Bamako. Wir beten für die Hinterbliebenen, die Verletzten, die Hilfskräfte und alle, die von diesen Gräueltaten, in welcher Form auch immer, betroffen sind. Wir lehnen einen Generalverdacht gegen unsere muslimischen Mitbürger ab“.