Der Tür-, Fenster- und Sicherheitssystemhersteller Geze trennt sich von seinem Fertigungsstandort in Boxberg-Schweigern. Das hat das Familienunternehmen am Mittwoch mitgeteilt.

Leonberg - Der Tür-, Fenster- und Sicherheitssystemhersteller Geze trennt sich von seinem Fertigungsstandort in Boxberg-Schweigern. Das hat das Familienunternehmen am Mittwoch mitgeteilt. „Mit den Arbeitnehmervertretern der Geze-Sonderkonstruktionen GmbH finden Gespräche statt“, heißt es weiter.

 

Der Fertigungsstandort in Boxberg-Schweigern habe über Jahre Verluste erwirtschaftet, heißt es zur Begründung. Die 1998 gegründete Dependance ist auf individuelle Lösungen für den Eingangsbereich spezialisiert. „Über diese Situation kann die Geschäftsleitung am Stammsitz in Leonberg angesichts der mangelnden Kooperationsbereitschaft der zuständigen Gewerkschaft und der unzureichenden Flexibilität der Arbeitnehmervertretung nicht länger hinwegsehen“, teilt Geze mit.

Um dem stärker werdenden Wettbewerb und dem steigenden Kostendruck standhalten zu können, sei mit der Belegschaft eine andere Zusammenarbeit erforderlich. „Daher wurde die Entscheidung getroffen, sich von diesem verlustbringenden Fertigungsstandort zu trennen“, heißt es in der Firmenmitteilung. Die 38 Beschäftigten sind am Mittwoch über diese grundsätzliche Entscheidung informiert worden. „Alle weiteren Schritte werden gemäß den gesetzlichen Vorgaben mit dem Betriebsrat geregelt“, sagte eine Firmensprecherin auf Nachfrage.

Am Standort Schweigern bei Boxberg rumort es, seit Ende 2010 ein Betriebsrat gegründet wurde. Wie die „Fränkischen Nachrichten“ aus Tauberbischofsheim berichten, waren sich die Geschäftsführung und der Betriebsrat in vielen Fragen nicht einig, sodass öfter eine Lösung vor Gerichten gefunden werden musste.

Ein Höhepunkt dieser Auseinandersetzung war ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Betriebsratsvorsitzenden am Standort Boxberg im Sommer vergangenen Jahres. Das Arbeitsgericht Heilbronn hatte es aber abgeschmettert und dem Vorsitzenden und dem gesamten Betriebsrat bescheinigt, ordnungsgemäß gearbeitet zu haben. Der Betriebsratsvorsitzende habe keine grobe Pflichtverletzung begangen.

Elf der 38 Mitarbeiter der Geze-Tochterfirma hatten die Klage eingereicht und dem Betriebsratschef grobe Verstöße vorgeworfen. Das Einzige, was das Gericht monierte, war, dass der Vorsitzende nicht alle drei Monate eine Betriebsversammlung einberufen hatte. Das sei kein so gravierender Verstoß, der eine Amtsenthebung rechtfertige, so der Richter.

Die „Fränkischen Nachrichten“ hatten seinerzeit einen IG-Metall-Sekretär aus Tauberbischofsheim mit der Behauptung zitiert, dass das Engagement der Gewerkschaft der Auslöser für den Streit gewesen sei. Die vom Betriebsrat aufgegriffenen Themen, wie Betriebsvereinbarung zur Überstundenregelung, Entlohnung in Anlehnung an die Tarife im Mutterwerk sowie Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung des Werks in Schweigern, hätten den Unmut der Betriebsleitung heraufbeschworen.

Nach der Gerichtsverhandlung im Juni 2013 stellte der Betriebsrat die Vertrauensfrage und trat geschlossen zurück, um den Weg für Neuwahlen frei zu machen. Gleichzeitig stellte er sich zur Wiederwahl und wurde auch wieder gewählt. Nun hat er die Aufgabe, mit der Betriebsleitung die Abwicklung des Satndortes zu regeln.

Die IG Metall teilt mit, sie führe seit November 2013 mit der Geze-Zentrale in Leonberg Verhandlungen über Arbeitstarife und die Beschäftigungssicherung der Mitarbeiter in Schweigern. Geze sei dazu aber „wenig verhandlungsbereit“. Inzwischen hat sich der Gewerkschaft zufolge herausgestellt, dass Geze in Leonberg eine neue Halle baut, um die Produktion von Schweigern zum Stammsitz zu verlegen. Deshalb plant die IG Metall eine Kundgebung am Donnerstag, 30. Oktober, vor dem Geze-Hauptsitz in Leonberg, und zwar von 12 bis 12.45 Uhr. Zuvor soll ein Demonstrationszug auch am Wohnsitz der Gesellschafter Halt machen.